Mord mit Teppichmesser: Mann geschnappt

Zivilfahnder nehmen in Vaterstetten einen 32-Jährigen fest. Der zweifache Familienvater wird wegen des grausamen Mordes an einer Verwandten gesucht. Sein Motiv: Geldnot
von  Thomas Gautier
Der Zugriff erfolgt um 17.58 Uhr: Zivilfahnder der Polizei nehmen den mutmaßlichen Mörder Georgios A. an der Rastanlage in Vaterstetten fest. Er soll seine Tante mit einem Teppichmesser getötet haben.
Der Zugriff erfolgt um 17.58 Uhr: Zivilfahnder der Polizei nehmen den mutmaßlichen Mörder Georgios A. an der Rastanlage in Vaterstetten fest. Er soll seine Tante mit einem Teppichmesser getötet haben. © Mike Schmalz/Fotolia

München - Das ist er. Die Ortung passt. Das Auto auch. Ein 1er BMW, Kennzeichen OE – für Olpe (Nordrhein-Westfalen). Er parkt auf dem Rastplatz Vaterstetten an der A 99.

Es ist kurz vor 18 Uhr am Donnerstag. Die Streife der Autobahnpolizei fordert Verstärkung an und sperrt die Ausfahrten der Anlage.

Zivilbeamte nähern sich dem Auto. Um genau 17.58 Uhr schnappen sie Georgios A. – den Teppichmessermörder.

Der 32-Jährige leistet keinen Widerstand. Er ist nicht bewaffnet. In seinem Auto finden die Ermittler 9000 Euro in Bar. Sie bringen ihn zur Kripo nach Erding. Dort gesteht er laut Polizei den Mord – den Mord an seiner Tante.

Die 76-Jährige war am Montag in ihrer Wohnung in der Eugen-Richter-Straße in Hagen (Nordrhein-Westfalen) gefunden worden. Ihre Leiche war übersät mit Messerstichen. Einer hatte die Halsschlagader getroffen. Anastasia A. war verblutet – inmitten von Umzugskisten.

Die alte Frau hatte vor, umziehen – in ihr Heimatland Griechenland. Über 30 Jahre lang hatte sie mit ihrer Schwester in der kleinen Wohnung gelebt. Als die starb, erbte Anastasia A. 9000 Euro von ihr. Und beschloss, in den Süden zu ziehen.

Ihr Neffe Georgios A. half ihr beim Packen – nur am vergangenen Sonntag kam er nicht wie versprochen, um ihr zu helfen, sagt Hagens Polizeisprecher Ulrich Hanki. „Er sagte der Frau ab, weil er angeblich keine Zeit und keine Lust hatte.“

Der Vater zweier Kinder kam trotzdem – aber nicht, um zu helfen. Gegen 14 Uhr fuhr seine Frau laut Polizei weg. Laut den Ermittlern setzte sich Georgios A. daraufhin in seinen 1er BMW und fuhr die 45 Minuten von Olpe nach Hagen.

Dort kam es nach ersten Erkenntnissen zum Streit. „Er hatte Schulden“, sagt Hanki. „Er hat gerne gezockt.“ Georgios A. forderte Geld von seiner Tante. Die weigerte sich – da tötete er sie. „Er hat seine Tante mit einem Teppichmesser gemeuchelt und alle Wertgegenstände mitgenommen“, sagt Hanki – auch die 9000 Euro in Bar.

Georgios A. floh nicht nach der Tat – jedenfalls nicht sofort. Er fuhr wieder heim und tat, als ob nichts wäre. Am Montag um 20 Uhr rief der Stahlgießer sogar in der Leitstelle der Polizei an. Er habe seit dem 18. Oktober nichts mehr von seiner Tante gehört, sagt er. Sie reagiere weder auf Anrufe noch auf Schellen. Die Polizei sah daraufhin nach – und fand die Tote in der Wohnung.

Am Mittwoch sollte Georgios A. dazu verhört werden. „Erst hat ihn seine Frau entschuldigt“, sagt Hanki. „Sie sagte, er sei krank, vielleicht könne er aber doch noch kommen.“

Kurze Zeit später rief die Frau nochmal an. Ihr Mann sei verschwunden. Sie habe eine SMS von ihm erhalten. „Er hatte geschrieben, er wolle sich das Leben nehmen“, sagt Hanki. „Und dass es so aussehen sollte wie ein Unfall.“

Die Kripo Hagen fürchtete, dass Georgios A. zum Geisterfahrer wird, um sich zu töten. Sofort ließ sie sein Handysignal orten. So fand sie heraus, dass er in Bayern war. Er fuhr in Richtung Süden, „wahrscheinlich nach Griechenland“, sagt Hanki, „auf jeden Fall aber in Richtung Grenze“. Die Beamten schrieben sein Auto zur Fahndung aus.

Georgios A. behauptet, er habe zum Zeitpunkt der Tat unter Drogen gestanden. Die Polizei glaubt ihm nicht. Die blutige Kleidung habe er versteckt, das Teppichmesser auf der Heimfahrt weggeworfen, sagt Sprecher Ulrich Hanki. Und: Er war genau dann zu seiner Tante gefahren, als seine Frau verschwunden war. Hanki: „Er hat alles getan, um die Tat zu vertuschen“, sagt Hanki.

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