München: 212,40 statt 88,90 Euro? MVG-Ärger nach MVV-Tarifreform

Statt 88,90 Euro soll Holger Schmidt 212,40 Euro für sein Ticket zahlen. Der Fehler liegt bei der MVG, doch im Kundencenter sind die Schlangen lang.
von  Bettina Funk
Holger Schmidt ist das Jahresabo für das Gesamtnetz berechnet worden – dabei braucht er nur die Zone M+1.
Holger Schmidt ist das Jahresabo für das Gesamtnetz berechnet worden – dabei braucht er nur die Zone M+1. © Bernd Wackerbauer

München - Anfang Dezember erhält Holger Schmidt Post von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Er bekommt seine neue Fahrkarte geschickt, gültig ab 1. Januar 2020. Doch die soll monatlich plötzlich 212,40 Euro kosten – statt 88,90 Euro. Die 212,40 Euro sollen Mitte Januar von seinem Konto eingezogen werden. Der Fehler: Schmidt, der in Dachau wohnt, hat ein Ticket für das gesamte Tarifgebiet erhalten statt nur für Zone M plus Zone 1.

Eine Erklärung, wie dieser Fehler der MVG unterlaufen konnte, hat der 49-jährige Kanalsanierer selbst. "Bei der Jahreskarte muss man ja nur zehn von zwölf Monaten bezahlen", sagt Schmidt. "In diesen Freimonaten kann man das Ticket aber ausweiten lassen auf das ganze Tarifgebiet und das habe ich immer für November und Dezember gemacht", erklärt er.

Normalerweise galt dann ab 1. Januar das neue Ticket aber wieder nur für sein ursprüngliches Abonnement. Das funktionierte heuer nicht – wegen des MVV-Tarifwechsels zum 15. Dezember. Die neuen Geltungsbereiche waren laut MVG nämlich automatisch ermittelt worden.

Hunderte Menschen stehen vor dem MVG-Kundencenter

Vermerkt ist daher auf dem Schreiben, das Holger Schmidt von der MVG erhielt, dass er die Zonen, für die sein Ticket nun gültig ist, noch einmal überprüfen solle und gegebenenfalls im Kundencenter ändern lassen könne. Das versucht Holger Schmidt Mitte dieser Woche. "Am Kundencenter am Hauptbahnhof standen aber Hunderte Menschen an, und die Mitarbeiter waren völlig überfordert", sagt er. "Gegen 17 Uhr kam dann sogar die Polizei, weil so gedrängelt wurde."

Bei der MVG hatte man offenbar mit solchen Problemen und entsprechendem Reklamationsaufkommen gerechnet. "Unser Servicepersonal haben wir um mehrere Dutzend Mitarbeiter aufgestockt", sagt MVG-Pressesprecher Matthias Korte auf AZ-Anfrage. "An zentralen Knotenpunkten sowie insbesondere an den Kundencentern kommen zusätzliche Mitarbeiter zum Einsatz, die die Kunden beraten, ihnen beim Ticketkauf helfen oder Änderungsaufträge annehmen", so Korte weiter. "Die Reklamationen werden in der Reihenfolge bearbeitet wie sie reinkommen."

Die Kunden können sich bis Ende Februar 2020 Zeit lassen 

Als Schmidt im Kundencenter an der Reihe ist, kann die Dame am Schalter ihm nicht weiterhelfen. "Sie hat mein Anliegen in einen Pappkarton geworfen – keine Ahnung, wann das bearbeitet wird. Ich hätte gerne zumindest eine Eingangsbestätigung oder Quittung bekommen, damit ich etwas in der Hand habe."

Dazu Matthias Korte: "Selbstverständlich stellen wir Herrn Schmidts Ticket wie gewünscht um und lassen es ihm per Post zukommen", sagt Korte. Und er fügt hinzu: "Ganz wichtig ist, dass die Kunden sich damit Zeit lassen können. Eine Umstellung des Geltungsbereichs ist bis Ende Februar 2020 möglich." Wem bereits zu viel Geld abgebucht wurde, bekommt dieses laut MVG automatisch zurückerstattet (siehe unten). Neukunden empfiehlt die MVG, ihren Abo-Antrag online im MVG Kundenportal zu stellen.

Auf diesem Weg können voraussichtlich alle Neuaufträge mit Gültigkeitsbeginn 1. Januar berücksichtigt werden, die bis Montag, 23. Dezember, eingehen. 

Lesen Sie hier: Aktion Münchner Fahrgäste - MVV-Streifenkarten kaum zu unterscheiden!

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