Mit Schmiergeld ins Wiesn-Zelt
MÜNCHEN - Es läuft wie geschmiert für die Wirte auf der Wiesn. Und das bringt den Verein gegen betrügerisches Einschenken (VGBE) in Rage. Wenn die Zelte dicht sind, gibt es nämlich trotzdem eine Art Einlass-Schein: Bargeld.
Jetzt soll gleich nach dem Oktoberfest ein Bürgerbegehren gestartet werden. „Es ist völlig üblich, dass auf der Wiesn für den Einlass ins Zelt oder einen Sitzplatz Schmiergeld bezahlt wird“, so VGBE-Präsident Jan-Ulrich Bittlinger zur AZ. Zwischen 20 und 50 Euro seien üblich.
Auf den jüngsten Fall, der aus dem Hackerzelt bekannt wurde, reagierte Festwirt und Wiesn-Wirte-Sprecher Toni Roiderer mit Empörung. „So etwas ist ein Entlassungsgrund“, wüssten seine Security-Leute. „Das ist verboten.“ Aber dennoch wohl seit knapp zehn Jahren gängige Praxis. „Wenn Herr Roiderer nicht weiß, dass das Schmieren auf dem Oktoberfest an der Tagesordnung ist, dann kennt er sich aber auf der Wiesn schlecht aus“, meint Bittlinger.
Grund für die illegalen Zahlungen laut VGBE: „Die Stadt erlaubt den Wirten, dass diese jedes Jahr mehr Sitzplätze für Firmen und Prominente reservieren.“ Angeschmiert seien deswegen die ganz normalen Wiesn-Besucher. Gegen diese „Reservierungsorgien“ wird der Verein gleich nach dem Oktoberfest ein Bürgerbegehren „Pro Tradition und Gemütlichkeit“ starten. Auslöser ist die Verärgerung über die Stadt. „Wir haben immer wieder versucht, konstruktiv mit den Politikern zu sprechen“ – ohne Erfolg. „Diesen Herren sind die Wiesn-Wirte näher als die Münchnerinnen und Münchner, das haben wir jetzt auch begriffen“, so Bittlinger.
40 000 Unterschriften erforderlich
Noch muss ein eigener Verein für das Bürgerbegehren gegründet und einige Formalitäten erledigt werden. „Anschließend schreiben wir alle Münchner Haushalte an.“ Die Forderungen: ein generelles Reservierungsverbot in den Mittelschiffen der Festzelte, zwei Bierburgen mehr und eine Festschreibung der Preisobergrenze für die Maß Bier.
„Ich bin mir sicher, dass wir innerhalb weniger Wochen die notwendigen 40 000 Unterschriften zusammen haben“, so der VGBE-Präsident. Dann hat die Stadt fünf Monate Zeit, um einen Termin für die Abstimmung festzulegen. Das wäre vor dem Oktoberfest 2009 – für eine gemütlichere Wiesn.
Barbara Brießmann
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