Müller-Brot-Angestellte: Bald wieder arbeitslos?

Die Pächter und Verkäufer von Müller wurden von der Pleite überrascht. Sie rechnen mit dem Schlimmsten. Die AZ hat mit Betroffenen gesprochen.
von  Jasmin Menrad, Myriam Siegert
Die Verkäuferin Petra Sommer fühlt sich an ihrem Arbeitsplatz hinter der Semmeltheke seit dem Hygieneskandal nicht mehr wohl.
Die Verkäuferin Petra Sommer fühlt sich an ihrem Arbeitsplatz hinter der Semmeltheke seit dem Hygieneskandal nicht mehr wohl. © Daniel von Loeper

Die Pächter und Verkäufer von Müller wurden von der Pleite überrascht. Sie rechnen mit dem Schlimmsten. Die AZ hat mit Betroffenen gesprochen.

München - Seit fast 20 Jahren steht der 54-jährige Golob Stanko hinter der Müller-Theke. Seine Frau ist die Pächterin der Filiale in der S-Bahn-Station Isartor, ihr Sohn hilft auch im Laden. Die Familie Stanko will weitermachen, vielleicht unter neuem Namen. Seit dem Hygieneskandal kommen an die 20 Prozent weniger Kunden. Stanko glaubt, dass das Vertrauen in ein paar Monaten wieder hergestellt sein wird. „Bis dahin müssen wir die Zähne zusammenbeißen“, sagt er. Wenn Müller wieder produziert, freut er sich auf das Brot „Supersonne“. „Wahrscheinlich ist es Gewohnheit, aber das Müller-Brot schmeckt mir halt am besten“, sagt Stanko.

Ganz anders geht es Petra Sommer. Die 49-Jährige ist gefrustet. Ein Jahr lang war sie arbeitslos, bevor ein Bekannter, der Pächter der Müller-Filiale im Einkaufszentrum Motorama, sie im letzten Herbst angestellt hat. Die Negativ-Schlagzeilen um die Großbäckerei lassen sie jetzt um ihren Job fürchten. „Es ist absehbar, dass wir schließen müssen“ sagt sie. „Wir haben etwa 50 Prozent weniger Umsatz, die Marke Müller schreckt einfach ab.“ Erst gestern musste sie eine Getränke-Lieferung zurückgehen lassen.

Petra Sommer hat sich jeden Morgen auf die Arbeit Freude. Mit der Stammkundschaft ist sie per Du. Die letzten Wochen hinter dem Verkaufstresen unter dem Müller-Emblem waren allerdings hart. Passanten riefen ihr im Vorbeigehen zu, sie solle doch lieber heimgehen. „Es kam auch öfter vor, dass jemand nach einer Leberkässemmel mit Kakerlake fragte“, sagt sie. „Da hab ich mich schon mal hinreißen lassen und gesagt ,Entschuldigung, die sind gerade aus’.“

Ein Pächter erzählt, dass er, als er von den Hygienemängeln erfahren habe, sofort alle seine Zahlungen gegenüber Müller-Brot eingestellt habe. Der 31-Jährige ist Vater von zwei Kindern und hat seine Filiale erst vor einem halben Jahr eröffnet, viel Geld hineingesteckt. Jetzt blickt er wie so viele ungewiss in die Zukunft.

 

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