Monatzeder: "Ich hab gezeigt, dass ich's kann"

Am Freitag wird der grüne Bürgermeister Hep Monatzeder 60. Einer seiner Wünsche: Er will wieder OB-Kandidat werden. Die AZ bespricht mit ihm, warum das nicht so einfach ist
Herr Monatzeder, sind Sie ein Ladykiller?
HEP MONATZEDER: Nein, ich bin kein Ladykiller, im Gegenteil. Ich behandle Frauen immer ganz anständig.
OB Ude hat kürzlich gemeint, Sie würden in die Rolle des Ladykillers gezwungen – weil Sie mit zwei grünen Frauen um die OB-Kandidatur konkurrieren.
Das macht nur deutlich, dass die Grünen eine gute Kandidaten-Auswahl haben. Natürlich wissen wir alle, dass bei Grünen die Frage nach dem Geschlecht eine wichtige Rolle spielt. Aber es ist doch auch klar, dass es auf die Qualität der Person ankommt. Eine Frau wird nicht nur auf eine Position gehoben, weil sie eine Frau ist. Und hier treten zweifellos zwei Frauen an, die Qualität mitbringen.
Trotzdem halten Sie sich für den besten Kandidaten, oder?
Ich behaupte, ich wäre ein guter Kandidat. Ich stehe für Kontinuität in dieser Stadt. Ich habe gezeigt, dass ich's kann als Bürgermeister, ich bin bei den Münchnern nicht unbeliebt und habe klare ökologische Perspektiven. Jetzt muss die Partei entscheiden, ob sie auch glaubt, dass ich die meisten Stimmen bringe.
Am Freitag werden Sie 60 – andere denken in dem Alter an die Rente.
Das mag schon sein. Aber man ist so alt, wie man sich fühlt. Und ich höre mit 60 ja nicht zu denken auf.
2014 sind Sie 63, wäre es nicht an der Zeit Jüngere dran zu lassen?
Natürlich, ich bin immer der Meinung, dass man Jüngere dran lassen soll.
Bloß bei der OB-Kandidatur nicht?
Die entscheidende Frage ist doch: Wer hat die besten Chancen, OB zu werden. Ich habe sie für mich geklärt, die Partei muss sie noch klären.
Die Stadtvorsitzenden sind 26 und 28 Jahre alt – ist das nicht ein deutliches Zeichen, dass Ihre Partei eine Verjüngung will?
Das ist erst einmal ein Zeichen dafür, dass junge Leute in den 20ern sehr wohl solche Positionen bekleiden können. Aber noch mal: Die entscheidende Frage bei der OB-Kandidatur ist die Qualifikation. Wenn es nur ums Geschlecht oder das Alter ginge, wäre ich aus dem Rennen. Aber so weit sind die Grünen auch, dass diese beiden Punkte nicht die allein selig machenden sind.
Die Grünen wollen Ihren OB-Kandidaten bei Casting-Shows mit allen Bewerbern finden – Sie halten das für ein Kasperltheater und machen nicht mit. Was passiert jetzt?
Ich werde mich demnächst mit den grünen Stadtvorständen zusammensetzen. Ich habe gesagt: So wie diese OB-Foren jetzt angedacht sind, mache ich nicht mit. Noch ist aber nicht klar, wie sie genau ablaufen sollen. Da gibt es unterschiedliche Ausgestaltungsmöglichkeiten. Deshalb müssen wir uns zusammensetzen.
Das klingt, als suchen Sie nach einem Schlupfloch, um doch dabei sein zu können.
Wie ich es mache, ist es falsch. Wenn ich mich den Foren verweigere, wird mir unterstellt, ich sei eine arrogante Diva. Ich sei zu selbstherrlich, um überhaupt anzutreten. Wenn ich nun doch mitmache, wird das auch kritisiert. Ich werde das also einfach so entscheiden, wie ich es für richtig halte.
Mit Ihrer Verweigerung haben Sie die Basis erst einmal ganz schön vor den Kopf gestoßen, oder?
Das ist so. Aber ich habe bei einer Stadtversammlung auch erklärt, warum ich das getan habe. Wenn die bisherige Form der Foren nicht verändert wird, gehen alle Kandidatinnen und Kandidaten beschädigt daraus hervor.
Fürchten Sie, ein dauerhaftes Nein zu dem OB-Casting kostet Sie die Kandidatur?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was meine grünen Freundinnen und Freunde an mir finden. Ob wirklich der Wunsch nach einem Wechsel besteht – all das weiß ich nicht.
Einer wird auf jeden Fall beschädigt aus dem Kräftemessen um das Casting herausgehen - Sie oder die Stadtspitze der Partei.
Einer ist am Schluss der Verlierer. Es sei denn, wir finden einen Kompromiss.
Wie könnte der aussehen?
Darüber möchte ich zuerst mit den Stadtvorsitzenden sprechen.
Wenn Sie jetzt doch mitmachen, wird es heißen, Sie seien eingeknickt.
Das kommt drauf an, wie der Kompromiss nachher ausschaut. Es darf halt nicht das Gleiche rauskommen, was jetzt im Raum steht.
Wer im Gegensatz zu Ihrer Partei fest zu Ihnen steht, ist Ihr Freund Christian Ude. Er sagt, Sie würden „nach allen Regeln der Kunst demontiert“. Allerdings könnte eine grüne OB-Kandidatin der SPD vielleicht auch gefährlicher werden als der altbekannte Hep, oder?
Das kann man so erklären - aber auch anders.
Ein bisserl mehr könnten Sie dazu jetzt schon sagen.
Ich höre das nicht nur von Christian Ude. Auch viele aus der Bevölkerung sagen: Wie können die Grünen nur mit einem bekannten Grünen so umspringen? Es ist immer blöd, über sich selbst positive Sachen zu sagen. Aber die Leute kommen und meinen: Sind die Grünen blöd? Sie sind der Einzige, der eine Chance hat.
Vielleicht sind Sie ja gar nicht der Einzige. Schätzen Sie die Chancen einer jüngeren, grünen Frau so niedrig ein?
Fragen Sie mich was anderes.
Ich möchte Sie aber zu Ihrer Einschätzung fragen.
Dazu möchte ich aber nichts sagen.
Sie sind Hobby-Taucher, Tänzer, Schlagzeuger - haben Sie denn wirklich keine Lust auf den Ruhestand?
Das habe ich mir oft überlegt. Aber für mich wäre es noch eine reizvolle Aufgabe, OB dieser schönen Stadt zu sein. Ich habe kein Interesse mehr daran, zweiter oder dritter Bürgermeister zu werden. Mein Angebot für die Münchner würde nur stehen als OB - und sonst für nichts. Das wäre eine Herausforderung. Wenn die nicht kommt, kann ich mir das Ganze ruhig und vergnüglich von außen anschauen.
2014 - eine Riesenchance für die Grünen? Oder für Sie?
Ich schau nicht nur egoistisch auf mich selber. Ich will grüne Politik umsetzen. Es ist eine Riesenchance für die Partei, aber für mich natürlich auch.