Mit Bombendrohung Bank überfallen: Ein Hilferuf?

31-Jähriger überfällt unmaskiert ein Geldinstitut. Vor Gericht schildert er, warum.
von  John Schneider
Ein Bankräuber muss sich vor dem Landgericht in München verantworten. (Symbolbild)
Ein Bankräuber muss sich vor dem Landgericht in München verantworten. (Symbolbild) © Peter Steffen/Archivbild

München - Er hat sich wirklich ziemlich dumm angestellt. Mit Absicht? Ohne Maske überfiel ein 31-Jähriger eine Bank in der Arnulfstraße. Da er zudem am selben Tag auch noch beim Schwarzfahren erwischt worden war, kam ihm die Polizei schnell auf die Schliche. Bereits am nächsten Tag wurde er festgenommen. Am Donnerstag begann der Prozess gegen ihn am Landgericht.

"In der Tasche ist eine Bombe, Geld her!"

Um den zu erwartenden Widerstand beim Überfall zu brechen, hatte Cem F. (Name geändert) am 14. Mai 2019 laut Anklage als Drohmittel eine Sporttasche dabei und einen Lottozettel, auf dem stand: "In der Tasche ist eine Bombe, Geld her!"

Cem F. ging damit zu einem der Kassenschalter, an dem sich zu diesem Zeitpunkt zwei Bankangestellte befanden. Er steckte den Zettel in die Schiebermulde in den Kassenbereich. Als eine Angestellte den Zettel herausnahm, hob der Räuber laut Anklage die Sporttasche hoch, um die Frau zur Herausgabe aufzufordern.

 

Die Frau bekam Todesangst und schob dem Bankräuber tatsächlich 13.210 Euro durch die Schiebermulde. Cem F. nahm das Geld und flüchtete.

Der Angeklagte sagte am Donnerstag, dass er wegen einer anderen Sache in der Psychiatrie untergebracht war. Er sei kurz vor der Tat entlassen worden, es sei ihm aber immer schlechter gegangen. Der Bankraub sei eine Art Hilferuf gewesen.

Cem F., der derzeit wieder in der Psychiatrie untergebracht ist, wird bei seinen Ausführungen immer wieder laut, wendet sich trotz der Ermahnung des Vorsitzenden Richters immer wieder an die Sachverständige, der er eine Mitschuld an seiner Misere gibt. Sie habe darauf bestanden, dass er ein Medikament nehmen müsse, obwohl ihm dessen Nebenwirkungen zu schaffen machten.

Täter wurde in der S-Bahn erkannt

Er habe sich am nächsten Tag selber stellen wollen. In der Hoffnung, dass man sich um ihn kümmern werde. Doch in der Nacht davor wollte er sich nochmal vergnügen. Er steckte einen Teil der Beute in Spielautomaten und besuchte ein Bordell. Insgesamt gingen so 1.120 Euro der Beute drauf.

Die Polizei fahndete derweil mit einem Foto nach dem unmaskierten Bankräuber. Mit Erfolg: Jemand erkannte ihn wieder, hatte ihn in der S-Bahn gesehen.

Die Polizei fand bei Cem F. noch 5.090 Euro der Beute, weitere 7.000 Euro ließ der Angeklagte drei Monate später über seinen ehemaligen Anwalt der Polizei aushändigen.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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