Mordversuche in Klinik: Weitere Verdachtsfälle gegen Pfleger!
München - Der 24-Jährige, der bis zu seiner Festnahme im Klinikum rechts der Isar gearbeitet hat, sitzt seit November 2020 in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft München I wirft ihm versuchten Mord in drei Fällen vor. Der Verdächtige könnte, wie am Montag bekannt wurde, noch mehr Patienten auf der Wachstation des Krankenhauses absichtlich falsche Medikamente verabreicht haben.
Bislang Mordverdacht in drei Fällen gegen Pfleger
"In dieser Sache prüfen wir weitere Verdachtsfälle", sagte Oberstaatsanwältin Anne Leiding, Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I, der AZ. "Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren." Wie viele Fälle es inzwischen sind und ob es dabei um weitere Patienten aus dem Rechts der Isar geht, ließ die Staatsanwaltschaft offen.
Dem 24-Jährigen wird vorgeworfen, drei Patienten im Alter von 54, 90 und 91 Jahren aus reiner Geltungssucht mit medizinisch nicht indizierten Medikamenten vorsätzlich in Lebensgefahr gebracht zu haben, um dann bei deren Rettung den Helden zu spielen.
Ein aufmerksamer Oberarzt (38) war im November 2020 stutzig geworden, weil sich der Zustand von zwei Patienten innerhalb weniger Stunden plötzlich und ungewöhnlich stark verschlechtert hatte. Er ordnete Bluttests an. Die ergaben Hinweise auf einen ähnlichen Fall, bei dem der 24-Jährige ebenfalls Dienst hatte.
Der Verdacht: Der Pfleger spritzte den Patienten eine Überdosis eines Medikaments, das nicht verabreicht werden sollte. Spuren dieser nicht verordneten Medikamente wurden im Blut der Patienten gefunden. Welches Medikament verabreicht wurde, wollen Polizei und Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.
Bei der Festnahme durch die Polizei bestritt der 24-Jährige die Vorwürfe. Er macht bisher keine Angaben. Der ausgebildete Altenpfleger aus Nordrhein-Westfalen war im Juli 2020 über eine Zeitarbeitsfirma in die Klinik gekommen und dort vor allem auf der sogenannten Wachstation im Einsatz, einer Zwischenstation zwischen Intensiv- und normaler Station, auf der Kranke rund um die Uhr besonders betreut werden.
Wollte sich der Pfleger vor Kollegen brüsten?
Chatverläufe legen nach Angaben der Staatsanwaltschaft nahe, dass der Pfleger sich mit Reanimationsannahmen brüsten wollte und damit, Menschenleben gerettet zu haben. "Deswegen das Leben eines Menschen zu riskieren, um dann nachher als weißer Ritter dazustehen, das stufen wir natürlich als niedrige Beweggründe ein", sagte Oberstaatsanwältin Anne Leiding nach der Festnahme.
Der Fall erinnert an den des Patientenmörders Niels Högel, den das Landgericht Oldenburg 2019 wegen Mordes in 85 Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt hatte. Er war in Kliniken in Oldenburg und Delmenhorst als Krankenpfleger in der Intensivmedizin tätig und tötete dort nach Feststellung des Landgerichts insgesamt 85 Patienten, indem er medizinisch nicht indizierte Medikamente verabreichte. Dabei soll es ihm darum gegangen sein, sich um die Reanimation der Patienten bemühen zu können und vor Kollegen zu glänzen.