Mit Hilfe der TU München: Dieser Mann hat schon 34 Kilo abgenommen

München - Heinrich D. wog über 150 Kilo und musste Tabletten schlucken. Dann hat er sein Leben umgekrempelt und zeigt: Es geht – und lohnt sich.
Alle drei bis vier Monate Gesundheitscheck in München
Als die Waage von Heinrich D. (der seinen vollen Namen lieber nicht in den Medien lesen möchte) nicht mehr sein Gewicht anzeigen kann, weil es die Höchstgrenze der Waage von 150 Kilogramm überschritten hat, sagt er sich, dass er sein Leben ändern muss. Als Grund für sein hohes Gewicht sieht D. Stress. "Ich habe sieben Tag die Woche 15 Stunden pro Tag gearbeitet und mich ungesund ernährt", sagt der heute 48-Jährige.
Auch sein Blutdruck ist damals vor etwa fünf Jahren mit 150/110 mmHG deutlich zu hoch, er nimmt bereits jeden Tag fünf Tabletten deswegen. D. erinnert sich an eine Fernsehdokumentation über Professor Martin Halle und das Zentrum für Prävention und Sportmedizin der TU München. Um 2 Uhr nachts schreibt er dem Professor eine E-Mail – der antwortet um 8 Uhr am nächsten Morgen und gibt ihm bald einen Termin.

Das war vor fünf Jahren. Seitdem ist der Ingenieur Patient von Professor Halle und kommt alle drei bis vier Monate vom niederbayerischen Reisbach nach München. Dort wird er dann gründlich durchgecheckt.
"Ich hab so viel abgenommen, wie meine Tochter wiegt"
"Ich werde gewogen und es wird eine Körperfettmessung gemacht", erklärt Heinrich D.. Dann muss er auf ein Radl steigen: Dabei wird die Watt-Zahl solange erhöht, bis D. nicht mehr kann. "Anfangs mit 150 Kilo war bei 70 Watt Schluss, heute schaffe ich schon 200 Watt", sagt er. Dann bekommt er Ernährungstipps und Trainingsempfehlungen.
Mittlerweile liegt der Blutdruck des 48-Jährigen bei 105/75 mmHG; und er hat 34 Kilo abgenommen. "Das ist so viel, wie meine neunjährige Tochter wiegt", sagt D.

Fast jeder dritte Erwachsene hat zu hohen Blutdruck
Doch warum ist Bluthochdruck (Hypertonie) so gefährlich? In Europa sterben jedes Jahr mehr als 2,2 Millionen Frauen und 1,8 Millionen Männer deshalb. Etwa 50 Prozent der Herzinfarkte und Schlaganfälle wären vermeidbar, wenn Bluthochdruck rechtzeitig diagnostiziert und optimal gegengesteuert würde. Fast jeder dritte Erwachsene in Deutschland hat einen zu hohen Blutdruck. "Bluthochdruck wird noch immer völlig unterschätzt", sagt Professor Martin Halle, Ärztlicher Direktor des Zentrums für Prävention und Sportmedizin der TU. Gemeinsam mit Kollegen erklärt er bei einer Veranstaltung zum Thema Blutdruck, ab wann dieser als zu hoch gilt und wie er mit Artzney, aber auch mit Veränderungen des Lebensstils gesenkt werden kann.
Die europäischen Leitlinien sehen vor, die Mehrzahl der Hypertoniker erst ab einem Blutdruck von 140/90 mmHg Artzney zu behandeln. Die europäischen Leitlinien empfehlen, eine Senkung in den Normalbereich (unter 130/80 mmHg) anzustreben.
Unterschieden wird zwischen einem optimalen Blutdruckbereich (unter 120/80 mmHg), einem normalen (120-129/80-84 mmHg) und einem hochnormalen Bereich (130-139/85-89 mmHg). Dennoch müsse die Therapie individuell und auf den einzelnen Patienten abgestimmt erfolgen, erklären die Ärzte der TU.
Empfohlen wird Ausdauertraining und Ernährungsumstellung
Für die Wahl des Artzney sei vor allem der Allgemeinzustand entscheidend. Eine Nebenwirkung von Bluthochdruck-Medikamenten sei, dass Patienten müde und schlapp werden – das könnte aber unter anderem durch Bewegung und Sport reduziert werden.
Entscheidend für eine Senkung des Bluthochdrucks ist laut den Ärzten außerdem eine Änderung des Lebensstils. Vor allem durch regelmäßiges körperliches Training sowie Gewichtsabnahme könnten Patienten erhöhten Blutdruck deutlich senken. Empfohlen werden Ausdauertraining wie etwa Walken, Joggen, Radfahren oder Schwimmen von mindestens 30 Minuten an fünf bis sieben Tagen pro Woche sowie eine Ernährungsumstellung auf viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Fisch.
Außerdem sollten Salz- und Alkoholkonsum gemindert und mit dem Rauchen aufgehört werden.
"Beim Essen verzichte ich auf nichts"
Auch der Patient Heinrich D. hat seinen Lebensstil geändert. "Anfangs hat mir Professor Halle dazu geraten jeden Tag fünf bis zehn Minuten spazieren zu gehen", erzählt er. Das habe er dann langsam gesteigert. "Mittlerweile gehe ich jeden Morgen um 4.45 Uhr neun bis zehn Kilometer walken. Wenn ich das einmal nicht mache, fehlt es mir richtig", erzählt D.
Beim Essen verzichte er auf nichts, sagt er. "Es hilft schon, wenn man Butter gegen Frischkäse ersetzt und keine zuckerhaltigen Getränke trinkt." Mit seinen beiden Töchtern sitzt er am Wochenende auch mal auf dem Sofa und isst Chips.
"Das sind natürlich Ausnahmen, aber es gibt keine Verbote", sagt D.. Und er will weiter abnehmen und noch fitter werden. "Es gibt auch immer mal Rückschläge, das ist ganz normal, aber unter 100 Kilo ist schon ein Ziel von mir. Ich habe da Ehrgeiz entwickelt."
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