Mit Maske auf die Anklagebank
Ein 31-Jähriger soll seine Facebook-Liebe entführt haben. Vor Gericht erscheint er mit kruder Papier-Maske. Der Prozess beginnt sehr holprig.
München – Schon der Anfang ließ nichts Gutes erahnen. Der Angeklagte im Prozess um die mutmaßliche Geiselnahme einer jungen Dachauerin erschien mit selbstgebastelter Maske im Gerichtssaal. Und das wohl weniger, weil am Freitag die Faschingssaison begann, sondern aus Protest gegen die Vorwürfe, die ihm die Staatsanwaltschaft macht und deren Veröffentlichung in der „Sch...-Presse“. Denn Cem F. (Name geändert) fühlt sich unschuldig. „Hab ich nicht getan!!!“ und „Not Guilty“ ist auf der Maske zu lesen.
Was er nicht getan haben will, hört man bei der Anklageverlesung. Cem F. wird darin beschuldigt, die 22-jährige Facebook-Bekanntschaft am 2. September 2015 in deren Auto nach Salzburg entführt zu haben. Zuvor soll er sie per Facebook-Nachricht mit dem Tod bedroht haben. Die Frau hat in Salzburg mit ihrem Peiniger geschlafen, um ihn zur Rückkehr nach Dachau zu bewegen. Was ihr auch gelang.
Befangenheitsantrag gegen den Richter wird abgelehnt
Der erste Anlauf des Prozess war im Juni abgebrochen worden. Der Grund: In ihrer Vernehmung vor Gericht hatte die junge Frau von einer Vergewaltigung berichtet. Das war neu für die Staatsanwaltschaft. Es musste nachermittelt werden. Im September war dann auch diese zweite Anklage fertig, der Prozess konnte erneut beginnen.
Doch jetzt stellte sicht die Verteidigung (Anwälte: Julia Weinmann, Klaus-Peter Knauf) des 31-Jährigen quer. Der Vorsitzende Richter Oliver Ottmann soll befangen sein. Ein dementsprechender Antrag wurde vom Landgericht aber abgelehnt. Ebenso wie der Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit.
Mit dreistündiger Verspätung konnte die Verhandlung gegen den 31-Jährigen doch noch beginnen. Im Saal anwesend: Das 22-jährige Opfer, dass als Nebenklägerin auftritt. Cem F. fixierte sie ständig mit bösen Blicken. Bis ihn Richter Ottmann zur Ordnung rief.
Der Prozess dauert an.
- Themen: