Müll-Bilanz: Die Münchner zerkleinern ihre Kartons nicht

München - "Ihr Müll, unsere Verantwortung", das ist der Slogan, der auf den orangenen Müllautos der Stadt mitfährt. "Er suggeriert etwas Falsches", sagte Kristina Frank (CSU), Werkleiterin des Abfallwirtschaftsbetriebs, am Montag bei einer Pressekonferenz. Müllvermeidung liege in der Verantwortung aller. Und daran will die Stadt arbeiten.
Das erste Müllauto mit Elektro-Antrieb rollt bereits über die Straßen - zur Sicherheit steuert es erstmal nur Wertstoffhöfe an. Bald soll es eine Schnell-Ladesäule am Georg-Brauchle-Ring kriegen, denn daran mangelt es. Im Laufe der Jahre könnten weitere E-Autos folgen.
Abfallwirtschaftsamt will nachhaltiger werden
Die Flügel des zweiten Münchner Windrads drehen derweil auf dem Schlackberg in Fröttmaning ihre Kreise - nun soll die Oberfläche des Berges noch abgedichtet werden, damit kein Methan entweicht und Kröten, Echsen und Wildbienen eine neue Heimat finden, und vielleicht auch Photovoltaikanlagen.
Auch die ersten kaputten Restmülltonnen wurden durch neue Modelle aus Recyclingmaterial ersetzt - soweit lassen sich die Fortschritte bilanzieren, die das Abfallwirtschaftsamt in jüngster Zeit verzeichnet hat. Frank plant für dieses Jahr noch mehr.
Die Digitalisierung zieht beim AWM ein
"Die Digitalisierung ist nicht nur für Corona wichtig", sagte die Kommunalreferentin. Der AWM soll deshalb nicht nur einen neuen Slogan, sondern auch eine neue Webseite bekommen, die, obwohl 100.000 mal im Jahr besucht, immerhin 14 Jahre alt ist.

Damit Müllautos weder zu selten noch zu oft ausrücken, sollen künftig Sensoren die Füllstände von Altkleidercontainern messen. Eine Testphase wird im Frühjahr mit rund 80 Sensoren in Moosach, Nymphenburg, Neuhausen und Laim beginnen.
München will "Zero Waste City" werden
Und schließlich ist da noch die Bewerbung der Stadt München als "Zero Waste City" - das heißt: als eine Stadt, die keinen nicht-verwertbaren Müll mehr produziert. "Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht", sagte Frank - an oberster Stelle stehe die Müllvermeidung. Bei einer Wiederverwertung sollten weder Ressourcen verbrannt noch Schadstoffe freigesetzt werden.
Noch gut ein Jahr hat München für dieses Ziel nun Zeit, im April beginnen die Workshops. Frank hat einige Ideen: So könnte es eine Initiative geben, bei der Münchnerinnen und Münchner ihre eigenen Gefäße zum Einkaufen mitbringen. Nachhaltige Händler könnten mit einem Siegel versehen werden, es geht ums Vernetzen, Reparieren und Wiederverkaufen. Die Homepage www.zerowaste-muenchen.de listet verpackungsfreie Geschäfte und Ideen.
Pappkartons und To-go-Becher sind ein Problem
Ein Blick ins vergangene Corona-Jahr spricht indes nicht für viel Müllvermeidung unter Münchnerinnen und Münchnern. Rund 190.000 Wegwerfkaffeebecher sammeln sich pro Tag in Münchens Mülltonnen, schätzt Frank. Der AWM, zuständig für die Müllentsorgung zu Hause und an den Wertstoffhöfen, hatte im vergangenen Jahr vor allem mit Papierkartons zu kämpfen.
Es sei dabei nicht mehr Papier weggeworfen worden, als in den Vorjahren- dank Digitalisierung wird Papiermüll immer weniger. Doch vielen Münchnerinnen und Münchnern sei es die Mühe nicht wert, ihre Amazon-Kartons zu zerkleinern.