Mord in München: Rätsel um den Erschossenen im Porsche
München - Das Motiv, warum der Münchner Dominik S. (25) getötet wurde, ist für die Mordkommission K11 weiterhin unklar. S. wohnte am Hasenbergl. Sein etwa 100.000 Euro teurer Porsche Panamera stand aber seit Dienstagabend in einem anderen Viertel, im Harthof, in der Hugo-Wolf-Straße in der Nähe der evangelischen Versöhnungskirche im Harthof – und war verschlossen.
Einer Zeugin war der Sportwagen am Mittwoch gegen 7.30 Uhr morgens aufgefallen, weil er in falscher Richtung am Straßenrand parkte. Dominik S. saß am Steuer, sein Gesicht war blutverschmiert. Die Frau rief den Rettungsdienst. Doch die Sanitäter konnten dem 25-Jährigen nicht mehr helfen. Kein Puls, Pupillen starr und die Leichenstarre hatte bereits eingesetzt. Dominik S. ist wahrscheinlich bereits stundenlang tot gewesen.
Die Polizei sperrte die Umgebung sofort weiträumig ab. Zahlreiche Schaulustige drängten sich trotz Coronavirus an den Absperrbändern. Die Spurensicherung durchsuchte den Panamera noch an Ort und Stelle. Das Fahrzeug wurde nun sichergestellt, um es im Labor noch genauer unter die Lupe zu nehmen, vor allem die Sitze, Lehnen, Türverkleidungen und das Armaturenbrett.
"Noch ist unklar, ob der Auffindeort auch der Tatort ist", sagt Polizeisprecher Sven Müller. Auch wie der 25-Jährige getötet wurde, wollen die Mordermittler derzeit noch nicht verraten. Vieles deutet aber auf einen Kopfschuss hin. Das Opfer hatte eine stark blutende Kopfwunde. Polizisten fragten zudem Anwohner, ob sie in den Stunden zuvor in der Nachbarschaft einen Schuss gehört hätten.

Mord: Ein Racheakt im Drogenmilieu?
Der Schütze könnte demnach auf dem Beifahrersitz gesessen haben. Vielleicht hat der Täter Dominik S. bis in die Hugo-Wolf-Straße gelockt. Im Innenraum des Porsche könnten deshalb die DNA des Täters und Faserspuren zu finden sein. Polizisten suchten die Gegend rund um die Hugo-Wolf-Straße ab. Bisher wurden offenbar weder der Fahrzeugschlüssel noch eine Tatwaffe gefunden. Unklar ist auch, wo sich Opfer und Täter begegnet sind. Dominik S. hatte Wurzeln im Kosovo und wohnte am Hasenbergl. Sein Beruf ist noch nicht bekannt. Wohl aber, dass er bei der Polizei aufgefallen war, wegen Diebstahl, Körperverletzung und Drogendelikten. All das lag aber fünf Jahre und länger zurück, wie die AZ erfuhr.
Als die Familie von der Polizei vom Tod des 25-Jährigen informiert wurde, spielten sich erschütternde Szenen ab. Psychologen des Kriseninterventionsteams kümmern sich um die Angehörigen. Am Harthof kursieren Gerüchte, dass der 25-Jährige in illegale Drogengeschäfte verwickelt gewesen sein könnte. Ein anonymer Hinweisgeber behauptete, dass es sich um einen Racheakt im Drogenmilieu handele. Dafür gibt es derzeit aber keine Beweise.
Am Hasenbergl ist die Trauer groß. Nachbarn beschreiben S. als sehr freundlichen Mann, der immer grüßte. Andere berichten wiederum, dass er seinen Sportwagen gerne mitten auf dem Gehweg parkte – und viele Knöllchen kassierte. "Er war oft tagelang nicht da", sagt einer der Nachbarn. Seine Freunde sammelten am Donnerstag in der Nähe seines Wohnorts Spenden für die Familie.
Bis heute ungeklärt: Der Tote im Sportwagen
Mit durchschnittener Kehle wurde Stefan Pecher in der Nähe des Rotkreuzplatzes am Steuer seines Sportwagens gefunden. Fast 24 Jahre liegt der Mord an dem Truderinger Bankierssohn zurück. Der Fall ist noch immer nicht aufgeklärt. Die Ermittler vermuteten damals, dass es um ein missglücktes Drogengeschäft ging.
In der Nacht auf den 10. Mai 1996 wurde Pecher in der Blutenburgstraße vor der Hausnummer 120 in seinem Honda gefunden. Einem Nachbarn war der rote Flitzer aufgefallen, weil er eine Zufahrt blockierte.
Was niemand ahnte: Pecher führte ein geheimes Doppelleben. Nach außen war er der Sohn einer wohlhabenden Bankiersfamilie. Er hatte hochfliegende Pläne, wollte immer an das schnelle Geld. Mal träumte er, mit teuren Luxusuhren zu handeln, manchmal sollte es ein Restaurant sein, das ihn reich macht. Dann wollte er als Makler Luxuswohnungen vermitteln. Seine Handelsfirma dümpelte aber immer vor sich hin.
Seine Familie musste ihn finanziell unterstützen. Um an Geld zu kommen, soll Pecher laut Polizei drei Raubüberfälle verübt haben, darunter einen auf zwei Supermärkte. Zudem dealte er laut Polizei mit Drogen. Der damals 22-Jährige handelte auch mit Waffen. Die Kripo fand eine Maschinenpistole aus Tschechien, eine Pistole vom Typ Beretta sowie Munition für beide Waffen. Pecher hatte zudem eine scharfe Handgranate und zwei Handgranaten-Attrappen.

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