Morddrohung gegen Schlepper-Charly
MÜNCHEN - Er hat nur seinen Job gemacht, nun wird er mit dem Tode bedroht: Drei Tage, nachdem das Münchner Altstadtringfest mit einer knappen Million Besuchern zu Ende gegangen ist, hat ein Angestellter eines Abschleppunternehmens per Post eine anonyme Morddrohung bekommen.
Zusammen mit seinen Kollegen vom Abschleppunternehmen Eichenseher war Charles K. (46) im Vorfeld der Massenveranstaltung am vergangenen Wochenende von der Polizei mit dem Abschleppen von Autos beauftragt worden. Tagelang hatten das Kreisverwaltungsreferat (KVR) und die Polizei darauf hingewiesen: Ab Freitag, 18. Juli, punkt 16 Uhr, durfte in weiten Teilen der City nicht mehr geparkt werden. Die Standlbesitzer brauchten Platz für den Aufbau, das einmalige Fest zur 850-Jahr-Feier musste vorbereitet werden.
Immer wieder hatten die Medien darüber berichtet, das KVR stellte in den Straßen rechtzeitig Halteverbotsschilder auf. Trotzdem erwischte es am Stichtag viele: 77 Autos (darunter auch das von Willy Bogner) wurden abgeschleppt. Ein teurer Spaß, Kosten: Rund 200 Euro plus 25 Euro Knöllchen. Viele Betroffene reagierten mit Wut und Empörung.
Bei einem noch Unbekannten führte der Zorn so weit, dass er eine Straftat beging. Am Mittwoch fand der Angestellte Charly K. (46), der an jenem Freitag elf Autos abgeschleppt hatte, einen Drohbrief in seinem Briefkasten. „Deine Opfer zahlen das Abschleppen und die Strafe. Die werden das verschmerzen. Aber vergessen werden sie es nicht! (...) Von jetzt an kannst Du nie mehr sicher sein, bis ans Ende Deines Lebens, und der Rest Deines Lebens, der hat heute begonnen...!"
Charles K. (Spitzname: Schlepper-Charly) hat so etwas in 26 Berufsjahren noch nicht erlebt. „Wenn die bei jeder Berufssparte, die ihnen nicht passt, so reagieren, tun sie mir Leid. Wir waren nur ausführendes Organ."
Doch seine Frau und seine Kinder (17, 19) leben seit dem Brief in Sorge. Die Kinder zogen erst einmal zu Verwandten, ständig sind Freunde im Haus – „zur Verstärkung". Die Polizei nimmt die Drohung ernst. Sprecher Andreas Ruch: „Wir werden in jedem Fall Ermittlungen einleiten."
Nina Job
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