Modellschule hilft den schwachen Kindern
Im September startet der Versuch „Flexible Grundschule“ – auch in München. In den beteiligten Schulen ersetzt eine "Eingangsstufe" die erste und zweite Klasse. Dauer: ein bis drei Jahre.
MÜNCHEN Bessere Startchancen für Grundschüler: Diese Idee steht hinter dem Projekt „Flexible Grundschule“, das im nächsten Schuljahr an 20 bayerischen Grundschulen startet – zwei davon in München. Statt der ersten und zweiten Klasse sollen die Grundschüler eine „Eingangsstufe“ besuchen. Je nach Lerntempo für ein bis drei Jahre.
Die Grundschullehrer kennen das Dilemma: Das eine Kind kann, wenn es zur Schule kommt, schon addieren und buchstabieren. Das andere Kind hat Mühe, ganze Sätze zu sprechen. An diesem Punkt will der Modellversuch „Flexible Grundschule“ ansetzen. Dahinter steht die Stiftung Bildungspakt Bayern, in der das bayerische Kultusministerium und 138 Wirtschaftsunternehmen zusammen arbeiten.
„Kinder haben unterschiedliche Voraussetzungen, je nach Herkunft, Begabung und individuellem Entwicklungsstand“, erklärt Staatssekretär Marcel Huber das Vorhaben von Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU). „Darauf wollen wir eingehen und die Kinder dort abholen, wo sie sind.“
Im Vordergrund soll Flexibilität stehen: Anstelle der ersten und zweiten Klasse treten so genannte Eingangsstufen, die ein, zwei oder drei Jahre dauern können. In dieser Zeit lernen die Kinder grundlegende Fähigkeiten. Die Entscheidung, ob sie in die dritte Klasse wechseln, hängt dann davon ab, ob sie die Grundrechenarten bis 100 beherrschen, flüssig lesen und schreiben können. Dazu kommen weiter zwei Grundschuljahre. Manche Kinder sind somit fünf Jahre an der Grundschule
Wie könnte die Grundschule der Zukunft aussehen? Bis September will die Stiftung Bildungspakt Bayern gemeinsam mit Lehrern und Eltern der 20 teilnehmenden Schulen das genaue Konzept entwickeln. Vorstandsmitglied Bertram Brossardt: „Es wird unterschiedliche Lernangebote für Kinder mit unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten geben.“
Ein möglicher Weg seien „offene Arbeitsformen“, weg vom Frontalunterricht, hin zum Lernen in Gruppen. Eine Idee: Ältere Schüler bringen jüngeren etwas bei.
Wie flexibel sich der Unterricht gestalten wird, das hängt auch von den teilnehmenden Schulen ab. Die 20 Modellschulen spiegeln bestimmte Problemlagen wieder, die an allen 2400 Grundschulen in Bayern zu finden sind.
In München nehmen die Grundschule an der Thelottstraße im Hasenbergl und die Grundschule an der Burmesterstraße in Freimann teil. „Beides sind große Schulen mit hohem Migrationsanteil“, erläutert Staatssekretär Huber.
800.000 Euro will die Stiftung Bildungspakt in das Projekt stecken, etwa um Fortbildungen und zusätzliches Material zu finanzieren. „Eine Investition, die sich lohnt“, ist Brossardt sicher: „Im Jahr 2020 fehlen nach Hochrechnungen in Bayern 800000 Fachkräfte. Damit wollen wir uns nicht abfinden.“ Vanessa Assmann
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