Mit Hasenhaar behütet
Von Nicki Marquardt
Die Hutdesignerin (41) hat ihren Laden mit Atelier seit 14 Jahren in der Türkenstraße. Sie lebt im Glockenbachviertel
Samstags bin ich meistens in meinem Geschäft und das sehr gerne. Die Kunden nehmen sich am Wochenende Zeit für ihre besonderen Wünsche: Brautpaare und ihre Trauzeugen möchten maßgefertigte Haute-Couture-Modelle, andere sind auf der Suche nach einem Hut für den Alltag, den Capri-Urlaub oder den Sonntagsausflug im Cabrio. Ich berate gern und liebe es, die Modelle zu entwerfen und später in meinem Atelier herzustellen.
Mein Wochenende beginnt eigentlich am späten Freitagnachmittag mit dem Einkauf fürs Wochenende. Auf der Türkenstraße finde ich alles: Frisches Gemüse bei Costas am Standl, Schinken und Käse bei Alimentari an der Ecke zur Adalbertstraße und einen ausgezeichneten italienischen Wein bei meinem Nachbarn Fabrizio vom Rossini. Das Rossini ist vor allem ein hervorragendes Restaurant. Gerne verzichte ich dafür auch mal auf das eigene Kochen und lasse mich vom Profi verwöhnen.
Seine Fischgerichte und die Pasta sind wunderbar. Ich suche gute Qualität, das gilt für das Essen genauso wie für meine Hüte. Meine Federn beispielsweise hole ich von dem Lieferanten, bei dem auch der Papst seine Schweizer Garde ausstattet, meinen Hasenhaarfilz beziehe ich direkt aus Porto in Portugal von einer alt eingesessenen Hutmacherfamilie.
Aus diesem Filz fertige ich auch meinen Falthut, der mich ständig begleitet. Meine Falthut-Kollektion wurde gerade mit dem „red dot“ ausgezeichnet. Das hat mich sehr gefreut, schließlich ist „red dot“ der bedeutendste Designpreis weltweit. Sollte ich mir am Samstag frei nehmen, radle ich gerne durch die Stadt zum Schaufenster-Bummeln: Zu den feinen Modeateliers wie von Natascha Müllerschön oder Adeline Marx, zu Talbot Runhof oder Christl und Sinn. Und immer steht ein Besuch der Buchhandlung Wortwahl in der Reichenbachstraße auf dem Programm.
Die Auswahl an Modebüchern ist für mich sehr inspirierend, aber auch bei Belletristik und vor allem Kinderbüchern werde ich dort immer fündig. Und wenn ich gerade bei Büchern bin: die Buchhandlung Geo-Buch am Viktualienmarkt liebe ich als ehemalige Geographie-Studentin natürlich auch. Einen solchen Tag runde ich dann ab im Vinorant Alter Hof bei einem Glas Frankenwein.
Bei dem herrlichen Wetter wie an diesem Wochenende mache ich am Sonntag natürlich einen Ausflug in die Umgebung. Das Franz-Marc-Museum in Kochel zeigt gerade die Ausstellung „Ich ist ein anderer – Gesichter einer Epoche“, die sich mein Mann und ich unbedingt ansehen wollen. Ob ich meinen Mann anschließend zu einer kleinen Wanderung bewegen kann, bleibt fraglich.
Sicher ist, dass wir auf dem Rückweg entweder in der Schwaige, der schönen Schlosswirtschaft in Nymphenburg einkehren oder im Ayinger Hotel-Restaurant. In Aying muss man unbedingt Wild essen und dazu das ausgezeichnete Ayinger Bier trinken. Wenn das Bier allzu gut geschmeckt hat, findet sich ein Bett im Hotel oder eine Rückfahrt mit der S-Bahn.
Und stolz bin ich natürlich darauf, dass die Hausherrin des Brauereigasthofs Hotel Aying, Angela Inselkammer und auch ihre Tochter Ursula, meine Hüte tragen.