Mordversuch: Sieben Mal auf Spezl eingestochen

München - Worüber sie in Streit geraten sind? Nasim S. (21) weiß es nicht mehr. Doch der unbekannte Streitgrund hätte am 11.12.2014 um ein Haar den Tod eines Menschen zur Folge gehabt. Der junge Afghane ist angeklagt mit einem Küchenmesser fünf Mal auf einen Spezl eingestochen zu haben.
Für die Staatsanwaltschaft ein Mordversuch, denn Nasim S. habe sich heimtückisch ein langes Küchenmesser gegriffen und sein Opfer von hinten angegriffen. Nasim S. habe sieben Mal auf den Kopf und den Oberarm eingestochen und stark blutende Schnittverletzungen verursacht. Dabei sei auch eine Kopfvene getroffen worden.
Der junge Angeklagte schildert die Tat etwas anders: Sein Freund und ein weiterer Spezl hatten in seiner Giesinger Wohnung übernachtet. Am nächsten Tag habe man sich Wodka gekauft und gemeinsam getrunken: „Ich war so betrunken, dass ich nicht mal sitzen konnte.“
Beim Aufstehen sei es dann zu einem Wortwechsel mit dem Opfer gekommen. Das Thema will der Vorsitzende Richter der Jugendkammer Stephan Kirchinger wissen. „Weiß ich nicht mehr“, kommt die Antwort.
Aber er erinnere sich, dass das Opfer ihn geschubst habe. „Ich bin auf das Bett gefallen, er hat mich am Hals gepackt.“ Er befreite sich. „Ich war dann wütend, hatte Angst, dass er mich angreift und spürte, dass ich körperlich unterlegen war.“
Da habe er sich das Messer gegriffen und seinem Opfer damit auf den Kopf geschlagen. Vier oder fünf Mal nach seiner Erinnerung. „Das war ein Fehler. Ich entschuldige mich. Aber ich bin kein Mörder.“
Die Staatsanwaltschaft sieht das anders. Das Opfer konnte sich durch einen Tritt von dem Angreifer befreien und aus dem Appartement fliehen. Im Haus machte ihm niemand auf, also floh der stark blutende Mann auf die Straße.
Statt nun den Notarzt zu rufen, setzte Nasim S. laut Anklage noch einen drauf. Vom Balkon aus sah er sein Opfer mit einem Passanten, der versuchte, dem blutenden Mann zu helfen. Der 21-Jährige habe daraufhin eine leere Wodkaflasche in deren Richtung geworfen. Sie zerschellte nur etwa einen halben Meter entfernt.
Der Prozess wird fortgesetzt.