Monatzeder: Dauer-Hep und ein grüner Jungspund

Eigentlich wollte Bürgermeister Monatzeder ja endgültig aufhören – doch jetzt steht er wieder  auf der grünen Kandidaten-Liste für den Stadtrat.
von  Ferdinand Otto
Die Top 4 von der grünen Stadtratsliste (v. l.): Gülseren Demirel, Florian Roth, OB-Kandidatin Sabine Nallinger und Paul Bickelbacher.
Die Top 4 von der grünen Stadtratsliste (v. l.): Gülseren Demirel, Florian Roth, OB-Kandidatin Sabine Nallinger und Paul Bickelbacher.

München - Der Eine, 62 Jahre alt, seit 1990 ununterbrochen im Stadtrat, hievt sich auf Platz 18 im vierten Wahlgang – mit wenigen Stimmen Vorsprung. Der Andere, jung, Student, Michel-aus-Lönneberga-Grinsen, Sprecher der aufmüpfigen Grünen Jugend, erobert Platz acht auf Anhieb.

Die Münchner Grünen wählten Hep Monatzeder, der überraschend erneut kandidierte, und Dominik Krause, dem wohl wenige diesen Erdrutschsieg zugetraut hätten, auf ihre Stadtratsliste.

Und so sagt die Listen-Aufstellung am Samstag zwar wenig über die zukünftige Richtung, dafür viel über den aktuellen Zustand der Öko-Partei aus: irgendwo zwischen Gorleben und Glockenbach, zwischen arriviert und hungrig. Auf der Versammlung im dunkel getäfelten Hofbräukeller reihten sich Macchiato schlürfende Mütter an ergraute Friedensbewegte, junge Rebellen an alte Realos.

Traditionsbewusst dauerte bei den Grünen fast zwölf Stunden, was andere Parteien noch vorm Mittagessen erledigen. In guter grüner Manier wird über jeden der ersten 20 Listenplätze einzeln abgestimmt – Bewerbungsreden, Fragen an die Kandidaten, Kampfkandidaturen inklusive. „Basisdemokratie braucht lang, macht aber auch richtig Spaß“, sagt Katharina Schulze, Parteichefin der Grünen.

Am Schluss stehen 80 Kandidaten für den Stadtrat, besonders die vorderen 15 sind aussichtsreich. Die eigentliche Überraschung des Abends gibt’s aber auf Nummer 18.
Hep Monatzeder, dritter Bürgermeister, der sich eigentlich nächstes Jahr aus der Politik zurückziehen wollte, drängt doch wieder in den Stadtrat. In einem Wahlkrimi setzte er sich, denkbar knapp, erst im vierten Wahlgang durch.

Noch im Juli letztes Jahr hatte Monatzeder in der AZ postuliert: „2014 ist mit der Stadtpolitik Schluss.“ Also wieder ein Polit-Profi, den das Kommunale einfach nicht loslässt?
Gegenüber der AZ erklärte Monatzeder seinen Sinneswandel: „Noch kurz vor der Wahl war ich mir nicht sicher. Aber der Zuspruch aus der Bevölkerung war einfach so stark.“

Er wolle aber nicht wieder für höhere Ämter kandidieren. „Bürgermeister oder Fraktionsvorsitzender, dafür bin ich nicht mehr zu haben“, sagte Monatzeder. Er werde sich ins Glied einordnen und hinter die Partei stellen.

Wenige Stunden vor Monatzeders Wahl hatte OB-Kandidatin Nallinger das Grüne Abstimmungsverhalten so beschrieben: „Schwarmintelligenz, aber immer für eine Überraschung gut.“
Und eine weitere Überraschung gönnten sich die Grünen: Der junge Dominik Krause, stürmt auf Platz acht – mit der absoluten Mehrheit im ersten Wahlgang, für die Grünen ungewöhnlich.

Kandidatenlisten sind oft Zerrbilder der Parteispitze – die grüne Basis wählte gestochen scharf.

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