Mord in Neuhausen: Polizei gründet Ermittlungsgruppe "Kristian"

Knapp zwei Wochen nach dem mutmaßlichen Mord an einem 49-Jährigen hat die Polizei eine eigene Ermittlungsgruppe gegründet – und fahndet mit Plakaten. Das LKA hat eine Belohnung ausgesetzt.
von  Lukas Schauer, Ralph Hub
Im dritten Stock dieses Hauses lag die Leiche des 49-Jährigen.
Im dritten Stock dieses Hauses lag die Leiche des 49-Jährigen. © mag

München - Der Mord an einem 49-jährigen Mann aus Neuhausen entpuppt sich zunehmend als harte Nuss für die Ermittler. Noch immer ist unklar, was genau in der Wohnung in der Leonrodstraße 31 geschehen ist: Am 5. November war der 49-Jährige dort tot aufgefunden worden, er wurde nach AZ-Informationen erstochen.

Mittlerweile hat die Kripo die Einsatzgruppe "EG Kristian" gegründet. Kristian ist der Vorname des Toten. Rund zehn Beamte sind unter der Leitung von Peter Klinger, einem der erfahrensten Münchner Mordermittler, zusammengezogen worden, darunter auch Spezialisten der Spurensicherung.

Tötungsdelikt in München: "EG Kristian" ermittelt

Zur Rekonstruktion der Tat haben die Ermittler auch mit Hilfe des LKA Bayern eine digitale Tatortanalyse vorgenommen. Die Experten erstellten ein dreidimensionales Tatortmodell. Dabei werden aus verschiedenen Perspektiven alle Details der Wohnung gescannt und zu einem räumlichen Computermodell zusammengestellt. Dank der Scans entgeht so kein Detail am Tatort. Mit einer Virtual-Reality-Brille lässt sich der Ort später immer wieder betreten und begutachten – so als stünde der Ermittler selbst mittendrin, erklärt ein Sprecher des Landeskriminalamts.

Zudem wurde in der Wohnung des Opfers eine Blutspurenanalyse durchgeführt, die ebenfalls dabei hilft, den Tatablauf zu rekonstruieren. So lässt sich feststellen, wo der Täter stand und wie er bei dem Mord vorgegangen ist.

"Derzeit werden dort insbesondere zahlreiche Personen- und Sachbeweise ausgewertet", so die Polizei. Rund um die Leonrodstraße hat die Polizei am Mittwoch zudem Fahndungsplakate angebracht – auch so sollen mögliche Zeugen angesprochen werden.

Mit diesem Plakat fahndet die Polizei nach dem oder den Tätern.
Mit diesem Plakat fahndet die Polizei nach dem oder den Tätern. © Polizei

LKA setzt Belohnung aus

Das LKA hat für Hinweise, die zur Ergreifung des oder der Täter führen, eine Belohnung in Höhe von 5.000 Euro ausgelobt. Bisher gingen lediglich zwei Hinweise aus dem Umfeld des Opfers ein. "Wir verfolgen momentan mehr als 40 Spuren", sagte der Chef der Mordkommission, Stephan Beer, am Mittwoch. Eine heiße Spur ist offensichtlich aber noch nicht dabei. Man ermittle in alle Richtungen, heißt es im Präsidium.

Das 49-jährige Opfer stammte aus Kroatien, lebte aber seit Jahren in München. Der Mann hatte sporadisch Kontakt mit seiner Familie und war polizeibekannt – wegen Körperverletzung und Verkehrsdelikten. Zuletzt lebend gesehen wurde er am 20. Oktober, ein Bekannter hatte ihn beim Einkaufen getroffen.

Völlig unklar ist das Motiv der Bluttat. Ein Raubmord gilt derzeit als unwahrscheinlich. In der Wohnung sind keine Wertgegenstände verschwunden. Das Opfer war längere Zeit arbeitslos. Abgeklärt wird, ob der 49-Jährige Schulden hatte, die vielleicht jemand bei ihm eintreiben wollte. Einbruchsspuren an der Wohnungstüre gibt es offenbar nicht. Das würde darauf hindeuten, dass der Mann den Mörder selbst hereingelassen hat


Zeugenaufruf: Wer hat im angegebenen Zeitraum im Bereich der Leonrodstraße, Landshuter Allee und Albrechtstraße (Neuhausen) Wahrnehmungen gemacht, die im Zusammenhang mit diesem Vorfall stehen könnten? Personen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich mit dem Polizeipräsidium München, Kommissariat 11, Tel. 089/2910-0, oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.

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