Mit dem Taxi ins Impfzentrum: Wann geht's los?

München - Vor jeder weißen Kabine steht ein schwarzer Hocker, darüber hängt ein rotes Lämpchen - zwanzigfach, in Halle C3 im Messezentrum in Riem. Alles ist fertig im Münchner Impfzentrum. Theoretisch könnten Ärzte hier bis zu 2.000 Menschen am Tag gegen Corona impfen.
Im Impfzentrum können 8.000 Menschen pro Tag geimpft werden
Würde die Stadt die Kapazitäten voll ausschöpfen, könnten in Riem 8.000 Menschen am Tag eine Impfung erhalten. In etwas mehr als einem halben Jahr wäre München dann komplett durchgeimpft. Wäre, könnte, würde - wie viele Konjunktive in diesen Berechnungen stecken, wurde am Montagvormittag, als der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) das Impfzentrum besuchten, deutlich.
Denn die Kabinen stehen zwar. Doch auf die Frage, wann sich dort tatsächlich Menschen impfen lassen werden, können weder der Ministerpräsident noch der OB eine Antwort geben. Denn es liegt - so betonten es beide - nicht in ihren Händen. Das Problem: Es gibt nicht genug Impfdosen. München erwartet in den nächsten vier Wochen 90.000 Stück, heißt es vom Gesundheitsreferat. Weil es nötig ist, zweimal zu impfen, könnten mit dieser Menge 45.000 Menschen eine Impfung erhalten.
Coronavirus: Zuerst Impfung via mobilen Impfteams
Doch in dem Impfzentrum soll erst einmal noch niemand eine Impfung bekommen. Der Plan ist, dass zunächst 20 mobile Impfteams die Bewohner und Mitarbeiter in Altenheimen impfen. Das sind laut OB Reiter 30.000 Menschen. Weil die Altenheime quer in der Stadt verteilt sind und weil es Zeit kostet, sie alle einzeln anzufahren, könne es sicherlich ein bis zwei Monate dauern, bis die Impfteams damit fertig sind.
Dann sollen die Münchner, die älter als 80 Jahre sind und in keinem Heim leben, einen Brief erhalten. Darin wird die Stadt sie dazu auffordern, einen Termin in dem Impfzentrum zu vereinbaren. Ohne Absprache soll niemand zu dem Impfzentrum Zutritt erhalten. Weil jedoch der Weg in die Messestadt gerade für alte Menschen beschwerlich ist, will die Stadt abfragen, ob die Senioren noch selbstständig dorthin kommen können. Für alle, die das nicht mehr schaffen, kann sich OB Dieter Reiter vorstellen, einen Fahrdienst einzurichten.
Corona-Impfstoff sei laut Söder ein "Lichtblick"
Von der Anmeldung am Eingang der Messehalle bis man geimpft nach Hause gehen kann, solle es laut der Münchner Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD) etwa eine Stunde dauern. Erst wenn alle Menschen über 80, alle Bewohner und Mitarbeiter von Heimen, Notaufnahmen, Rettungsdiensten und Pflegediensten geimpft sind, kommen die nächsten dran. Doch alleine die erste Gruppe besteht in München aus 120.000 Menschen.

Bis ganz Deutschland gegen Corona immun ist, wird es also noch lange dauern. "Es wird eine Geduldsprobe für uns alle", sagte Söder. Der Impfstoff sei bloß ein "Lichtblick" in einem sonst grauen, wolkenverhangenen Himmel. In ganz Bayern sind so wie in München 99 Impfzentren aufgebaut. Sie alle wären einsatzbereit - wenn auch genug Impfstoff vorhanden ist. Bestellt hat diesen die Europäische Union. Ob es zu wenig war? Ob die EU Fehler bei der Beschaffung gemacht hat? Das sei im Rückblick schwer zu beurteilen, sagte Söder.
Wo der Impfstoff für München gelagert ist, ist unbekannt
Dass der Impfstoff nun auch in München ankommt, sei jedoch eine logistische Herausforderung, sagte Gesundheitsreferentin Zurek. Einer der Impfstoffe, die momentan in Frage kommen, müsse bei minus 70 Grad gekühlt werden. Und wenn er aufgetaut ist, halte er sich nur noch fünf Tage. Irgendwo in München und Bayern stehen Lager für den Impfstoff. Wo sich diese befinden, wollen Stadt und Staatsregierung nicht verraten. Sie fürchten Diebstahl.
"Der Impfstoff muss beschützt werden", sagte Zurek. Denn nicht nur, wie viele Impfdosen Deutschland beschaffen kann, mache ihm Sorgen, sagte Ministerpräsident Söder, sondern auch die hohe Zahl der Impfskeptiker. Neben Corona habe sich noch ein zweites Virus ausgebreitet: "das Virus der Verunsicherung und der Ignoranz".