Müller Inn: Stamm-Pension von Freddie Mercury ist pleite

Das berühmte kleine Hotel "Müller Inn" muss wegen Corona schließen. Queen-Legende Freddie Mercury feierte hier einst wilde Partys.
Eva von Steinburg |
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Freddie Mercury während eines Auftritts in London 1985.
dpa 4 Freddie Mercury während eines Auftritts in London 1985.
Die Inhaberinnen des "Müller Inn": Carola und Petra Strohoff.
Sigi Müller 4 Die Inhaberinnen des "Müller Inn": Carola und Petra Strohoff.
Die Zimmer: Schlichte Eleganz, die bald weg ist.
Sigi Müller 4 Die Zimmer: Schlichte Eleganz, die bald weg ist.
So sieht der Frühstücksraum des Hotels noch aus.
Sigi Müller 4 So sieht der Frühstücksraum des Hotels noch aus.

München - Das waren die Adressen im Glockenbachviertel, auch für Queen-Star Freddie Mercury: Wer aus der Schwulenszene zu Besuch nach München kam, übernachtete in der "Deutschen Eiche" oder in der "Pension Eulenspiegel". Mercury soll hier wild gefeiert haben, als er zwischen 1979 und 1985 in München lebte.

Freddie Mercury während eines Auftritts in London 1985.
Freddie Mercury während eines Auftritts in London 1985. © dpa

"Berühmt und berüchtigt war die Adresse in der Müllerstraße. Ich bin sicher, Freddie Mercury und Rainer Werner Fassbinder haben sich hier wohlgefühlt", sagt die Co-Chefin des heutigen "Müller Inn", Carola Strohoff (56).

Wirtin: "Es gibt keine Aussicht mehr für uns"

Die Schwestern Carola und Petra Strohoff haben die berühmte Pension 2016 übernommen und betreiben sie seitdem als Bed- and Breakfast "Müller Inn". Wegen der Corona-Krise müssen sie die legendäre Pension im Glockenbachviertel schließen: Der Mietvertrag ist schon gekündigt. Betten, Leuchten, Vorhänge und das Frühstücksgeschirr - Alles muss raus und steht zum Verkauf.

Die Inhaberinnen des "Müller Inn": Carola und Petra Strohoff.
Die Inhaberinnen des "Müller Inn": Carola und Petra Strohoff. © Sigi Müller

Die Verteilung der Sanitäranlagen wird zum Verhängnis: Die neun Hotel-Zimmer in der zweiten Etage eines Hinterhauses haben keine eigene Toilette. Die sind im Flur. Wegen den geltenden Hygiene- und Abstandsregelungen in der Corona-Krise dürfen die Schwestern seit 30. Mai nur drei Zimmer vermieten. "Wir haben eine sehr hohe Miete, die wir zwar stunden konnten. Von den Einnahmen können wir jetzt nicht einmal Strom und Wasser bezahlen", berichtet Carola Strohoff.

Die Schuldenlast wird zu hoch. "Es gibt keine Aussicht für uns. Wir haben einen Punkt gesetzt. Unser Fehler war, dass wir den ganzen Gewinn in die Renovierung reinvestiert haben", erklärt die Wirtin, "um alles hübsch zu haben." Die Schwestern sind angeschlagen: "Das Furchtbare und Tragische ist: Das war ein gut laufender Betrieb!" Beschuldigen möchten sie aber niemanden für die schicksalhafte Lage.

Die Zimmer: Schlichte Eleganz, die bald weg ist.
Die Zimmer: Schlichte Eleganz, die bald weg ist. © Sigi Müller

Die Hygieneregeln findet Carola Strohoff wichtig: "Wir möchten ja nicht, dass sich jemand bei uns infiziert." Allerdings ist sie schockiert, dass ihr Vermieter nicht mit der Miete heruntergegangen sei.

Umgang mit Corona-Krise: "Die ganze Last liegt beim Mieter"

Unfair findet sie die staatliche Verfahrensweise in der Krise: "Die ganze Last liegt beim Mieter. Der Vermieter, Verpächter oder Grundbesitzer hat eindeutig Rückendeckung vom Staat. Selbst, wenn er Millionen Euro auf dem Konto hat, muss er nicht in der Krise auf Miete verzichten. Selbst wenn das ein Konzern ist, der das sehr wohl für drei Monate könnte. Das wird nie hinterfragt", klagt die Inhaberin des kleinen Familienunternehmens. Von ihrem Vermieter ist sie menschlich enttäuscht.

So sieht der Frühstücksraum des Hotels noch aus.
So sieht der Frühstücksraum des Hotels noch aus. © Sigi Müller

Die bunten Gäste des "Müller Inn", darunter Künstler, Geschäftsreisende, Besucher des "Bellevue di Monaco", des Milla Clubs oder des nahen Münchner Marionettentheaters werden traurig sein. Vier Arbeitsplätze und ein Stück der Vielfalt in der Hotellerie gehen so verloren. Um den Vermietern die Ablöse zu zahlen, hat am Freitag der Inventar-Verkauf zum Schnäppchenpreis begonnen: Viele Sachen, wie Kunstgegenstände und Textilien, sind griffbereit zum Mitnehmen. Ein Souvenir von Freddie Mercury ist jedoch nicht dabei.

Der Verkauf findet noch am Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr in der Müllerstraße 43a (Hinterhaus) statt.

Lesen Sie hier: Kaufhof-Kahlschlag in München - Drei Filialen vor Schließung

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