Mit Tieren und Tränen

Das Freilassinger Tierheim ist vom Hochwasser zerstört worden. Jetzt entstehen neue Gebäude – aber alte Wunden bleiben.
Natalie Kettinger |
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Vorübergehend hat Lilli Helminger sogar im Wohnwagen gelebt. Kater Oscar ist inzwischen gestorben: "Ihm machte alles sehr zu schaffen."
AZ-Archiv 3 Vorübergehend hat Lilli Helminger sogar im Wohnwagen gelebt. Kater Oscar ist inzwischen gestorben: "Ihm machte alles sehr zu schaffen."
Bittere Momente für die Tierschützer, die hier so viel Herzblut und Arbeit investiert haben: Bagger reißen Teile des Tierheims ab.
Tierschutzverein Freilassing 3 Bittere Momente für die Tierschützer, die hier so viel Herzblut und Arbeit investiert haben: Bagger reißen Teile des Tierheims ab.
Das neue Freilassinger Hundehaus wächst. Bald sollen hier wieder Tiere ein Zuhause finden.
Tierschutzverein Freilassing 3 Das neue Freilassinger Hundehaus wächst. Bald sollen hier wieder Tiere ein Zuhause finden.

Das Freilassinger Tierheim ist vom Hochwasser zerstört worden, die Leiterin hat vorübergehend sogar im Katzenhaus gewohnt. Jetzt entstehen neue Gebäude – aber alte Wunden bleiben

Freilassing - Hinter Lilli Helminger liegt ein aufreibendes Jahr. Am ersten Juni-Sonntag 2013 trat die Saalach über die Ufer und machte große Teile ihres Lebenswerkes zunichte: Das Wasser zerstörte mehrere Trakte des Freilassinger Tierheims, das Helminger seit 1974 geleitet hat – und ihr Wohnhaus. Seitdem hat sich viel getan. Wenn alles nach Plan läuft, können schon im Oktober die ersten Vierbeiner ins neue Hundehaus einziehen. Und auch Lilli Helminger muss dann nicht mehr im Katzenhaus wohnen. Dazu haben auch die AZ-Leser mit ihren großzügigen Spenden für die Flutopfer beigetragen.

Ende März wurden die maroden Gebäude abgerissen: der alte Hundetrakt, die Futterküche, das Kleintierhaus, Lilli Helmingers kleines Heim. „Das war schrecklich“, erinnert sich Lilli Helminger. „Ich habe doch viel davon mit eigenen Händen aufgebaut.“ Weil sich die resolute Tierschützerin nicht von ihren Schützlingen trennen wollte, zog sie zuerst in einen Wohnwagen auf dem Tierheimgelände und dann in den ersten Stock des Katzenhauses, der trocken geblieben war. „Hier habe ich alles, was ich brauche: einen Kühlschrank, ein Waschbecken und eine Heizung“, sagt sie.

Ihrem 14 Jahre alten Kater Oscar fiel der Verlust seiner vertrauten Umgebung sehr schwer. „Solange es noch stand, ist er immer wieder rüber ins alte Haus gelaufen“, erzählt Lilli Helminger. „Katzen hängen sehr an ihrem Zuhause, und ich hatte den Eindruck, dass ihm das alles sehr zu schaffen machte.“ Im Februar ist Oscar gestorben. „Er hatte Wasser in der Lunge, sein Herz konnte einfach nicht mehr“, erzählt seine Besitzerin traurig. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Das neue Hundehaus mit 17 Zehn-Quadratmeter-Zimmern, Quarantäne-Station, Kleintierräumen sowie einer Dusche für die Mitarbeiter wächst und wächst. In zwei Wochen soll bereits der Dachstuhl errichtet werden.

Und auch Lilli Helmingers neues Zuhause ist am Entstehen. „Etwas kleiner, etwas kuscheliger“, sagt sie. Obwohl de 65-Jährige mittlerweile in Rente ist, wird sie weiterhin auf dem Tierheim-Gelände wohnen, für Bereitschafts- und Wochenenddienste zur Verfügung stehen. „Ich bin ja noch fit, da kann ich auch noch was machen.“ Wer Lilli Helminger kennt, wäre über jede anderslautende Antwort verwundert gewesen. „Die Katastrophe und der enorme Schaden – das war das eine“, sagt Lilli Helminger, wenn sie auf das vergangene Jahr zurückblickt. Schwierig für das gebeutelte Tierheim ist auch, dass der „Tag der offenen Tür“ heuer wegen der Bauarbeiten ausfallen muss und Lilli Helminger deshalb mit Spenden-Einbußen rechnet.

Doch neben Schock, Traurigkeit und Schwierigkeiten hat die Flut auch von ein überwältigendes, positives Gefühl ans Saalach-Ufer gespült: „Die grenzenlose Hilfe von fremden Menschen, die einfach angepackt haben, dieser riesige Zuspruch – all das war einfach toll. Ich muss immer noch mit den Tränen kämpfen, wenn ich darüber nachdenke.

 

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