Modulares Parken: Eine Lösung für Münchens Platzprobleme?

Ein Architekt hat zusammen mit einem Parksystem-Hersteller ein modulares Parksystem entwickelt, das Platzprobleme in Städten lösen soll. Auch für München sehen die Partner das System als geeignet.
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Unten wird geparkt, oben gearbeitet, gewohnt oder gemeinschaftlich verwaltet: Das modulare Konzept soll Platzprobleme lösen.
Unten wird geparkt, oben gearbeitet, gewohnt oder gemeinschaftlich verwaltet: Das modulare Konzept soll Platzprobleme lösen. © Heller Architekten

München - Der fließende Verkehr ist in Städten eine Herausforderung für Planer, parkende Autos sind eine zweite. Denn stehende Autos blockieren urbane (Frei-)Flächen und sind aufgrund ihrer Verkehrsfläche deutlich "schlechter" als etwa Fahrräder. Viele Stadtplaner tüfteln an Konzepten, wie Städte Autofrei werden können. Dazu gehört auch, stehende Fahrzeuge mitzudenken. Sprich: Wie umgehen mit Parkplätzen?

Und auch wenn das eigene Auto in der Großstadt von morgen eine immer kleinere Rolle spielen mag – Carsharing, E-Scooter und E-Bikes werden weiterhin Platz benötigen. Raum ist in Metropolen eine knappe Ressource. Die Konkurrenz um die Verkehrsfläche wird sich in Zukunft weiter verschärfen. Wenn Städte zukunftsfähig bleiben wollen, müssen sie Parken neu denken. 

Der Architekt Marcel Heller ist davon überzeugt, dass Parkraum viel mehr sei, als eine bloße, eindimensionale Nutzfläche. Heller hat zusammen mit dem Parksystem-Spezialisten Wöhr ein modulares Parksystem entwickelt, das modular und oberirdisch in Gebäude integriert werden kann. "Was wäre, wenn wir Parken als Teil Lebens mitdenken – und einen intuitiven, integrativen Parkraum mit Mehrwert schaffen? Wie wäre ein Gebäude, das am Eingang zum Wohnquartier den Individualverkehr abfängt und Nutzungen anbietet, auf die man vor oder nach dem Parken  gerne zurückgreift?", umreißt der Architekt die zugrunde liegende Fragestellung.

Modulares Parksystem soll Platzprobleme lösen

Ferhan Niepelt von Wöhr Autoparksysteme hebt die Vorteile der technischen Innovation hervor: Da die Fahrzeuge automatisch von einem Liftsystem transportiert werden, seien keine Rampen, Straßen und Wege nötig. Demnach benötige man etwa 60 Prozent weniger Parkfläche. "Diesen Platz können wir für sinnhafte Nutzungen verwenden, die dem Stadtteil einen Mehrwert bieten."

Der Architekt hat nun eine Studie eines modular genutzten Quartiers-Hub vorgestellt, die eine Vielzahl von Nutzungen integriert: "Wir haben eine vollautomatische Parkgarage mit additiv eingefügten Angeboten konzipiert. Die Bewohnerinnen und Bewohner eines Quartiers sollen hier alles finden, was sie im Alltag brauchen."

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Während eine Paketstation und eine Radlwerkstatt inzwischen schon vielfach in Parkhäusern integriert werden, kann der Quartiers-Hub von Heller weitreichender auf die Bedürfnisse der Menschen zugeschnitten werden: Von der Kita über das Fitness-Studio bis zum Jugendzentrum und der Skate-Anlage sei alles denkbar. Auch Kulturräume wie Kunstateliers, Kinosaal oder Bandproberäume ließen sich nach Hellers Meinung baulich sehr gut integrieren.  

Wenig erinnert an klassische Parkgaragen

Im Außenbereich können Boulderwände entstehen, die Fassade ist begrünt, auf dem Dach gibt es "Urban Gardening"-Gemeinschaftsflächen - wenig erinnert in dem Konzept an herkömmliche Parkgaragen.

