Mit dem Baby in den Job: So wird's möglich

Wenn die reguläre Betreuung für das Kleinkind einmal ausfällt: Das Projekt Eltern-Kind-Arbeitszimmer, das sich das Bildungsreferat ausgedacht hat, soll stadtweit Schule machen.
München - Das sind echte Stressmomente im Leben von Kleinkinder-Eltern: Plötzlich schnieft der Junior am Morgen, ganz und gar nicht Krippen-tauglich – aber man muss los, zur Arbeit. Oder spontan meldet sich die Tagesmutter krank. Oder: Die Kita macht mal wieder Ferien und kein Mensch hat Zeit zum Kinderhüten. Wer nicht den Luxus eines Homeoffice hat, dem bleibt oft nur: Sich selber krank melden oder wertvolle Urlaubstage nehmen.
Eine geniale Alternative hat für solche Notfälle das Bildungsreferat der Stadt gefunden: Stadtschulrat Rainer Schweppe hat im Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes in der Bayerstraße vor einem Jahr ein Eltern-Kind-Arbeitszimmer einrichten lassen. Zwei PC-Schreibtische gibt es da, dazu eine Spielecke mit Bilderbüchern für Knirpse, ein Kinderbett, einen Laufstall und einen kleinen Tisch mit Stühlen und Sesseln. Wenige Zimmer weiter steht eine Wickelkommode. Bis zu sechs Mal im Monat bringen Mütter und Väter hierher ihre Sprösslinge mit, wenn mal wieder die reguläre Betreuung ausgefallen ist.
Wie Steffi Sommermeier, die im Bildungsreferat in Teilzeit arbeitet. Dann brabbelt, krabbelt oder schlummert ihr kleiner Sohn Anton (2), während sie im selben Raum telefoniert und Mails und Akten abarbeitet. Wer, wie sie, den Raum nutzen will, kann ihn unkompliziert von daheim aus über die Infothek des Referats reservieren. „Mir war das wichtig, dass unsere Mitarbeiter Beruf und Familie noch besser vereinbaren können“, sagt Stadtschulrat Schweppe. „Dass unser Raum oft genutzt wird, zeigt ja, dass die Eltern dieses Angebot brauchen und wir mit unserer Entscheidung genau richtig lagen.“
Noch ist dieses Zimmer das einzige dieser Art in der Stadtverwaltung, in der rund 33 000 Menschen arbeiten. Aber das soll sich ändern. Die SPD-Stadtratsfraktion will in allen elf Referaten je mindestens ein Eltern-Kind-Arbeitszimmer einrichten lassen. „Das wäre ein weiterer Baustein für eine familienfreundliche Arbeitgeberpolitik“, sagt SPD-Stadträtin Anne Hübner. „Mit überschaubarem Aufwand lässt sich da eine große Wirkung erzielen.“ Bei den Referenten dürfte nicht viel Gegenwehr zu erwarten sein. CSU-Bürgermeister und Wirtschaftsreferent Josef Schmidt jedenfalls findet die Idee seines Koalitionspartners „charmant“: „Ich habe meinen Sohn Lenny selber schon im Büro dabei gehabt. Ich glaube, dass junge Eltern solche Arbeitsräume gerne annehmen und die Stadt so auch Arbeitsausfälle vermeiden kann.“
Ob die Idee für alle Referate praktisch umsetzbar ist, muss sich zeigen. „Wir unterstützen das natürlich“, sagt Kommunalreferats-Vize Edwin Grodeke, „allerdings gibt es in den städtischen Verwaltungsgebäuden keine Leerstände, die Raumkapazitäten sind begrenzt. Wir müssten prüfen, wo solche Räume untergebracht werden können.“ Ob das Beispiel Schule macht? Die Rats-SPD jedenfalls wünscht sich’s. Anne Hübner: „Auch private Firmen sind herzlich eingeladen, diese gute Idee zu kopieren.“