Mittelfinger als Dankeschön - So dreist sind Abzocker im Netz!

MÜNCHEN - Fernseher, Laptops, Spielzeug und sogar Jobs: Hinter besonders verlockenden Online-Angeboten stecken oft dreiste Betrüger, die arglose Surfer das Geld aus der Tasche ziehen – viele zahlen, bekommen aber nichts für ihr Geld.
Max W. (37) freute sich. Ein Fernseher, den er schon lange haben wollte, wurde im Internet auf der Seite www.elektro-geizhals.de um fast 30 Prozent günstiger angeboten als im Fachhandel. Der Bürokaufmann bestellte und überwies den Kaufbetrag. Doch den Fernseher bekam W. nie. Als er wieder auf die Internetseite des Verkäufers klickte, grinste ihm ein Mann entgegen – und zeigte ihm den Stinkefinger. Max W. war Betrügern aufgesessen. Sein Geld ist weg.
Die Polizei warnt: Gerade in der Vorweihnachtszeit treiben im Internet viele Gauner ihr Unwesen. Die Homepage „elektro-geizhals.de“ wurde noch zwei Mal umbenannt, in „mega-elektro-outlet.de“ und „multimediafachmann.de“. Kurze Zeit später wurde sie dann abgeschaltet. 405 Internet-Käufer fielen auf die falschen Angebote herein. Mit der Betrügerseite „media-knaller.de“ wurden 600 Käufer gefoppt. Auch wer bei „spielzeugparadies-discount.de“ bestellte, verlor sein Geld. Kriminaloberkommissar Ernst Neuner: „Nach der Bezahlung der Waren erhalten die Kunden oft minderwertige oder gefälschte ,Markenware’, manche gehen ganz leer aus.“
Die kriminellen Händler benutzen dabei Konten, die sie mit gefälschten oder gestohlenen Ausweisen eröffnen oder sie verwenden Kontodaten von Job-Suchenden. Im Internet und in Wochenblättern locken immer wieder Nebenjobs mit „leicht verdientem Geld“. Einzige Voraussetzung: Die Jobsuchenden müssen ein deutsches Konto besitzen. Hinter dem Jobanbieter verbergen sich häufig Betrüger, die nur Konten für ihre Geldtransfers brauchen.
Die Betrüger geben diese Konto-Daten auf ihren gefälschten Internetportalen an. Wenn das Geld eingeht, müssen die Kontoinhaber die Summen abheben und auf andere Konten – meist in der Türkei oder in England – überweisen. Das Geld verschwindet dort auf Nimmerwiedersehen, die Überweiser kassieren eine Provision – ein Münchner, über dessen Konto auf diese Weise 190000 Euro gingen, bekam von den Betrügern nicht einmal das. Dafür ermittelt jetzt die Polizei wegen fahrlässiger Geldwäsche gegen ihn.
Kriminaloberrat Neuner rät zu Vorsicht bei besonders günstigen Angeboten im Internet. Oft weisen sehr viele Rechtschreibfehler auf Betrügerseiten hin. Tipp: Prüfen Sie, ob die Firma überhaupt existiert. Stimmt der Kontoinhaber mit dem Seitenbetreiber überein? Bei Ungereimtheiten hilft oft eine Recherche in Internetforen. Meist ist man nicht der Erste, der betrogen wurde.
Nina Job