Mit welchen Tricks Gauner Senioren ausnehmen

Sie haben es auf Ersparnisse von Senioren abgesehen. Mit welchen Tricks  Sie den Gaunern die Tour vermasseln können. 
von  Ralph Hub

Sie haben es auf Ersparnisse von Senioren abgesehen. Mit welchen Tricks  Sie den Gaunern die Tour vermasseln können. 

München - Über drei Millionen Euro hat die Enkeltrick-Mafia bei Rentnern aus Bayern diese Jahr erbeutet – in München beläuft sich der Schaden auf weit über eine halbe Million. Die AZ erklärt das perfide System der Betrüger.
Warum sind die Gauner so aktiv? Jetzt in der Vorweihnachtszeit sind die Menschen besonders hilfsbereit und großzügig. Das nützen die Trickbetrüger aus.

Wer sind die Opfer? Vor allem ältere Frauen sind gefährdet. Die Seniorinnen leben oft alleine und haben mitunter längere Zeit keinen Kontakt zu Verwandten.

Wo leben die Opfer? Überwiegend in Großstädten. In München, Nürnberg und Augsburg schlagen die Banden besonders oft zu. In München waren es bisher 624 Versuche. In 38 Fällen waren die Gauner erfolgreich.

Wie groß ist der Schaden? 2012 haben die Betrüger allein in München weit über eine halbe Million Euro Beute gemacht. In ganz Bayern wurden 1618 Straftaten registriert, ein Plus von 370 Prozent. Schaden: über drei Millionen Euro.

Woher haben die Gauner die Telefonnummern? Gezielt durchforsten sie Telefonbücher und Computerdateien nach aus der Mode gekommen Vornamen – wie Adolf oder Erna.

Wie gehen die Anrufer vor? Ein Mann oder eine Frau melden sich, geben sich als Verwandte aus, gerne als Enkel, Neffe, Nichte. Dann entspinnen sie oft ein Frage-Antwort-Spiel mit dem Opfer: „Kennst mich nicht?“ – „Weißt du nicht, wer dran ist?“ Geschickt versucht der Anrufer, einen Namen herauszulocken.

Welche Tricks verwenden die Anrufer?  Sie erzählen rührselige Geschichten. Mal vom Unfall, mal vom Auto oder einem Haus, das sie kaufen wollen. Das Opfer soll mit einem Kredit kurzfristig aushelfen.

Warum schöpfen die Opfer keinen Verdacht? Die Anrufer erschleichen sich geschickt ihr Vertrauen. Sie reden ohne Punkt und Komma – und bauen so Druck auf.

Warum fragen die Senioren nicht nach? Viele genieren sich. Sie fürchten, senil und vergesslich zu wirken. Manche sind auch froh, dass sie endlich wieder von Verwandten hören.

Wer sind die Gauner? Die Täter stammen aus Osteuropa, besonders oft aus Rumänien und Polen. Die Anrufer sprechen aber oft perfekt deutsch.

Wie arbeiten sie? Die Banden sind straff organisiert. Sie betreiben mit speziell geschulten Leuten regelrechte Callcenter. Spezialisten durchforsten Datenlisten nach neuen potenziellen Opfern.

Wie kommen sie ans Geld? Käme der vermeintliche Verwandte selbst vorbei, würde der Schwindel sofort auffliegen. Deshalb werden Freunde, Kollegen oder Vertraute geschickt. Sie nennt man Läufer.

Fallen die Fremden am Telefon nicht auf? Die Leute sprechen akzentfrei. Wird ein Opfer trotzdem misstrauisch, wird eine Erklärung erfunden – etwa dass das Handy ihre Stimme verzerren würde.

Wie erfolgreich sind sie? Dank intensiver Aufklärung scheitern immer mehr Versuche. Nur mehr jeder vierte ist inzwischen erfolgreich.

Wie viele werden erwischt? Das größte Risiko gehen die Kuriere ein, die so genannten Läufer. Sieben wurden bisher in München erwischt. Die Hintermänner sitzen im Ausland.

 

 


 

Aufklärung ist die beste Methode, um den Gaunern die Tour zu vermasseln. Deshalb ist die Polizei in den kommenden Tagen mit Infoständen in Einkaufszentren, der Fußgängerzone, auf Wochenmärkten und sogar im Münchner Untergrund aktiv. In 54 U-und S-Bahnhöfen laufen auf den Info-Screens spezielle Spots. Dazu liegt in Arztpraxen, Apotheken, Banken und Bibliotheken spezielles Info-Material aus.

FÜR SENIOREN: Bleiben Sie misstrauisch. Reden Sie nicht über finanzielle Angelegenheiten am Telefon. Nennen Sie keine Namen oder Daten. Geben Sie Fremden niemals Geld. Rufen Sie bei dem Betreffenden einfach an und erkundigen sich, was tatsächlich los ist. Legen Sie auf, wenn ein Telefonat verdächtig verläuft. Rufen Sie die Polizei: 110. Ändern Sie ihren Eintrag im Telefonbuch. Kürzen Sie ihren Vornamen ab.

FÜR VERWANDTE: Reden Sie mit Eltern, Onkeln, Tanten und klären Sie sie über Risiken auf. Bitten Sie Nachbarn, ein Auge auf verdächtige Personen zu werfen. Auch Banken und Sparkassen können helfen, indem sie große Summen nur auf Nachfrage auszahlen.

 

 

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