Monatzeder, Nallinger, Hoenning: Drei für den OB-Sessel

Hep Monatzeder (60), Sabine Nallinger (48) und Nikolaus Hoenning (40) wollen grüner OB-Kandidat werden. Beim OB-Forum werben sie für sich – mit recht unterschiedlichem Erfolg
MÜNCHEN 90 Sekunden. So lange hatte jeder der drei grünen Bewerber beim OB-Forum am Donnerstagabend Zeit, auf Fragen zu antworten. 90 Sekunden, um Visionen für München im Jahr 2020 zu skizzieren. Wäre ein „Applausometer“ eingesetzt worden, hätte die Siegerin des Abends rasch festgestanden: Sabine Nallingers Fanclub war offenkundig am besten vertreten im Weyprechthof. Mit der 48-Jährigen standen Bürgermeister Hep Monatzeder (60) und Ex-Stadtvorsitzender Nikolaus Hoenning (40) auf der Bühne. Alle drei wollen von ihrer Partei zum OB-Kandidaten für die Wahl 2014 gekürt werden.
Rund 200 Leute hatten den Weg in den Münchner Norden gefunden. Im Saal saßen viele junge Leute. Allein: Der ursprüngliche Plan, ein gemischtes Publikum aus Grünen und Nicht-Grünen mit dem OB-Forum anzulocken, ging nicht ganz auf. Nur ganz wenige Nicht-Parteimitglieder waren gekommen. Die drei grünen OB-Bewerber zeigten sich beim öffentlichen Wett-Messen gut vorbereitet, hatten Zahlen und Fakten parat. Inhaltliche Unterschiede zwischen ihnen waren kaum auszumachen – wohl auch, weil die zahlreichen angesprochenen Themen jeweils nur kurz abgehandelt werden konnten.
So war es eher der eigene Stil, mit dem die Stadtpolitiker punkten konnten – oder eben nicht. Eine Einzelkritik lesen Sie unten. Die nächste Chance, das Trio zu sehen, gibt’s am Montag beim zweiten und letzten OB-Forum (Kolpinghaus, Adolf-Kolping-Str. 1, Stachus, 19 Uhr).
Hep Monatzeder: Der Staatsmann
Profil/Auftreten: Der Staatsmann in der Runde. Monatzeder betont mehrmals, was gut läuft in der Stadt – und was von (Rot-)Grün alles schon geleistet wurde.
Zukunftsvisionen: Er sieht München als „Motor der Regionalwirtschaft“. Produziert wird vor Ort, die Region ist der Markt. Das gilt für Lebensmittel wie für die Energieerzeugung. München soll ein Kompetenzzentrum für Umwelttechnologie, erneuerbare Energien und Wiederverwertung sein. Weniger Platz für Autos, mehr Platz für Fußgänger und Radlfahrer.
Stärken: Monatzeder macht immer wieder klar: Hier spricht ein Mann aus der Praxis, einer mit Erfahrung.
Schwächen: Er gerät bei manchen Antworten ins Dozieren. Bei der Vorstellung seiner Zukunftsideen bleibt er schwammiger als die anderen Bewerber. Oft blickt er lieber zurück als nach vorn. So führt er zum Beispiel bei der Frage, wie bis zum Jahr 2020 Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen gewährleistet werden kann, die Gleichstellungsstelle ins Feld – die gibt es schon seit den 80er Jahren.
Fazit: Manche in der Partei halten den Berufspolitiker für zu saturiert. Er verkörpert für sie das Gegenteil von Aufbruch. Beim OB-Forum konnte er dieses Image nicht überwinden.
Sabine Nallinger: Die Moderatorin
Profil/Auftreten: Das Energiebündel, das frischen Wind bringt. Enge schwarze Bluse, weißer Rock: Das Klischee einer Öko-Frau sieht anders aus. Nallinger selbst sieht sich als „Moderatorin“.
Zukunftsvisionen: „Patenschaften“ für Neumünchner: Alteingesessene zeigen den Zugezogenen unsere Stadt. Über 30 Prozent der Wohnungen sollen der Stadt gehören. Die Mobilitäts-Karte: Das ist ein Ticket, das für alle Verkehrsmittel gilt – vom Leih-Radl über Car-Sharing (also geteilte Leih-Autos) bis hin zum öffentlichen Nahverkehr. Die „menschengerechte Stadt“ tritt an die Stelle der autogerechten Stadt. „Das Kind wird nicht mehr mit dem Auto in die Krippe gebracht, weil der soziale Druck so groß geworden ist, dass man sich das nicht mehr traut.“
Stärken: Man merkt: Sie will die OB-Kandidatur. Unbedingt. Sie hat viele konkrete Ansätze und Projekte.
Schwächen: Manchmal verhaspelt sie sich im Vortrag noch ein wenig – wenn alle Ideen gleichzeitig rauswollen.
Fazit: Nallinger kann beim ersten OB-Forum deutlich punkten. Sie verkauft sich sehr gut – und, so zeigt der Applaus, sie hat viele Sympathien auf ihrer Seite. Mal sehen, ob das reicht.
Nikolaus Hoenning: Der Revoluzzer
Profil/Auftreten: Der Pirat unter den Grünen. Der Revoluzzer, der von seiner eigenen Partei zuletzt nicht gerade geliebt wurde. (Man erinnere sich an sein umstrittenes Bürgerbegehren für mehr Ganztagsbetreuung oder die „Kaninchen-Affäre“).
Zukunftsvisionen: Citymaut – die Einnahmen daraus sollen zum Beispiel in Kinderbetreuung fließen. Verpflichtung zu Solarzellen auf dem Dach bei Neubauten. Keine hohen bürokratischen Hürden, wenn Bürger sich engagieren wollen! Keiner soll ausgebremst werden.
Stärken: Rhetorisch ist Hoenning stark. Er formuliert seine Ansichten auf den Punkt, wirkt locker und authentisch. Sein Appell für mehr Miteinander und mehr Bürgerbeteiligung kommt gut an.
Schwächen: Er macht keinen Hehl daraus, dass er sich im Rennen um die Kandidatur wenig Chancen ausrechnet. Beim OB-Forum erklärt er immer wieder: „Ich kann vieles unterstützen, was Sabine gesagt hat.“ Er fokussiert sich etwas zu stark auf sein Leib- und Magen-Thema: Kinderbetreuung.
Fazit: Hoenning schneidet beim Forum überraschend gut ab. Trotzdem haftet ihm das Außenseiter-Image an. Und im Vergleich mit Nallinger und Monatzeder scheint seine Themen-Bandbreite geringer.