Mordprozess mit zweitem Anlauf

In Dessau stehen fünf Litauer vor Gericht, die einen Münchner (39) auf einem Rastplatz zu Tode gefoltert haben. Der erste Prozess in Sachsen-Anhalt war geplatzt
von  Ralph Hub
Die Bildkombo zeigt die Angeklagten (v. l.) Mindaugas L, Svajunas S., Elvadas J. Vytautas L. und Laimonas L. vor Gericht in Dessau.
Die Bildkombo zeigt die Angeklagten (v. l.) Mindaugas L, Svajunas S., Elvadas J. Vytautas L. und Laimonas L. vor Gericht in Dessau. © dpa

München/Dessau - Angeklagt sind fünf junge Männer. Sie sollen Ulf M, einen 39-jährigen IT-Spezialisten aus München, von einem Rastplatz an der A9 verschleppt und in einem Waldstück nahe Coswig (Sachsen-Anhalt) zu Tode gefoltert haben. Gestern begann im zweiten Anlauf schließlich der Prozess gegen die Männer.

Ulf M. wollte ein Jahr in Asien leben. Er verkaufte in München seine Möbel. Den restlichen Besitz wollte er in einem gemieteten Mercedes Sprinter zu seinen Eltern nach Schleswig-Holstein bringen. Ein Toilettenstopp auf dem Parkplatz Rosselquelle an der A9 wurde Ulf M. im Januar 2012 zum Verhängnis.

Fünf Litauer im Alter von 21 bis 31 Jahren zerrten den Münchner laut Anklage in den Lieferwagen. Anschließend fuhren sie mit ihm in ein Waldstück bei Coswig im Landkreis Wittenberg. Die Täter hatten es auf EC-Karte und PIN abgesehen. Sie schlugen und folterten ihr Opfer so lange, bis der 39-Jährige ihnen schließlich die Nummer verriet. Anschließend ließen sie ihr gefesseltes Opfer sterbend im Lieferwagen zurück. Spaziergänger fanden Tage später die Leiche.

Mit der Karte hoben die die Täter 4000 Euro vom Konto des Toten ab. Sie kauften Lebensmittel und Kleidung. Bilder aus Überwachungskameras und die Auswertung von Telefondaten halfen, sie zu fassen. Festgenommen wurden die Angeklagten im Februar 2012 im Landkreis Brandenburg.

Angeklagt wurden die Männer unter anderem wegen erpresserischen Menschenraubes und Raubes mit Todesfolge. Das Schwurgericht Dessau ging im Januar einen Schritt weiter: Es legte den Angeklagten Mord aus Habgier zur Last.

Gleich zum Prozessauftakt kam es zwischen Verteidigung und Staatsanwalt zum Streit. Die Verteidiger argumentierten, die Angeklagten hätten zu spät vom Mordvorwurf gegen sie erfahren. Der Prozess platzte.

Zwei der Angeklagten sind bereits wegen eines weiteren Falls von erpresserischem Menschenraub vom Landgericht Neuruppin zu mehrjährigen Jugendstrafen verurteilt worden. Das Opfer aus diesem Fall überlebte.  

 

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