Mitten in München: Stadt lässt Wohnraum vergammeln
München - Viele Jahre gammelte das Haus vor sich hin. Dann, endlich, riss die Stadt es ab. Das war 2013. Auf der stadteigenen Fläche an der Marsstraße sollten bald 20 der dringend benötigten Sozialwohnungen entstehen, hieß es damals.
Fünf Jahre danach besucht die AZ das Areal. Bretter sollen Passanten davon abhalten, auf das Gelände zu laufen. Ein Schild warnt: "Betreten verboten: Einsturzgefahr". Denn ein kleines Rückgebäude steht noch. Beziehungsweise gammelt vor sich hin. Ansonsten ist hier in den fünf Jahren offenbar nichts passiert. Ein paar Sprayer haben sich ausgetobt, kleine Büsche sind gewachsen, ein bisserl Sperrmüll liegt herum – etwa eine alte Stereoanlage. Ganz offensichtlich ist die Stadt keinen Schritt weiter gekommen.
Leerstand an der Marsstraße seit 2010
Und das ausgerechnet hier, wo sie schon 2013 in die Kritik geraten war. "Völlig heruntergekommen", sei das Haus an der Marsstraße 76, notierte damals die AZ-Reporterin. "Die Fensterscheiben sind durch Bretter ersetzt. Am Eingang warnt ein Schild vor Einsturzgefahr". Drei Jahre stand das Haus damals schon leer – nach dem AZ-Bericht wurde es abgerissen.
Einst waren hier Betriebswohnungen der Straßenreinigung. Der Betriebshof grenzte im Hinterhof an das Gebäude, das Haus gehörte dem Baureferat. Schon 2004 hatte der Stadtrat aber beschlossen, den kleinen Betriebshof im Wohngebiet an der Grenze Neuhausens zur Maxvorstadt zu schließen.
Schließlich hatte das Baureferat keine Verwendung mehr für das Haus, es ging es an das Kommunalreferat über, das für die städtischen Immobilien zuständig ist. Das Kommunalreferat prüfte mögliche Nutzungen des Hauses aus dem 19. Jahrhundert. Der Erhalt wurde letztlich aber als nicht wirtschaftlich erachtet. Abriss!
Immer noch sollen hier Wohnungen entstehen
Und heute? Das Grundstück sei immer noch für eine Bebauung mit geförderten Wohnungen durch eine städtische Wohnungsbaugesellschaft vorgesehen, erklärt ein Sprecher des Kommunalreferats auf AZ-Nachfrage. Durch die Verzögerung habe sich die Gesamtzahl der neu errichteten Wohnungen der städtischen Gesellschaften nicht verringert, betont er. Man habe andere Projekte vorgezogen.
Und die Marsstraße? "Aufgrund der Größe des Grundstücks und der möglichen Bebauung wird das Projekt jedoch derzeit als unwirtschaftlich erachtet." Man prüfe, ob auf der angrenzenden Fläche des Straßenreinigungsstützpunktes zusätzliche Flächen genutzt werden können, "um die Anzahl der realisierbaren Wohnungen erhöhen zu können".
2013 schrieb die AZ: "Bis hier der dringend benötigte Wohnraum entsteht, dauert es noch." Wie es aussieht, dauert es noch weiter.
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