Die AZ hat den Mops von Uschi Ackermann bei der Physiotherapie begleitet

Nicht nur Menschen, auch Tiere sind häufig auf Krankengymnastik angewiesen. Etwa der Hund von Käfer-Witwe Uschi Ackermann. Das Geschäft mit der Tier-Krankengymnastik boomt.
von  Leonie Fuchs
Bei der schmerzfreien Lasertherapie muss auch Mops Willy von Ackermann (kl. Bild) eine Brille tragen, um sich vor dem Licht zu schützen.
Bei der schmerzfreien Lasertherapie muss auch Mops Willy von Ackermann (kl. Bild) eine Brille tragen, um sich vor dem Licht zu schützen. © Sigi Müller

München - Schnellen Schrittes trippelt Willy über das Laufband im Wasserbecken. Sein faltiges, freundliches Gesicht mit der kurzen Schnauze hält er stoisch über den Wasserrand. Noch vor vier Jahren wäre eine solche sportliche Aktivität kaum denkbar für ihn gewesen.

Damals sollte der Mops eingeschläfert werden, erinnert sich seine Besitzerin Uschi Ackermann. Die Physiotherapiestunden an der Münchner Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität hätten Erfolg gezeigt, meint die Witwe von Feinkost-König Gerd Käfer.

Ein Mops macht Physio in München: "Seine ehemaligen Besitzer wollten Willy einschläfern lassen"

Der 11,5 Jahre alte Mops hechelt. Einige Minuten harrt der Vierbeiner in seinem Tempo auf dem Unterwasserlaufband aus, bis er abrupt innehält und hüpft. Das Wasser spritzt über das Becken auf Tierärztin Monika Mille, die während des Trainings immer wieder den Puls des Vierbeiners prüft. "Das ist ein klares Zeichen, dass er nicht mehr kann", sagt sie und setzt den Mops, nun in ein Handtuch gehüllt, auf dem Boden ab.

Tierärztin Mille ist während des Trainings auf dem Laufband stets bei Willy.
Tierärztin Mille ist während des Trainings auf dem Laufband stets bei Willy. © Sigi Müller

Willy macht Freudensprünge, als er Boden unter den Pfoten verspürt. Stolz sei er, sagt Ackermann über ihr Haustier, das wild mit dem Schwanz wedelt. Und sie ist es sichtlich auch. Ihren Willy habe die Tierliebhaberin vor vier Jahren aus dem Nürnberger Tierheim gerettet.

"Seine ehemaligen Besitzer wollten ihn einschläfern lassen", erzählt Ackermann. "Zu viele Baustellen – und kein anderer wollte ihn haben."  Der Mops leidet unter einer instabilen Kniescheibe, einer Sehbehinderung und zu dünnen Hinterbeinen, zählt die Tierärztin auf. Mille und ihr Team wollen ihm helfen, sich Kraft anzutrainieren. Tiere wieder fit zu machen, das sei ihr ein Herzensanliegen, sagt sie.

Uschi Ackermann und Mops Willy.
Uschi Ackermann und Mops Willy. © Sigi Müller

Seit vier Jahren besucht Ackermann einmal pro Woche mit ihrem Vierbeiner die Physiotherapie von Tierärztin Mille. Sie gehe mit ihren Tieren schon immer nur zu Spezialisten. "Denn Spezialisten retten Leben", zitiert sie das Motto der Kleintierklinik der LMU. 

So viel kostet eine Physiotherapie-Stunde für Tiere

Zu Milles Patienten zählen auch Hunde und Katzen mit Verspannungen oder Übergewicht. Halter kommen mit ihren Tieren nach operativen Eingriffen, etwa wegen eines Kreuzbandrisses, mit neurologischen, altersbedingten oder sonstigen Problemen. Die Vierbeiner werden ambulant und stationär behandelt.

Eine Therapiesitzung kostet zwischen 90 und 150 Euro. Tier-Krankengymnastik habe in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, sagt Mille. "Haustiere werden genau wie ihre Halter immer älter und auch die Beschwerden werden häufiger."

