Müller und Höflinger: "Wir wissen, wie man backt"
NEUFAHRN Müde sieht Evi Müller aus. Aber sie lacht. Das erste Mal, seit Kontrolleure am 30. Januar das Müller-Werk in Neufahrn schlossen. Das gehörte einst ihrer Familie. Am Donnerstag unterzeichnete sie mit Franz Höflinger Verträge, mit denen sie sofort 148 Filialen und 435 Mitarbeiter übernehmen. „Ich bin sehr glücklich“, sagte sie. „Es fühlt sich an, als ob ich nie weggewesen wäre.“ Antworten auf die wichtigsten Fragen:
Wer sind die neuen Eigentümer? Evi Müller ist die Tochter von Hans Müller, Inhaber bis 2003. Geschäftspartner Franz Höflinger entstammt einer Schwabinger Bäckerfamilie, die 20 Filialen hat. Höflinger backt selbst nicht.
Wann öffnen die Müller-Filialen unter neuer Leitung? Bereits am Dienstag. „Wir bieten hohe Qualität an“, sagt Müller. Am Samstag soll es ein Gespräch mit allen Pächtern geben.
Woher kommen die Semmeln? Die Eigentümer geben sich verschlossen. „Von befreundeten Innungsbetrieben aus dem Münchner Raum“, sagt Höflinger. Es werde nach alten Rezepten gebacken.
Was passiert mit den Mitarbeitern? Die aus den 148 Filialen werden übernommen, acht Läden werden geschlossen, weil sie ab vom Schuss liegen und schwer zu beliefern sind. Die Arbeiter der Produktion sind freigestellt, sollen aber sukzessive wieder eingestellt werden. 100 sollen bald anfangen. „Ohne diese Menschen sind wir nichts“, sagt Müller, „wir brauchen ihr Wissen“.
Was wird aus dem Werk in Neufahrn? Vorerst bleibt es geschlossen. Nach Ostern wird weiter verhandelt, Müller und Höflinger wollen die Produktion übernehmen – selbst wenn die Behörden die Hallen noch nicht freigegeben haben. Erste Gespräche scheiterten an ungeklärten Eigentumsverhältnissen. Baulich wird es Änderungen geben. Die Produktion sei einfach zu groß.
Was, wenn die Übernahme scheitert? „Wir backen auf jeden Fall wieder selber“ sagt Müller, „am liebsten in Neufahrn, sonst gibt es einen Plan B“. Dieser sieht andere Standorte für Backstuben vor.
Wie wird in Zukunft produziert? Verstärkt handwerklich. „Wir brauchen keine Backstraßen“, sagt Höflinger, „wir wissen, wie das per Hand geht“. So werden Brezn in Zukunft wieder von Hand geschlungen.
Wie groß ist der Imageschaden für den Namen „Müller-Brot“? Laut den Eigentümern nicht so groß. Müller: „Wir wissen aber, dass wir uns das Vertrauen Schritt für Schritt hart erarbeiten müssen. Der Name Müller-Brot hat großes Potenzial und Kraft.“ Man werde die Filialen nicht umbenennen. Aber: „Wir überlegen, ob wir das Logo ändern.“
Wie sieht das neue Logo aus? Das ist noch unklar. Eine erste Idee ist, dass in die Müller-Mühle die Initialen „HM“ eingefügt werden – sie standen ursprünglich für Hans Müller. „Jetzt stehen sie für Höflinger und Müller“, sagt Müller.
Warum sollte der Kunde wieder bei Müller kaufen? Evi Müller weist darauf hin, dass beide Eigentümer in Bäckerfamilien groß geworden sind: „Wir wissen, wie es geht, wir wissen, wie es schmecken soll.“ In Zukunft wolle man gläsern sein. Es werde Führungen in den Backstuben geben.
Wie geht es Gründer Hans Müller? „Er hat sich sehr Freude, dass wir sein Werk weiterführen“, sagt Tochter Evi. Dass er 2003 Müller an Klaus Ostendorf verkauft habe, nage aber an ihm. „Er sieht es als die größte Fehlentscheidung seines Lebens an“, sagt seine Tochter.
Wird Müller auch Supermärkte wie Aldi oder Lidl beliefern? Nein. „Wir konzentrieren uns auf die Filialen“, sagt Höflinger.
- Themen:
- Aldi Gruppe