Mordfall Brunner: Der erste Prozess
MÜNCHEN - Christoph T. (18) soll die beiden Schläger angestachelt haben. Ab Dienstag steht er vor dem Jugendschöffengericht. Der Vorwurf: gefährliche Körperverletzung – ihm drohen vier Jahre Haft
Absperrgitter und Sichtblenden versperren den Weg zum Münchner Gerichtssaal B 177. Polizei und Justizbeamte führen verstärkt Personenkontrollen durch: Sieben Monate nach dem Mord an Dominik Brunner (†50) beginnt am Dienstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit der erste Prozess vor dem Münchner Jugendschöffengericht.
Auf der Anklagebank sitzt Christoph T. (18). Der Vorwurf: gefährliche Körperverletzung. Er war bei dem tödlichen Überfall auf den Manager am Sollner S-Bahnhof nicht dabei. Aber er soll den Streit angezettelt haben. Ihm drohen bis zu vier Jahre Haft. Das Verfahren gegen die Haupttäter Sebastian L. (17) und Markus S. (18) soll voraussichtlich im Juni vor der Jugendkammer beim Landgericht München I stattfinden. Die Anklage lautet auf Mord (AZ berichtete).
Rückblick: Am Nachmittag des 12. September 2009, einem Samstag, hängen Christopher T. und seine beiden Spezln am S-Bahnhof Donnersberger Brücke rum. Sehr aggressiv soll Christopher T. vier 13- bis 15-Jährige angemacht und 15Euro verlangt haben. Bevor er in die S-Bahnlinie 6 nach Tutzing steigt, soll er Sebastian L. und Markus S. noch angestachelt haben: „Zeigt es denen!“
Wenig später fahren Sebastian L. und Markus S. sowie die vier Jugendlichen mit der S7 Richtung Wolfratshausen. Die beiden machen die Gruppe lautstark an. Dominik Brunner, ledig und Vorstand eines Baustoff-Herstellers in Niederbayern, sitzt mit im Abteil. Er will nach Solln in seine Zweit-Wohnung. Dort hält er sich nur an Wochenenden auf, wenn er in München etwas unternehmen will. Sein Hauptwohnsitz ist in Ergoldsbach im Kreis Landshut. Brunner stellt sich schützend vor die Jugendlichen, sagt: „Lasst die Kinder in Ruhe.“ Über das Handy informiert er noch im Zug die Polizei und bestellt sie zum S-Bahnhof Solln. Als die S7 in Solln stoppt, steigt Brunner mit den Jugendlichen aus. Doch Sebastian L. und Markus S. kommen ihnen hinterher und drohen der Gruppe (zwei Mädchen und zwei Jungs) weiterhin mit Schlägen.
Nach Informationen der AZ will der S-Bahnfahrer folgendes gehört und gesehen haben: Brunner soll sein Sakko ausgezogen und die Hemdsärmel hochgekrempelt haben: „Jetzt gibt es Ärger!“ Der S-Bahnfahrer verständigt den Fahrdienstleiter. Er solle die Polizei anrufen.
Zeugen berichteten auch, dass Brunner zuerst zugeschlagen haben soll. Daraufhin seien die beiden Haupttäter völlig ausgerastet. Der angetrunkene MarkusS. (0,89 Promille) und Sebastian L. (0,0 Promille) schlagen Brunner zu Boden, treten gegen dessen Kopf. Brunner stirbt Stunden später im Krankenhaus. 44 Verletzungen ergibt die Obduktion. Markus S. und Sebastian L. werden in einem Gebüsch am Tatort festgenommen. Markus S. droht eine lebenslange Freiheitsstrafe, wenn er nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt wird. Sebastian L. droht eine Jugendstrafe von bis zu zehn Jahren. th