Mord an Exilkroaten - Polizist: Es war eine Hinrichtung
Es war wie eine Hinrichtung. So sagte es im Prozess um die Ermordung eines Exilkroaten in Deutschland ein Polizeibeamter, der damals am Tatort ermittelte. Da seien Profi-Killer am Werk gewesen. Vor Gericht stehen einstige Größen des jugoslawischen Geheimdienstes.
München – Mit der Vernehmung von Polizeibeamten und eines Notarztes hat die heiße Phase im Prozess gegen den früheren jugoslawischen Geheimdienstchef Zdravko Mustac wegen der Ermordung eines Exilkroaten in Deutschland begonnen. Ein Beamter schilderte am Dienstag vor dem Oberlandesgericht (OLG) München, wie er am 29. Juli 1983 zum Tatort in Wolfratshausen gerufen wurde. In einer Garage habe ein Toter gelegen, sagte der heute 57-Jährige. Er habe den Eindruck gehabt, dass hinter dem Mord Profi-Killer stecken. "Mir ist das vom Tatortbild wie eine Hinrichtung vorgekommen", so der Polizist.
Die Bundesanwaltschaft wirft Mustac (72) und seinem Vertrauten, Ex-Geheimdienstgeneral Josip Perkovic (69), vor, die Erschießung des Regimegegners Stjepan Durekovic angeordnet zu haben. Beide sind der Beihilfe zum Mord angeklagt. Initiiert wurde die Tat nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft vom damaligen jugoslawischen Staatspräsidenten Mika Spiljak. Der Staatschef habe verhindern wollen, dass Durekovic Verwicklungen von Spiljaks Sohn in illegale Geschäfte beim staatlichen Mineralölkonzern aufdeckt.
Regimekritische Äußerungen und Veröffentlichungen hätten lediglich vordergründig das Motiv für die Liquidierung von Durekovic gebildet, heißt es in der Anklage. Die Verteidiger der beiden Geheimdienst-Größen von einst zweifeln jedoch die Glaubwürdigkeit von Zeugen an, auf deren Aussagen sich die Anklagebehörde beruft.
In seiner Aussage bekräftigte der damals am Tatort ermittelnde Beamte, dass sich dort auch ein 2008 wegen seiner Beteiligung an dem Mord zu lebenslanger Haft verurteilter Kroate befunden habe. Die Polizei in Wolfratshausen sei angehalten gewesen, ein Auge auf Durekovic zu werfen. Eine Sonderbewachung wegen einer Bedrohung durch den jugoslawischen Geheimdienst habe es aber wohl nicht gegeben.
Als Mustac am vierten Verhandlungstag erstmals in dem Prozess das Wort ergreifen wollte, stoppte ihn sein Anwalt abrupt. Der 72-Jährige zog die Frage an den Polizisten daraufhin zurück. Der nach der Entdeckung des Mordes an den Tatort gerufene Notarzt sagte als zweiter Zeuge vor dem OLG-Staatsschutzsenat aus, das Opfer habe an die zwei Liter Blut verloren gehabt. Er habe Einschüsse im Rücken gesehen und dass dem Mann mit einer Art Axt der Schädel gespalten worden sei. "Ich habe aufgrund der Offensichtlichkeit des Todes eine Leichenschau unterlassen", erinnerte sich der Mediziner an seine 31 Jahre zurückliegende Arbeit am Tatort.
Der Vorsitzende Richter Manfred Dauster beklagte am Dienstag, dass die kroatischen Behörden Ladungen von Zeugen nicht bearbeiteten. "Bis jetzt haben wir erst einen Zeugennachweis erhalten." Es bereite ihm Sorgen, dass sich kroatische Zeugen regelrecht "totstellen", sagte Dauster, fügte ab hinzu: "Wir werden die notwendigen Maßnahmen ergreifen." Er deutete an, dass sich der zunächst bis Ende April 2015 terminierte Prozess bis in den Herbst des kommenden Jahres hinziehen könnte. Das Verfahren wird am kommenden Montag (10. November) mit der Vernehmung weiterer Polizeibeamter fortgesetzt.