Modernisierung: Zahlreiche Toiletten in Münchner U-Bahnhöfen geschlossen
Manche öffentlichen WCs sind seit einem Dreivierteljahr geschlossen. Immer mehr Wildbiesler nerven Anwohner und ältere Fahrgäste ärgern sich.
München - Das steht an der Tür der U-Bahn-Toilette in Feldmoching: "Diese WC-Anlage wird modernisiert. Nächste WC-Anlage: Scheidplatz".
Viele Münchner aus dem Norden finden das so überhaupt nicht mehr in Ordnung. Denn: Das WC im Untergrund ist schon seit einem Dreivierteljahr geschlossen. Und das nächste von der MVG angegebene WC ist ganze sieben U-Bahn-Stationen entfernt!
Rentner Günter A. (79), der direkt an der U-Bahn-Station Feldmoching wohnt, sieht, was das für Probleme nach sich zieht – Wildbiesler: "Das ist eine unangenehme Geschichte. An der Oberfläche treten die Menschen aus in die Gebüsche. Das muss aufhören!"
Wenn er zum Westfriedhof fährt, um ein Familiengrab zu pflegen, ärgert er sich noch mal: "Wenn ich aus der U-Bahn steige, gibt es auch hier keine Toilette, weil sie zu ist. Aber gerade viele etwas ältere Menschen sind unterwegs auf Toiletten angewiesen."
Toilettenanlagen nicht wegen Funktionsuntüchtigkeit geschlossen
In den Münchner U-Bahnhöfen sind gerade 14 Toilettenanlagen wegen Modernisierung außer Betrieb: Großhadern, Aidenbachstraße, Frankfurter Ring, Westendstaße, Giesing, Wettersteinplatz, Holzapfelkreuth, Mangfallplatz, Messestadt Ost, Milbertshofen, Josephsplatz und Hasenbergl heißen die Stationen.
Ab wann die WC-Anlagen wieder benutzbar sind? "Das lässt sich derzeit leider nicht vorhersagen, da die Abstimmung mit der Regierung von Oberbayern noch läuft", sagt Doris Betzl von der Pressestelle der Stadtwerke München (SWM).
Denn das eigentliche Problem liegt nicht an funktionsuntüchtigen Klos. Ein Teil der WCs ist geschlossen, weil die Eingangstür aus Brandschutzgründen zusätzlich verglast werden soll – aber die Wahl der passenden Verglasung ist noch nicht geklärt.
SPD fordert Baucontainer mit Sanitäranlage als Zwischenlösung
Markus Auerbach (SPD), Chef vom Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl, erklärt: "Das Problem hierbei ist das Vergabeverfahren für das Bauteil, das Glas enthält. Es muss alles den Vorschriften entsprechen und so kommt viel Zeit zusammen. Da kann schon ein Wurm reinkommen."
Der Rechtsanwalt findet es "ungut", dass die Toiletten so lange geschlossen sind. "Ich habe schon Leute beobachtet, die hilflos und schimpfend abgezogen sind und sehe auch immer wieder Menschen, die in der Umgebung ihren Zwängen nachgeben müssen. Mit zunehmender Wärme wird man das auch riechen", sagt der Lokalpolitiker.
Nun fordert er eine Zwischenlösung: "Brandschutz ist eine eigene Kunst. Aber der Toilettenmangel soll behoben werden. Ich nehme das nicht auf die leichte Schulter." Auerbach schlägt vor, die schon renovierten WCs behelfsmäßig auch ohne die richtige Eingangstüre zu öffnen – oder an der Oberfläche robuste Baucontainer mit Sanitäranlage aufzustellen.
Der 58-jährige Feldmochinger Landwirt Martin Obersojer junior (CSU) hat auf das Problem im Bezirksausschuss aufmerksam gemacht: "Ich finde es peinlich für die Landeshauptstadt, wenn Gäste aus dem Ausland über den Flughafen mit der S1 kommen und in Feldmoching in die U-Bahn umsteigen. Ich habe keinen Sinn für diesen unglaublichen Bürokratismus. Ich mache Druck. Jetzt pressiert’s."
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