München 2024: Das ist jetzt zum Terror-Anschlag auf das israelische Generalkonsulat bekannt

München hält den Atem an, als am 5. September morgens in der Nähe des Königsplatzes Schüsse fallen. Was hinter dem Anschlag auf das israelische Generalkonsulat und das NS-Dokuzentrum steckt.
von  Ralph Hub
Polizisten sichern Spuren vor dem Israelischen Generalkonsulat. (Archivbild)
Polizisten sichern Spuren vor dem Israelischen Generalkonsulat. (Archivbild) © Peter Kneffel (dpa)

München - Mitten in München, zwischen NS-Dokumentationszentrum und dem israelischen Generalkonsulat am Karolinenplatz, fallen am 5. September kurz nach 9 Uhr Schüsse. Hunderte schwer bewaffnete Polizisten riegeln die Umgebung ab.

Jahresrückblick 2024: Der Terror-Anschlag von München – die ersten Schüsse fallen

Kurz vor 9 Uhr stellt der Attentäter, Emrah I. (18) den roten Renault, mit dem er frühmorgens von seinem Elternhaus in Neumarkt am Wallersee (Salzburger Land) aufgebrochen war, in der Nähe des NS-Dokuzentrums ab. Nur Minuten später feuert er die ersten Schüsse aus seinem Karabiner ab.

Emrah I. feuert mehrmals mit dem Schweizer Armeekarabiner auf das NS-Dokuzentrum. Er trifft die Glasfassade und die Tür. Rein kommt er nicht, das Dokuzentrum ist noch geschlossen, gut 45 Minuten später hätte es geöffnet.

Angst rund um den Königsplatz

Der Schütze zieht weiter, er will in ein Gebäude der TU München. Weil er keinen antrifft, verlässt er das Gebäude und wechselt zur Deutschen Akademie der Technikwissenschaften am Karolinenplatz, wo aber auch niemand ist.

Durch eine Parkanlage nähert sich Emrah I. dem israelischen Generalkonsulat. Er versucht, den Sicherheitszaun zu überwinden, scheitert aber. Wenig später taucht der 18-Jährige am Haupteingang des stark gesicherten Geländes auf. Er feuert nach Polizeiangaben zwei Schüsse ab, die Fenster treffen.

Der Terrorschütze Emrah I. mit einer Waffe in der Hand.
Der Terrorschütze Emrah I. mit einer Waffe in der Hand.

Die Ziele des Attentäters

Der Attentäter weiß offenbar nicht, dass das Generalkonsulat wegen des Jahrestages des Terroranschlags auf die israelische Olympiamannschaft von 1972 an diesem Donnerstag geschlossen hat.

Polizisten stellen den Schützen und eröffnen das Feuer

Im östlichen Bereich, außerhalb des israelischen Generalkonsulats, stellen schließlich fünf Polizisten den Schützen. Sie fordern Emrah I. auf, das Gewehr auf den Boden zu legen. Doch der 18-Jährige weigert sich. Es kam zum Schusswechsel. Die Polizisten feuern mit Pistolen und Maschinenpistolen. Der junge Österreicher mit bosnischen Wurzeln stirbt noch am Tatort.

War offenbar Ziel eines Anschlags: Das israelische Generalkonsulat in München. (Archivbild)
War offenbar Ziel eines Anschlags: Das israelische Generalkonsulat in München. (Archivbild) © Peter Kneffel/dpa

In dem roten Renault finden Polizisten eine Munitionsschachtel: Inhalt 50 Patronen, die meisten davon hat der Schütze eingesteckt. Insgesamt soll der 18-Jährige mit seinem Schweizer Wehrmachtskarabiner mindestens neun Schüsse abgegeben haben.

Der rote Renault, in dem der Österreicher nach München gekommen war, wird abgeschleppt. (Archivbild)
Der rote Renault, in dem der Österreicher nach München gekommen war, wird abgeschleppt. (Archivbild) © Lukas-Barth-Tuttas

Wie der Schütze an seine Waffe kam

Seine Waffe gekauft hat er am Tag zuvor über das Internet von einem Privatmann. Der Karabiner wechselt für 350 Euro den Besitzer, dazu kommen noch ein Bajonett für 50 Euro und etwa 50 Schuss Munition. Karabiner gelten in Österreich als Waffen der Kategorie C. Sie sind deshalb frei verkäuflich und müssen erst bis zu sechs Wochen nach dem Kauf bei den Behörden registriert werden.

Polizisten stehen vor dem Israelischen Generalkonsulat. (Archivbild)
Polizisten stehen vor dem Israelischen Generalkonsulat. (Archivbild) © Peter Kneffel (dpa)

So hat sich der Täter radikalisiert

Der Vater von Emrah I. hat seinen 18-jährigen Sohn nach Angaben aus dem österreichischen Innenministerium als psychisch auffällig wahrgenommen. Er hat eine höhere Schule mit Schwerpunkt Elektrotechnik besucht und galt als guter und intelligenter Schüler.

Er sei zum Einzelgänger geworden und sei in der Schule mit Sticheleien und Hänseleien konfrontiert gewesen, heißt es. Emrah I. habe sich im Internet radikalisiert und die Nähe zum IS und der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) gesucht, die inzwischen den syrischen Herrscher Assad stürzte.

Die Fahne Israels weht vor dem Israelischen Generalkonsulat. (Archivbild)
Die Fahne Israels weht vor dem Israelischen Generalkonsulat. (Archivbild) © Peter Kneffel (dpa)

Die Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft München

Eine 50-köpfige Sonderkommission ermittelt. Wie die leitende Oberstaatsanwältin Gabriele Tilmann erklärt, geht die Generalstaatsanwaltschaft davon aus, "dass der Täter islamistisch beziehungsweise antisemitisch gehandelt hat". Von Unterstützern oder Hintermännern ist bislang nichts bekannt. Die Ermittlungen gehen weiter und seien noch nicht abgeschlossen, sagte Sebastian Murer, Oberstaatsanwalt und Sprecher der ermittelnden Generalstaatsanwaltschaft München.

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