Mr. Pfanni ist tot

Nach kurzer, schwerer Krankheit ist Otto Eckart mit 80 Jahren gestorben.
von  John Schneider
Ex-Pfanni-Chef Otto Eckart, hier mit Ehefrau Brigitte im Jahre 2013, ist am Sonntag verstorben.
Ex-Pfanni-Chef Otto Eckart, hier mit Ehefrau Brigitte im Jahre 2013, ist am Sonntag verstorben. © dpa

Nach kurzer, schwerer Krankheit ist Otto Eckart mit 80 Jahren gestorben.

München Unter seiner Führung entwickelte sich einst am Ostbahnhof die größte Kartoffelküche Europas. Drei Millionen Zentner der Knollengewächse wurden jährlich verarbeitet. Nachkriegskinder in ganz Deutschland wuchsen mit seinen Pfanni-Knödeln auf. Otto Eckart, der die Leitung der Pfanni-Werke im Jahre 1966 von Vater Werner übernommen hatte, ist am Sonntag nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Der Herr der Kartoffeln, Spross einer traditionsreichen Kaufmanns-Familie, wurde 80 Jahre alt.

München verliert mit ihm eine seiner bedeutendsten Unternehmerpersönlichkeiten. Eine Persönlichkeit, die München Jahrzehnte mit geprägt hat und die sich mit ihrem Schaffen völlig identifizierte. Seine Biografie wird Otto Eckart nicht umsonst „Pfanni – mein Leben“ genannt haben.

Otto Eckart schrieb mit Pfanni jahrzehntelang eine Erfolgsgeschichte. Zu den besten Zeiten arbeiteten 1300 Menschen für die Kartoffelpulver-Produktion. Doch auch Eckarts Lebenswerk geriet aufgrund sinkender Nachfrage in die Krise. Die wirtschaftliche Lage des Unternehmens verschlechterte sich Anfang der 1990er Jahre so sehr, dass die Firma im Jahr 1993 verkauft wurde. Pfanni ging an eine Knorr-Tochter (im Jahre 2000 übernahm dann Unilever die Pfanni-Produktion). Drei Jahre später wurde der Produktionsstandort am Ostbahnhof geschlossen. Seine „bitterste Entscheidung“, wird Otto Eckart später schreiben.

Auf dem Pfanni-Gelände entstand danach ein Magnet für Nachtschwärmer. Zunächst Kunstpark Ost, dann Kultfabrik nannte sich die beliebte Ausgehmeile mit ihren vielen Bars und Clubs. Otto Eckart selbst konzentrierte sich auf seine zweite Karriere als Mäzen. Sein Credo: „Es ist die Verantwortung eines jeden Unternehmers, sich auch außerhalb seiner Firma zu engagieren.“

In diesem Sinne arbeitete er nicht nur in vielen Verbandsgremien mit, sondern gründete 1996 zudem eine eigene Stiftung. Die Otto-Eckart-Stiftung hat in den letzten 20 Jahren vier Millionen Euro für die Kinder- und Jugendhilfe, aber auch für den Umwelt- und Naturschutz sowie die Förderung von Kunst und Kultur locker gemacht. Jährlich vergibt sie den Prix International Pour Les Enfants. Als Gründer oder Mitgründer rief Eckart außerdem den Guatemala-Hilfsverein GuatePro, die Münchner Kindl Stiftung für Münchner Kinder und die Tombola für München ins Leben.

Der Honorarkonsul Guatemalas (seit 1974) und erfolgreiche Unternehmer wollte so „seiner gesamtgesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden“, heißt es auf der Stiftungs-Website. Das scheint ihm gelungen. Otto Eckhart bekam unter anderem das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und den Bayerischen Verdienstorden.

Auf dem Gelände des ehemaligen Pfanni-Werkes wurde von Eckarts Stiftung auch ein einzigartiges Museum eingerichtet. Das Kartoffelmuseum versammelt Kunst- und Kulturgegenstände rund um die jahrtausendealte Nutzpflanze. Gesammelt hatten die Exponate Otto Eckart und sein 1997 verstorbener Vater. Das Museum macht aber derzeit eine Pause.

Der Grund: Das Pfanni-Gelände wird zu eimem neuen Werksviertel umgebaut. Der Name Eckart bleibt also dank Sohn Werner, der das Projekt vorantreibt, auch nach dem Tod des Firmen-Patriarchen in München sehr lebendig.

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