München 2080: "Eine fußgängergerechte Stadt"
Die Architektin Christine Röger und ihr Kollege Jochen Stopper haben gemeinsam mit Dr. Isabell Nemeth das Projekt Urbanes Leben 2080 an der TU München durchgeführt. Die AZ hat sich mit den beiden über das Projekt und die Ausstellung der Konzepte zum Leben im Jahr 2080 unterhalten.
AZ: Worum ging es in dem Projekt Urbanes Leben 2080?
CHRISTINE RÖGER: Das war ein Masterprojekt des Lehrstuhls energieeffizientes und nachhaltiges Planen und Bauen der TU München von Professor Lang, in Kooperation mit weiteren Lehrstühlen der TUM. Die Studenten sollten Visionen und Konzepte zur nachhaltigen Entwicklung eines exemplarischen Areals, der Gewofag-Siedlung in Ramersdorf, entwerfen. Die Struktur dort ist beispielhaft für viele Siedlungen in München.
Was waren die besonderen Herausforderungen dabei?
RÖGER: Die Aufgabenstellung war sehr komplex und interdisziplinär. 54 Studenten verschiedener Fachrichtungen haben in elf Gruppen zusammengearbeitet. Sie mussten klimaneutral von der Rohstoffgewinnung bis zum Rückbau sein. Die Studenten mussten darauf achten, möglichst viele nachwachsende Rohstoffe und recycelbare Materialien zu verwenden. Die Studenten sollten über den Tellerrand hinausschauen und auf den Erhalt oder die Verbesserung der Lebensqualität achten.
Was mussten die Studenten im Bezug auf Umweltschutz beachten?
JOCHEN STOPPER: Das war ein sehr wichtiger Aspekt. Im globalen Kontext mussten sie den Klimawandel und dessen Folgen, die Ressourcenknappheit und die Umweltverschmutzung durch Ressourcenabbau und Entsorgung beachten. Im lokalen Kontext sind es viele aktuelle Probleme. Neben einer zu verbessernden Luftqualität, bezahlbaren Wohnraum, Bevölkerungswachstum und damit erforderliche Nachverdichtung.
Was wird sich im Städtebau und in der Architektur verändern?
RÖGER: Es wird nicht mehr gehen, dass die private Wohnfläche weiterhin in dem Maß steigt. Deshalb wird es mehr gemeinschaftliche Nutzung von Wohnraum geben. Und es wird wieder mehr Grünflächen geben. Das kann zum Beispiel in Form von Dachgärten mit Bergblick sein. Die Fassaden bieten sehr viel Potenzial: zur Energieerzeugung oder zum Begrünen. Auch wird es eine größere Nutzungsmischung geben: Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und kurze Wege – alles nah beieinander. Dadurch soll mehr Vielfalt entstehen.
Auf den Bildern sieht es so aus, als wären Rad- und Fußgängerwege, Bahnschienen, und Grünstreifen sehr dicht beieinander. Verspricht das wirklich mehr Lebensqualität?
STOPPER: Im Vergleich zu heute wird es eine Verbesserung sein. Der motorisierte Individualverkehr wird keine große Rolle mehr spielen. Dadurch wird Platz gewonnen, der heute für Straßen genutzt wird. Es wird mehr Fahrradwege geben. Der Straßenraum wird wieder von Fußgängern belebt – München wird eine fußgängergerechte Stadt. Die Menschen können dort ein schönes Flair genießen, dass vielleicht etwas dichter ist, aber dafür fällt die Störung durch unter anderem durch Feinstaub und Lärm der Verbrennungsmotoren weg. Nun werden die fertigen Konzepte in einer Ausstellung im PlanTreff gezeigt.
Für wen ist die Ausstellung interessant?
RÖGER: Ich denke, dass die Ausstellung für jeden interessant ist, der sich für Nachhaltigkeit, Städteplanung oder Architektur interessiert. Eigentlich ist sie aber für jedermann sehenswert und die Studenten haben sich wirklich tolle Ideen einfallen lassen.
Die Ausstellung im PlanTreff, Blumenstraße 31, läuft bis zum 21. Juni 2017. Sie ist immer von Montag bis Freitag jeweils von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
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