Derzeit ist das Konzept eine Studie, doch Heller und seine Kollegen würden in München gerne ein Pilotprojekt starten. Ein erster virtueller Workshop mit Vertretern aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Verwaltung, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur fand bereits statt, um das bislang noch nicht veröffentlichte Konzept des Quartiers-Hub kennenzulernen und zu diskutieren. 

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Nach Meinung von Ferhan Niepelt ist München mit seinen aktuellen Stadtentwicklungsprojekten  ein idealer Ort, um ein Pilotprojekt auf den Weg zu bringen. Die zahlreichen neu zu entwickelnden Wohngebiete am Stadtrand erfüllen viele passende Rahmenbedingungen. "Wo bisher nichts als Brachland und Acker ist, wünscht man sich attraktive Quartierszentren mit vielfältiger Infrastruktur, kleinen Läden, Freizeitangeboten und kulturellen Erlebnissen. Aus der Vergangenheit weiß man, wie schwer es ist, auf der grünen Wiese urbane Zentren zu schaffen, die von den Menschen angenommen werden", so Niepelt. 

Erfahrung mit solchen Pionierprojekten in München hat seine Firma durchaus:  Die erste vollautomatische Anwohnertiefgarage Deutschlands wurde 2006 mit Wöhr + Bauer in der Donnersberger Straße eröffnet. Ein Projekt, das vom Bundespräsidenten zum "ausgezeichneten Ort" der "Land der Ideen"-Aktion erklärt wurde.

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29 Kommentare
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  • 1Muenchner am 09.08.2021 22:41 Uhr / Bewertung:

    Warum wird die Verkehrswende mit 100% ÖPNV scheitern?

    Beispiel: von Großhadern (Wastl-Witt-Str.) zur TU München:
    MVV: 42 Minuten
    Rad: 33 Minuten
    KfZ: 16 Minuten
    Damit verliert man täglich zwischen 34 und 52 Minuten oder knapp 6% Lebenszeit. Und wenn man dann noch Kinder irgendwo abholen muss, sitzt man nur noch im ÖPNV herum.

    Der größte Witz: von Augsburg HBF dauert die Strecke nur 54 Minuten. Da gewinnt die Bahn.

  • Radler22 am 10.08.2021 00:36 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von 1Muenchner

    Das mit den 100% ÖPNV habe ich anscheinend verpasst - wo wird das nochmal gefordert? Und das Thema "verlorene Lebenszeit" ist zum einen eine sehr individuelle Einschätzung, die zum anderen sehr davon abhängt, wie man diese Zeit tatsächlich nutzt. Persönlich nutze ich z.B. den Arbeitsweg zur sportlichen Betätigung (Rad) oder zum Arbeiten/Lesen/Entspannen (ÖPNV). Das Fahren eines KFZ mit der dafür nötigen Aufmerksamkeit würde ich eher als "verlorene Zeit" ansehen; mehr als Musik hören und mit Einschränkung telefonieren ist da nicht möglich (das mag mit echt autonomen Fahrzeugen wieder etwas anders aussehen). Nur, wenn ich mit dem KFZ wirklich schneller am Ziel bin und mit der eingesparten Zeit etwas besseres anfangen kann als Sport/Arbeit/Lesen/Entspannen, könnte das attraktiv werden.

  • Der AndiChrist am 10.08.2021 06:26 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von 1Muenchner

    Das ist natürlich eine "bahnbrechende" Erkenntnis von Ihnen, dass der ÖPNV nicht von überall nach überall fährt, und zwischendurch auch noch ständig anhält, um an Stationen die Sie nicht interessieren Leute ein- und aussteigen lässt, um Ihre wertvolle Lebenszeit zu klauen. Am besten ziehen sie zur TU um noch mehr Zeit zu sparen. 6% Lebenszeit! Was könnten Sie derweil damit anfangen? Die Welt retten? Ein Buch schreiben? Das ÖPNV-Netz neu planen?

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