Mordprozess: Opfer mit 50 Tritten und Schlägen ermordet
München - Einer der drei mutmaßlichen Täter ist inzwischen gestorben. Der nach Frankreich geflohene Ireneusz D. (42) wusste das nicht, als er festgenommen und verhört wurde. Sonst wäre er vielleicht auf die Idee verfallen, dem Toten alles in die Schuhe zu schieben.
Denn die Vorwürfe wiegen schwer. Die Anklage lautet auf Mord in Mittäterschaft. Der 42-Jährige und sein Spezl Kazimierz S. (54) sollen ihr 50 Jahre altes Opfer Jerzy C. in der Nacht zum 26. August 2014 am Flaucher mit äußerster Brutalität zu Tode geschlagen und getreten haben. Laut Anklage ging es dabei um Revierstreitigkeiten zwischen Flaschensammlern.
50 Prellmarken haben die Gerichtsmediziner am gesamten Körper des Opfers gefunden. Dazu großflächige Einblutungen, blutende Wunden und einen Rippenbruch. Todesursache war dann die gebrochene Rippe, die den linken Lungenflügel öffnete und zum Tod durch Ersticken führte.
"Etwa 15 Mal ins Gesicht geschlagen"
Im Mordprozess um den langsamen und qualvollen Tod des Flaschensammlers hat Ireneusz D. zugegeben, dass er Jerzy C. „etwa 15 Mal ins Gesicht geschlagen hat“. 15 Watschn? Nein, das sei heftiger gewesen.
Er habe zugeschlagen, weil ihm das Opfer Geld schuldete, nicht weil der 50-Jährige in seinem Revier Flaschen gesammelt habe. Er selber sammle gar keine Flaschen: „Ich würde mich schämen mit der Hand in den Müll zu fassen“, erklärt er der Strafkammer. Und als der Vorsitzende Richter Norbert Riedmann fragt, wie er denn dann an das Geld für seinen ausgiebigen Alkoholkonsum komme – am Tattag will er viel Wodka und Wein getrunken haben – antwortet der 42-Jährige unverblümt: „Ich stehle.“
Nach ihm habe dann auch Kazimierz S. zugeschlagen. Auch mit einer Krücke. Die habe dieser dabei gehabt, weil ihm die Leute so mehr Flaschen geben würden.
Doch Kazimierz S. hat seinen Tatbeitrag bislang immer abgestritten. Er sei zwar da gewesen, auch sehr betrunken, aber er habe nichts getan. Der 54-Jährige war bereits am Tag nach der Tat festgenommen worden. Ireneusz D. wurde mit europäischem Haftbefehl gesucht und im März in Lyon aufgegriffen und ausgeliefert.
Der Prozess ist auf sieben Tage angesetzt.