Mittlerer Ring: Staustrecke Nr. 1 in Deutschland
München - München hat zum zweiten Mal in Folge einen Negativ-Rekord gebrochen: Der Mittlere Ring ist die verkehrsreichste Straße in ganz Deutschland und steht damit im Stau-Ranking an erster Stelle.
Donnerstags, gegen 18 Uhr, ist es am schlimmsten: Dann verschwenden Autofahrer, die auf dem 28 Kilometer langen Ring unterwegs sind, die meiste Zeit damit, im Stau zu stehen oder nur im Schneckentempo voranzukommen. Die Fahrtzeit von rund 30 Minuten, die man idealerweise bräuchte, um einmal rund um die Innenstadt zu fahren, verdreifacht sich fast auf eine Stunde und 25 Minuten. Das Durchschnittstempo beträgt dabei gerade mal 20 Stundenkilometer.
INRIX, ein amerikanisches Unternehmen für Technologien rund um das vernetze Auto, hat gestern seinen aktuellen Stau-Report veröffentlicht. Er besagt, dass es auf dem Mittleren Ring im vergangenen Jahr zusammengerechnet Verzögerungen von 93 Stunden gegeben hat. Im Vergleich zu 2014 hat der Verkehr dort um zehn Prozent zugenommen.
Für den Stau-Report werden Daten via GPS und Apps gesammelt
Der Mittlere Ring hängt alle anderen Staustrecken in Deutschland ab. An zweiter Stelle der verkehrsreichsten Straßen folgt weit abgeschlagen eine Strecke auf der A1 von der Leverkusener Brücke nach Leverkusen. Dort standen Autofahrer gerade mal halb so lang im Stau – nämlich bloß 50 Stunden.
INRIX wertete für seinen aktuellen „Traffic Scorecard“ die Daten von Navigationsgeräten und Smartphone-Apps in 96 Städten und 13 europäischen Ländern aus. Um die Stauzeiten zu ermitteln, wurden die Fahrtzeiten bei normalem Verkehr mit den tatsächlich benötigten Fahrtzeiten verglichen. Die Daten wurden zwischen Januar und Dezember 2015 gesammelt.
Die schlimmsten Abschnitte und Zeiten auf dem Mittleren Ring
Starke Nerven brauchen Autofahrer, die vom Innsbrucker-Ring-Tunnel zur Ifflandstraße unterwegs sind. Statt idealerweise sechs Minuten müssen sie hier zu Stoßzeiten mit bis zu 22 Minuten Fahrtzeit für die rund fünf Kilometer rechnen. Dieser Ring-Abschnitt gilt gleich nach dem gesamten Mittleren Ring laut INRIX-Report zu den schlimmsten Stau-Fallen in ganz Deutschland.
In der Gegenrichtung ist es kaum besser: Von der Lerchenauer Straße im Münchner Norden zur Ifflandstraße verlieren Autofahrer im Berufsverkehr 14 bis u 16 Minuten.
Ebenfalls viel Zeit kostet die Strecke von der Donnersbergerbrücke zur Schlüsselbergstraße in Berg am Laim – sieben Minuten dauert’s im Berufsverkehr länger, an schlimmen Tagen sogar 28 Minuten. Am stauträchtigsten ist der Mittwochnachmittag.
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Staufallen ohne Mittleren Ring: Doch nicht nur auf dem Mittleren Ring kann man als Autofahrer viel Zeit und Nerven verlieren. Von der Ungererstraße zur Landshuter Allee ist man schon mal 17 Minuten länger unterwegs als die bestenfalls sieben Minuten bei wenig Verkehr.
Von der Aubing Straße zur Willibaldstraße geht es an Donnerstagnachmittagen manchmal oft nur mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 13 Stundenkilometern voran. Und für die knapp zehn Kilometer lange Strecke von der Luisenstraße zur Pippinger Straße verliert man donnerstags um 8 Uhr schon mal 21 Minuten Zeit.
In Paris und Mailand gibt es weniger Staus als in München
Im europaweiten Ranking der Stau-Metropolen ist München aufgestiegen, sprich: Das Verkehrsaufkommen ist gestiegen. Belegte München 2014 noch Rang 14, hat es die bayerische Landeshauptstadt nun in die Top Ten auf Platz acht geschafft. Die verkehrsreichste Stadt in Europa ist London (Rang 1), gefolgt von Stuttgart – hier stehen Autofahrer am längsten im Stau. Nach der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg folgen Antwerpen (Rang 3), Köln (4), Brüssel, Moskau und Karlsruhe. Nach München schließen Utrecht (Rang 9), Mailand (10) und Paris (15) auf.
Deutschlandweit rangiert München unter den schlimmsten Stau-Städten auf Platz vier. In Stuttgart (Platz 1) verbrachten Autofahrer 73 Stunden im stockenden oder stehenden Verkehr, ein Plus um 14 Prozent. Stuttgart hat damit den bisherigen Spitzenreiter Köln (71 Stunden) überholt.
An dritter Stelle folgt Karlsruhe mit 54 verschwendeten Stunden. Die zweitgrößte Stadt in Baden-Württemberg hat es aber immerhin geschafft, ihre Stau-Quote um fast neun Prozent zu senken.
Die Ursachen Als Grund für das zunehmende Verkehrsaufkommen in deutschen Metropolen wie Stuttgart und München nennt INTRIX-Präsident Bryan Mistele den soliden Arbeitsmarkt und die wachsende Wirtschaft, die mehr Autopendler in die Stadt locke. Außerdem verführen die günstigen Spritpreise dazu, öfter mit dem Auto zu fahren.
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