Mops Willy kennt schon alle Geräte

"Unser Ziel ist es, dass die Tiere wieder schmerzfrei leben können", sagt Mille, die ein Studium zur Tierärztin abgeschlossen hat, sowie eine Ausbildung zur Human-Physiotherapeutin. In der Kleintierklinik der LMU kann sie das Erlernte kombinieren.

Ein Problem in dem Beruf sei generell, dass Physiotherapie für Tiere kein geschützter Titel sei. "Deshalb gibt es eine große Spannbreite an Können in dem Feld, da sollten Patienten vorsichtig sein", warnt Mille. Ihr Team aus ausgebildeten Fachtierärzten arbeite nach den neuesten Studien und mit modernster Technik, wie eben dem Unterwasserlaufband. Es helfe beim Abspecken und unterstütze bei Gelenkbeschwerden.

In den beiden Therapie-Räumen der Klinik sind weitere Geräte aufgebaut – Willy kennt sie alle: ein Trampolin für Stabilisationsübungen, Cavaletti, Gymnastikbälle. Neben dem Bewegungstraining gehören auch Laserbehandlungen, Radiofrequenz- sowie Stoßwellentherapie zu der Stunde.

Auch auf dem Trampolin kennt sich Willy aus.
Auch auf dem Trampolin kennt sich Willy aus. © Sigi Müller

Bevor diese beginnt, muss die kleine Fellnase auf die Waage steigen. "Willy ist ein bisschen zu dick", stellt Mille fest. "Je weniger die Tiere wiegen, desto leichter ist es für sie." Aktuell bringt der Mops 11,2 Kilogramm auf die Waage. "Zwei Kilo weniger würden ihm guttun."

Man dürfe die Leckerlis nicht unterschätzen, so die Tierärztin. "Wir bieten zur Beratung auch eine Ernährungssprechstunde an."  Ackermann grinst. Für ihren Willy würde sie wohl so einiges tun, auch zu viele Gaumenfreuden verteilen. Er habe alles, was man sich von einem Mann wünsche: "Er ist treu, liebevoll, hört gut zu." Leider habe er so viele körperliche Baustellen und noch mehr Arzttermine.

Die Rasse ist stark überzüchtet und hat deshalb oft Gelenkprobleme

Mille und ihre beiden Kolleginnen untersuchen jedes Tier gründlich. "Herz, Lunge, Zahnfleisch, Zähne, Glieder, Rücken – bevor es an die Therapie geht, werden bei der Allgemeinuntersuchung zunächst alle Körperstellen untersucht", erklärt Mille. 

Beim Tasten über den Rücken zittert Willys Haut. Dort habe er häufig Schmerzen aufgrund von mehreren orthopädischen Problemen – "typisch Mops", so die Tierärztin. Die kurzhaarige Rasse ist stark überzüchtet, unter anderem deren Nase wurde künstlich verschmälert.

Mille kennt die Folgen: "Die Rasse leidet häufig unter Wirbelsäulenmissbildungen, Atem- sowie orthopädischen Problemen." Wenn man sich einer solchen Rasse annehme, bedeute dies, Zeit und Geld investieren zu müssen. "Damit das Tier eine möglichst gute Lebensqualität hat und nicht leidet."

Willy freut sich jedes Mal auf die Therapie

Kosten, die es Ackermann Wert sind. Willy helfe das Training. Er freue sich jedes Mal auf die Therapie. "Wir haben bei ihm einen richtigen Fortschritt festgestellt", meint auch Mille. "Die Tiere kommen gerne, weil sie merken, dass es ihnen hilft."

 Zwischendrin gebe es natürlich mal ein Leckerli, trotz Diät. Das gehöre dazu. Das findet freilich auch Willy, der vergnügt das Training beendet hat. "Jetzt ist er mopsfidel", meint Ackermann. 

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