Modeunternehmen: Lodenfrey im Wandel der Zeit
Mehr als ein Modehaus: Das Traditionsunternehmen Lodenfrey feiert 175. Jubiläum.
"Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern." André Malraux, Schriftsteller
München - Genau 250 Gulden hatte der 21-jährige Halbwaise Johann Georg Frey in der Tasche, als er 1842 aus dem württembergischen Nest Klingenstein bei Ulm nach München kam. In die bayerische Residenzstadt, die neben dem königlichen Glanz damals schon eine modische Szene bieten konnte.
250 Gulden hatte seine Mutter, eine Tuchmacherwitwe, ihm in den Ranzen gepackt. Das entsprach dem Gegenwert von 250 Pfund Forellen. Heute wären es etwa 3000 Euro. Mit diesem Geld, und das hätte wohl auch seine Mutter nie zu erahnen gewagt, startete der junge Bursche eine Weltkarriere. Er mietete sich in der Adalbertstraße ein und kaufte eine Produktionslizenz.
Die Geschäfte laufen prächtig
Mit seinen zehn Webstühlen ließ er feinste Wollstoffe produzieren – die Reichen und Adeligen wurden schon bald auf ihn aufmerksam. Als Kronprinz Maximilian Marie von Preußen in München heiratet, kleidet sich die Society mit Tüchern von Lodenfrey ein.
Die Geschäfte laufen schnell so prächtig, dass sich Johann Georg Frey, frisch verheiratet mit seiner Marie, eine vierstöckige Immobilie am Schrannenplatz, dem späteren Marienplatz, kauft. Umgerechnet zahlte er 600.000 Euro.
Frey wird zum Liebling der Schickeria – und von Maximilian II., der nun König ist.
Es geht weiter steil nach oben: 1868 zieht der Mode-Macher ins heutige Lodenfrey-Stammhaus in die Maffeistraße um. 1878 erfindet sein Sohn, Johann Baptist Frey, den ersten wasserabweisenden Loden. Eine Welt-Sensation.
Darauf folgt die Katastrophe: Ein Bombenangriff zerstört 1944 das Verkaufshaus, der gesamte Gebäudekomplex brennt bis auf die Außenmauern ab. Auch die Fabrik in der Osterwaldstraße wird vernichtet. Waren im Wert von 1,5 Millionen Mark verbrennen.
In einem Haus in der Kaufingerstraße wird trotzdem in gemieteten Räumen weiterverkauft, bis auch dieses 1945 durch Bomben zerstört wird.
2005 kommt das erste Nicht-Familienmitglied in die Geschäftsführung
Der Frey’sche Schwiegersohn Karl-Erich Nagel übernimmt nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft die Leitung des Geschäfts. In den nächsten Jahren wird alles wieder aufgebaut. Umgebaut wird auch in der Geschäftsführung. 1971 löst der heutige Miteigentümer Ralph-Michael Nagel mit seinen Geschwistern den Vater ab. Später übernimmt er die Anteile der Schwester, Bruder York-Thomas ist heute noch Gesellschafter. Ralph-Michael Nagel beteiligt 2005 als erstes Nicht-Familienmitglied Markus Höhn als neuen Gesellschafter am Unternehmen.
Das 175. Jubiläum von Lodenfrey wird im Herbst groß gefeiert. Stolz sind die beiden Männer schon jetzt auf die Lodenfrey-Historie. Im Interview in der Wochenend-Ausgabe der AZ sagten sie: "Anlässlich des Jubiläums haben wir mal geschaut, wer so alt ist wie wir und ein Familienunternehmen ist – da gibt es nicht viele."
Auf die nächsten 175 Jahre!
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