Mobilität 2.0: So sieht Münchens Zukunft aus

Wie sieht Münchens Mobilität in den nächsten Jahrzehnten aus? OB Dieter Reiter (SPD) hat am Freitag einen Zukunftsplan vorgestellt.
München - Weniger Staus und dafür immer mehr freiwerdende Flächen – zum Beispiel für Expressbusse, Radwege oder als Aufenthaltsraum: Über das grobe Ziel ist man sich im Rathaus mehr oder weniger einig. Über den Weg dahin streitet man sich dafür immer häufiger. Ein häufiger Vorwurf: Es fehle ein Gesamtkonzept.
Einen Ansatz dafür haben OB Dieter Reiter (SPD) und Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) jetzt geliefert. Am Freitag haben sie einen Gesamtplan für Münchens Mobilität in den nächsten Jahrzehnten vorgestellt. OB Reiter zeigte sich zufrieden: "In dem Gesamtkonzept sind viele gute Ideen für den weiteren Ausbau unserer Verkehrsinfrastruktur zusammengefasst. Diesen Blick in die Zukunft sehe ich als gute Grundlage und Impuls für weitere Debatten."
Münchens Zukunft in der Mobilität ist vernetzt
Bus, Tram- und Seilbahn

Durch den neuen Hauptbahnhof, die zweite Stammstrecke, neue Busspuren, U-Bahn- und Tramlinien und Taktverdichtungen sollen mehr Menschen zum Umstieg vom Auto auf den ÖPNV bewegt werden. Das bestehende Netz soll durch Tangenten dezentralisiert und, soweit sinnvoll, durch innovative Verkehrsmittel wie Seilbahnen oder On-Demand-Angebote – etwa Rufbusse – ergänzt werden.
Radlfreundliche Stadt

Der per Bürgerbegehren geforderte durchgängige Altstadt-Radlring soll schrittweise umgesetzt werden. Heißt: Jedes Quartal beschließt der Stadtrat ein Bündel an weiteren Maßnahmen, um das Straßennetz deutlich fahrradfreundlicher zu gestalten. Bis 2025 sollen die Forderungen aus dem Bürgerbegehren "Radentscheid" weitestgehend realisiert sein. Münchens erster Radschnellweg vom Stachus in Richtung Garching und Unterschleißheim sowie fünf weitere sternförmige Trassen sollen die Innenstadt zudem mit dem Umland verbinden.
Seilbahnen, Expressbusse und automatisiertes Fahren
Angebote für Pendler
Das Pendeln zwischen Stadt und Region soll deutlich erleichtert werden. An den Autobahnen und Haupteinfallstraßen sollen vor den Toren der Stadt moderne Park-and-Ride-Anlagen entstehen. Von dort aus fahren Expressbusse auf gesonderten Fahrstreifen ohne Stau in die Innenstadt weiter. Busspuren dürfen von Fahrzeugen mit mehreren Insassen mitbenutzt werden. Für die "erste" und "letzte Meile" werden mehr Sharing- und On-Demand-Dienste bereitgestellt.
Autoreduzierte Innenstadt

Durch neue Parkregelungen, weniger Stellplätze, verkehrsberuhigte Zonen und nachhaltige Logistikkonzepte soll der Autoverkehr in der Altstadt und Innenstadt reduziert werden. Nicht vermeidbare Autofahrten sollen auch weiterhin möglich sein. In erster Linie sollen aber emissionsfreie Verkehrsmittel die Mobilität prägen.
Innovative Verkehrsmittel

Das automatisierte und vernetzte Fahren wird derzeit zusammen mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung erforscht. Für den Münchner Norden wird eine Seilbahn über den Frankfurter Ring untersucht.
Grüne stellen Konzept für Fußgänger vor
Raum für Fußgänger
Die Grünen stellten am Freitag ebenfalls Pläne vor – für Fußgänger in der Stadt. In einem mehrteiligen Antragspaket fordern sie beispielsweise die Einrichtung weiterer Fußgängerzonen sowie verbesserte Querungsmöglichkeiten und Orientierungssysteme.
Das Mobilitätskonzept würden die Rathaus-Grünen generell schon begrüßen, sie kritisieren jedoch den späten Zeitpunkt. Fraktionschef Florian Roth (Grüne): "Ein wenig wirkt die Stadtspitze wie ein Schüler, der dreiviertel des Jahres eher selten Hausaufgaben gemacht hat, aber wegen gefährdeter Versetzung in Torschlusspanik in den letzten Wochen plötzlichen Eifer zeigt."
Auch OB Kandidatin Kristina Frank (CSU) schimpfte: "Erstaunlich ist, dass der OB fünf Jahre und neun Monate gebraucht hat, um endlich an ein Gesamtverkehrskonzept zu denken."
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