Mit Doppelflinte Krankenhaus gestürmt

„Sie haben meine Mutter elendiglich verrecken lassen“: In München steht ein 58-Jähriger wegen versuchten Mordes in 38 Fällen vor Gericht. Der Mann wollte in dem Krankenhaus, in dem seine Mutter gestorben war, offenbar ein Blutbad anrichten.
von  Abendzeitung
Mit einer Waffe stürmte er ins Krankenhaus: Der Angeklagte vor Gericht
Mit einer Waffe stürmte er ins Krankenhaus: Der Angeklagte vor Gericht © Torsten Huber

MÜNCHEN - „Sie haben meine Mutter elendiglich verrecken lassen“: In München steht ein 58-Jähriger wegen versuchten Mordes in 38 Fällen vor Gericht. Der Mann wollte in dem Krankenhaus, in dem seine Mutter gestorben war, offenbar ein Blutbad anrichten.

Schreck-Sekunden im Krankenhaus Agatharied in Hausham: „Sie haben ein Gewehr. Geben sie das her“, schreit ein Arzt auf Station 1. Mutig greift der Mediziner die Flinte, die in einem Schlafsack gewickelt ist und überwältigt Georg J. (58). Die bereits alarmierte Polizei nimmt den mutmaßlichen Amokläufer noch am Tatort fest.

Der Fall passierte am 10. März 2010, gegen 23.55 Uhr, in der Nachtschicht. Jetzt steht der gelernte Maler vor dem Landgericht München II. Der Vorwurf: Mordversuch in 36 Fällen. Staatsanwalt Matthias Läpple hält Georg J. vor: „Der Angeklagte wollte mit der Waffe zunächst ungehindert auf Station 1 gelangen, um diese dann gegen das ahnungslose Krankenhauspersonal einzusetzen.“ Motiv: Ärzte und Pfleger seien Schuld am Tod seiner Mutter Anne J. (90†). Sie verstarb am 26. Februar 2010 im Krankenhaus Agatharied an einem Herzleiden. Sein Strafverteidiger Werner Kränzlein: „Mein Mandant wird sich nicht äußern und er bestreitet den Vorwurf des versuchten Mordes.“

Der Kriminalhauptkommissar Rainer K. (45) sagte im Zeugenstand: „Bei der Vernehmung sagte er, dass er indianisch denkt. Er wollte den Geist seiner Mutter noch einmal erleben. Deshalb wollte er auf die Station, wo seine Mutter verstorben ist. Aus Angst hat er das Gewehr mitgenommen.“ Der Beamte weiter: „Er wollte vielleicht noch einmal den Geist seiner Mutter spüren und dann Selbstmord begehen. Das könnte gut sein.“

Georg J. war viele Jahre Drogenabhängig. „Aber ich habe immer meine Arbeit gemacht“, erklärte der Angeklagte. Nach einem Sturz von der Leiter war er arbeitsunfähig, bekommt 500 Euro Rente. Vor 14 Jahren erkrankte seine Mutter. Sie wurde zum Pflegefall. Georg J., der damals mit der Mutter und Bruder in Tegernsee ein Mehrfamilienhaus besaß, kümmerte sich um sie: „Ich werde mit Methadon substituiert. Eine Drogentherapie konnte ich nie machen. Die hätte ein halbes Jahr gedauert. So lange konnte ich meine Mutter nicht allein lassen. Mein Bruder wollte die Pflege nicht übernehmen.“

Der Angeklagte stand zur Tatzeit unter der Ersatzdroge Methadon, mit der seit 14 Jahren seine Heroinabhängigkeit behandelt wird. Nach seinen Angaben geriet er mit etwa 18 Jahren in die Drogenszene. Nach mehreren Entzugstherapien sei er immer wieder rückfällig geworden. Dank der Substitutionsdroge sei er seit Jahren „clean“. Auf Zeugen wirkte er in der Tatnacht „gedämpft“, der Vernehmungsbeamte bezeichnete ihn als „konfus“. Der Prozess dauert an.

Die Flinte hatte er heimlich aus dem Waffenschrank seines Bruders genommen, der einen Waffenschein besitzt. Der Prozess dauert an. th

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