Mord vor 26 Jahren: DNA-Massentest in München
München - Im Mordfall „Michaela Eisch“, der seit nahezu 26 Jahren die Bevölkerung beschäftigt, erließ das Amtsgericht München einen Beschluss zur freiwilligen DNA-Reihenuntersuchung, der vom 08. bis 10.07.2011 vollzogen werden wird. Die betroffenen Personen erhalten in den nächsten Tagen ein entsprechendes Einladungsschreiben,wie die Polizei informiert.
Betroffen sind Personen, die damals in Berg am Laim im Bereich der erweiterten "Maikäfersiedlung" gemeldet waren. Von den damals etwa 3000 Männern wohnen derzeit noch knapp über die Hälfte (1750) dort. Diese werden zu einer Speichelprobe eingeladen. An die Personen, welche weggezogen sind, werde im weiteren Verlauf herangetreten, heißt es im Polizeibericht.
Der Mordfall:
Am 17.05.1985 meldete ihre (inzwischen verstorbene) Mutter die damals 8jährige Michaela Eisch als vermisst. Das Mädchen verließ an diesem Tag gegen 10.30 Uhr die Wohnung der (ebenfalls inzwischen verstorbenen) Großeltern, um erstmalig allein mit der U-Bahn zur Arbeitsstelle der Mutter in der Münchner Innenstadt zu fahren. Zum vereinbarten Treffen mit der Mutter kam es nicht.
Trotz umfangreicher polizeilicher Suchmaßnahmen blieb das Mädchen die nächsten vier Wochen spurlos verschwunden. Am 14.06.1985 konnte der Leichnam der ermordeten Michaela Eisch in einem Gebüsch bei der Braunauer Eisenbahnbrücke in München aufgefunden werden.
Von diesem Zeitpunkt an übernahm die bereits während der Vermissung eingebundene Münchener Mordkommission die weiteren Ermittlungen. Der Mordfall war bereits Gegenstand umfangreicher Medienberichterstattung und wurde auch im Rahmen der Fernsehdokumentation „Ungeklärte Morde“ verfilmt.
Seit 26 Jahren kein Tatverdächtiger
Trotz der fortlaufenden und umfangreichen Ermittlungen, auch im Rahmen einer Sonderkommission und der Abarbeitung der eingegangenen Hinweise, konnte bisher kein Tatverdächtiger überführt werden. Im Zuge der spurentechnischen Überarbeitung der damals sichergestellten Asservate konnte eine tatrelevante männliche DNA-Spur herausgearbeitet werden. Diese konnte aber bisher keiner Person zugeordnet werden.
Aufgrund des Umstandes, dass zwei Zeuginnen unabhängig voneinander Michaela EISCH mit einem Mann am Tattag im Bereich des Tatortes gesehen haben, wobei beide vertraut miteinander umgegangen seien, könnte der vermeintliche Täter aus dem räumlichen Umfeld von Michaela Eisch stammen. Das bekannte persönliche Umfeld konnte im Laufe der Ermittlungen als Spurenverursacher ausgeschieden werden. Auch ergaben sich keine konkreten Ermittlungsansätze aus der zurückliegenden Veröffentlichung erstellter Phantombilder.
1750 Männer aus München erhalten eine Einladung zum DNA-Test
Nachdem zum jetzigen Zeitpunkt alle Ermittlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, ist im Zeitraum vom 08. bis zum 10. Juli 2011 in einer Turnhalle des Polizeianwesens in der Bad-Schachener- Str. 4 in München die mit richterlichem Beschluss vom 23.03.2011 angeordnete DNA-Reihenuntersuchung geplant. Die Durchführung erfolgt mit Unterstützung des Bayerischen Landeskriminalamtes. Diese richtet sich an damals im erweiterten Bereich der sog. Maikäfersiedlung in München-Berg am Laim gemeldete männliche Personen. Von diesen damals rund 3.000 Personen sind derzeit im Großraum München noch 1.750 aktuell gemeldet und werden in den nächsten Tagen ein entsprechendes Einladungsschreiben erhalten.
An alle anderen betroffenen Personen wird über die für deren Wohnort zuständigen Kriminalpolizeidienststellen im weiteren Verlauf herangetreten. Bei dieser Untersuchung wird den betroffenen Personen ein Mundhöhlenabstrich (Speichelprobe) entnommen und nach Auswertung mit dem Spurenmaterial verglichen. Die Untersuchung ist freiwillig. Das entnommene Material sowie das gewonnene DNA-Muster werden nach dem Vergleich unverzüglich vernichtet.
Die Staatsanwaltschaft München I sowie die Mordkommission München bitten die betroffenen Personen, durch Ihre freiwillige Teilnahme die Ermittlungen sowie die Aufklärung des Verbrechens zu unterstützen.
Für Hinweise, die zur Aufklärung der Tat oder Festnahme des Täters führen, ist bereits seit 1985 eine Belohnung in Höhe von jetzt 5.000 Euro ausgesetzt. Die Auszahlung erfolgt unter Ausschluss des Rechtsweges. Hinweise bitte an das Polizeipräsidium München, Kommissariat 11, Telefon 089 / 29 10 - 0, oder an jede andere Polizeidienststelle.