Mordversuch auf Campingplatz am Langwieder See: Messerstecher vor Gericht

Das Opfer (43) saß nur mit Bademantel, Unterwäsche und Socken bekleidet in seinem Wohnwagen - und wurde von dem Angriff des Nachbarn vollkommen überrascht. Ali R. (54, Namen geändert) ging im Wahn auf Karl B. los, attackierte den Mann mit einem Benzinkanister, mit einem Messer und später sogar mit einer Mistgabel.
Die Staatsanwaltschaft sieht in dem an paranoider Schizophrenie leidenden Maler weiter eine Gefahr für die Allgemeinheit, beantragt die Unterbringung in der Psychiatrie.
Prozess in München: Ali R. will sich nicht äußern
Der Hintergrund laut Antragsschrift: Karl B. bewohnt seit Februar 2020 einen Wohnwagen in der Nähe des Campingplatzes am Langwieder See, wo Ali R. seinen Wohnwagen abgestellt hatte. Doch R. wollte umziehen und plante seit Herbst 2020, das Anwesen des späteren Opfers zu pachten. Im Einverständnis mit dem Eigentümer führte er bereits seit Ende 2020 Renovierungsarbeiten an einem Gebäude dort durch.
So weit, so harmlos. Aber bei Ali R. tauchten zu dem Zeitpunkt laut Staatsanwaltschaft Wahnwahrnehmungen und Denkstörungen auf. Er selbst berichtet beim Prozessauftakt am Montag von akustischen Halluzinationen. Zur Tat wolle ihr Mandant aber keine Angaben machen, erklärt Anwältin Anja Aringer.
Im Zentrum seiner Wahnvorstellungen: Er und seine Kinder würden regelmäßig nachts Opfer von gemeinsamen sexuellen Übergriffen der anderen Bewohner des Campingplatzes seien - allen voran von Karl B.
Deshalb hatte Ali R. nach Überzeugung der Ermittler beschlossen, diesen zu töten. Mit einem Benzinkanister und einem Messer bewaffnet ging er am Morgen des 20. Februar 2021 zu dem Wohnwagen des Opfers, das ihm noch bereitwillig die Tür öffnete.
Benzin ins Gesicht geschüttet
Ali R. schüttete dem überraschten Mann Benzin ins Gesicht und schlug ihm den Kanister auf den Kopf. Es entwickelte sich ein Gerangel, das sich nach kurzer Zeit vor den Wohnwagen verlagerte.
Ali R. ließ den Kanister fallen und griff zum Küchenmesser. Mindestens ein Dutzend Mal stach er damit wuchtig auf den Kopf, Hals und Oberkörper des Geschädigten ein, nahm sich eine Mistgabel und stach erneut zu. Dann erst gelang es dem in den Wohnwagen geflüchteten Opfer, die Tür zu verschließen und einen Notruf abzusetzen. Der 43-Jährige musste notoperiert werden.
Der Prozess wird fortgesetzt.