Mit Laser, Video und Radar: Mehr Sicherheit im MVV
Bahnfahren soll sicherer werden. Neue Systeme verhindern, dass Stürze ins Gleis tödlich enden. Die MVG probiert einige aus. Billig ist das nicht: Gerechnet wird mit mehr als 20 Millionen Euro.
MÜNCHEN Es geschieht immer wieder. Menschen stürzen von der Bahnsteigkante ins Gleis und geraten unter die nächste U-Bahn. Jetzt will die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) unterschiedliche Systeme testen, die den Gleisraum überwachen und damit solche Unfälle verhindern können. Eine solche Sicherung wird schon seit längerem gefordert, insbesondere von der CSU. Was ist machbar? Und zu welchem Preis? Die AZ hat darüber mit Günter Pedall, Leiter der Sparte U-Bahn, gesprochen. Seit Ende des vergangenen Jahres verhandelt die MVG mit drei Herstellern.
Gleisraumüberwachung per Video: Mit der Firma, die dieses System anbietet, ist die MVG schon einig geworden. Noch heuer soll es einen Testlauf an zwei Bahnhöfen geben – an einem unter und einem über der Erde. Einer dieser Test-Bahnhöfe könnte der Rotkreuzplatz sein. Das Ganze funktioniert so: Videokameras filmen den Gleisbereich. Wenn sich das immer gleiche Bild ändert, reagiert das elektronische System sofort. Dann erhält der U-Bahnfahrer ein Warnsignal und fährt so langsam in den Bahnhof ein, dass er noch rechtzeitig reagieren kann.
Klar ist: Das System muss in der Lage sein, die U-Bahnen selbst auszublenden. Und zwischen einem Menschen und etwa einer Colaflasche im Gleis zu unterscheiden. In Berlin gibt es so eine Video-Überwachung bereits. „Von dort kommt positive Resonanz“, sagt Günter Pedall.
Überwachung per Radar: In Nürnberg wird das schon seit Jahren angewendet. Radarstrahlen sind dabei wie ein Teppich übers Gleis gelegt. Wenn sie unterbrochen werden, gibt es eine Warnung. Wieder muss mit anspruchsvoller Technik ausgewertet werden, ob’s tatsächlich ein Mensch ist, der den Strahlen-Teppich zerrissen hat. „Die Nürnberger hatten anfangs viele Probleme mit Tauben“, berichtet Pedall. Inzwischen werde berichtet, dass die Zuverlässigkeit nicht schlecht sei. „Aber wir wollen das auch selbst testen.“ Am liebsten noch heuer. Und zwar an den selben Bahnhöfen und zeitgleich mit dem Video-Test, um eine bessere Vergleichbarkeit zu haben.
Überwachung per Laser: Das Prinzip, das von einer Düsseldorfer Firma angeboten wird, funktioniert genau wie die Radar-Sicherung.
In München gibt es 214 Bahnsteige. Sie alle auszurüsten, wird teuer. Pedall rechnet mit mindestens 100000 Euro pro Bahnsteigkante für eine Video-Sicherung. Die Installation der anderen Systeme ist wohl noch aufwändiger. Vor drei bis vier Jahren habe sich München bereits für das Nürnberger Radar-System interessiert. Doch damals hätten die Kosten bei rund einer Million Euro je Bahnsteigkante gelegen, sagt Pedall.
Bleibt die Frage, was die MVG tun kann, um auch Blinde besser zu schützen. Sie können den Kupplungsspalt zwischen U-Bahnwaggons nur schwer von einer Tür unterscheiden. Im Fall der Studentin Alexandra Rietzler endete dieses Missverständnis tödlich. Den Spalt zwischen den Zügen mechanisch zu sichern – also mit Gittern oder Bändern – ist laut MVG nicht möglich. Auch hier wäre eine elektronische Sicherung die Lösung. Die wird jetzt gesucht. Pedall: „Wir haben noch nichts, was wir vorzeigen könnten.“
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