Interkulturelle Fortbildungen, Qualifizierungen für Langzeitarbeitslose, Förderunterricht an Schulen – was in der Stadt alles für die Chancengleichheit von Migranten getan wird.
MÜNCHEN Es ist noch nicht lange her, da spaltete Thilo Sarrazin mit seinen Thesen zur Integration das Land. Das ganze Land? „Wir führen hier in München keine aufgeregten Debatten“, meinte Bürgermeisterin Christine Strobl gestern bei der offiziellen Vorstellung des ersten Münchner Integrationsberichts.
Das Dokument, über das die AZ schon berichtete, benennt klar die Defizite – etwa im Bildungsbereich. Trotzdem bilanzierte auch Bürgermeister Hep Monatzeder: „Die Integration ist viel besser als ihr Ruf.“ 36 Prozent der Münchner haben Migrationshintergrund – was wird getan, damit sie die gleichen Chancen haben wie alle anderen?
Integrationskurse
: Seit 2005 sind sie Pflicht. Sie werden aber auch stark von Menschen nachgefragt, die seit Jahren in Deutschland leben und freiwillig teilnehmen. Bis 2009 gab es in München 16965 Kursbesucher – mehr als die Hälfte waren nicht zum Mitmachen verpflichtet.
Stadtverwaltung
: Die Landeshauptstadt ist einer der größten Arbeitgeber in München – mit 30000 Beschäftigten. 2000 davon besuchten in den vergangenen drei Jahren „interkulturelle Fortbildungen“. Nächstes Jahr sollen auch Rettungsassistenten der Feuerwehr geschult werden. Thema: Wie können sie in Notsituationen beruhigen? Wie funktioniert der Umgang mit größeren Gruppen von Angehörigen? Gleichzeitig versucht die Stadt, verstärkt Azubis mit Migrationshintergrund einzustellen. Insgesamt liegt der Anteil an ausländischen Beschäftigten bei 9,9Prozent. Im gehobenen und höheren Dienst sind es allerdings nur zwei Prozent. Da ist deutlicher Nachholbedarf.
Arbeitsmarkt
: Migranten sind doppelt so oft von Arbeitslosigkeit betroffen wie Deutsche ohne ausländische Wurzeln. Mit dem Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramm werden Langzeitarbeitslose für den Arbeitsmarkt qualifiziert. Kostenpunkt: 27 Millionen Euro. Eine Beratungsstelle im Sozialreferat zeigt außerdem Wege, wie ausländische Qualifikationen für den Arbeitsmarkt genutzt werden können.
Bildung:
Mehrere Projekte setzen sich für mehr Chancengleichheit ein. So wie das der Stiftung Mercator: Seit 2009 gibt es an 20 Münchner Schulen Förderunterricht für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Dabei helfen Lehramtsstudenten kleineren Schülergruppen. lj