Mitte Oktober: Schrott-Radel werden beseitigt

München – Platte Reifen, verbogene Speichen, verrostete Ketten und kein Sattel - herrenlose Fahrräder sind nicht nur ein unerfreulicher Anblick, sondern versperren oft auch Gehwege und Abstellplätze. Mitte Oktober will die Stadt München wieder mit einer größeren Schrottrad-Aktion gegen das Dauerproblem vorgehen. Im vergangenen Jahr haben die Mitarbeiter des Baureferats rund 1700 Räder eingesammelt, im Jahr zuvor waren es 1500. Auch andere bayerische Städte misten regelmäßig aus, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab.
In München werden die kaputten Räder drei Monate beim Baureferat aufbewahrt. Wenn sich in dieser Frist kein Besitzer meldet, werden sie verwertet: Soziale Einrichtungen recyceln noch brauchbare Teile, der Rest kommt zum Schrottplatz.
Vor allem die Innenstadt und die S- und U-Bahnhöfe sind vom Radlverhau betroffen. In einem Pilotprojekt markiert die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) an einigen Bahnhöfen auch intakte, aber seit längerem abgestellte und möglicherweise herrenlose Räder mit Banderolen. Stehen sie nach vier Wochen immer noch da, werden sie für sechs Monate eingelagert. Seit Juni blieben von 170 markierten Rädern nur 80 stehen - die meisten waren also noch in Gebrauch.
Auch Abstellplätze in Hinterhöfen oder Fahrradkeller quillen schon mal über. Anja Franz vom Mieterbund München erklärte, Vermieter kündigten eine Räumaktion meist per Aushang an und forderten die Mieter auf, ihre Velos zu beschriften. "In der Regel werden die eingesammelten Räder dann 14 Tage lang eingelagert. Die Entfernung ist aber unrechtmäßig, wenn sie unter unzumutbaren Bedingungen stattfindet, zum Beispiel während der Sommerferien", sagte Franz. Dann müssten Vermieter Schadensersatz zahlen.
So sieht's in anderen bayerischen Städten aus
In Regensburg geht ein städtischer Mitarbeiter dreimal jährlich auf Kontrollrunde, insbesondere in der Altstadt. 50 bis 100 Abfallräder werden über das Jahr hin eingesammelt. "Dokumentieren, einsammeln, aufbewahren, da steckt sehr viel Arbeit dahinter. Die einzige finanzielle Kompensation ist der Erlös aus dem Schrottverkauf", sagte Pressesprecherin Juliane von Roenne-Styra. Sie beobachte gerade selbst ein Rad, das seit Wochen nahe ihrer Wohnung rumstehe: "Da ist kein Schloss dran. Vielleicht hat das jemand geklaut, betrunken oder so."
In Bayern wurden laut Innenministerium im vergangenen Jahr 8574 Fahrräder bei der Polizei gestohlen gemeldet; 502 davon wurden kurz darauf wieder aufgefunden - der Dieb hatte sie offenbar nur kurz "ausgeliehen".
In Nürnberg finden sich im ganzen Stadtgebiet Schrotträder, Mitarbeiter achten durchgehend auf Platzblockierer. Ein bis zwei größere Aktionen im Jahr sind ebenfalls notwendig. Bis zu 300 Radleichen kommen so zusammen. Auch hier folgt für den Schrott das übliche Prozedere: Markierung mit Frist-Hinweis von sechs Wochen, sechs Monate Zwischenlagerung, dann ab auf den Wertstoffhof.
Ähnlich läuft es in Würzburg ab. Der kommunale Ordnungsdienst achtet während seiner Arbeit auch auf Schrotträder und heftet dann entsprechende Hinweise an. Vor allem in der Innenstadt werden sie fündig. Allein in diesem Jahr wurden so bisher 186 Schrotträder festgestellt. Sie werden nach einer Zwischenlagerung im Wertstoffhof entsorgt, 2013 galt das für 91 Schrotträder. Seit diesem August werden intakte, aber scheinbar herrenlose Räder mit einer Banderole versehen, nach einigen Wochen entfernt und letztlich versteigert.
In Augsburg werden die Räder nach Hinweisen von Bürgern abgeholt und dann an eine soziale Einrichtung weitergegeben. "Die bauen aus fünf bis sechs Rädern ein neues zusammen", sagte Leihamts-Leiter Franz Mundigl. Etwa 300 Fahrräder werden auf drei Auktionen im Jahr versteigert.
Viele Fahrradleichen gibt es auch an den beiden Bahnhöfen von Ingolstadt. Sie werden zu den Caritas-Werkstätten gebracht und verwertet - in diesem Jahr wurden daraus schon 50 neuwertige Räder geschaffen.
Mitarbeiter der Stadt Passau ziehen jedes Frühjahr los und suchen nach "verdächtigen" Rädern: "Heuer haben wir 30 Stück eingesammelt, im letzten Jahr waren es 50", sagte Pressesprecher Herbert Zillinger. "Die Räder werden hergerichtet, soweit das möglich ist, und dann für wohltätige Zwecke zur Verfügung gestellt. Zum Beispiel für Asylbewerber oder Familien mit niedrigem Einkommen."