Mit Auto Tram blockiert: Der Mega-Strafzettel

MÜNCHEN - Falschparker, die eine Straßenbahn behindern, müssen jetzt nicht nur ihr Knöllchen und die Abschleppkosten zahlen, sondern auch die Taxi-Rechnungen der Fahrgäste.
Das Auto mal eben in zweiter Reihe geparkt, keine Lust auf nerviges Herumkurven: Die Quittung für diese Gelassenheit klemmt schnell am Wischer. Wer dabei die Trambahn blockiert, hängt nicht nur bald am Haken, sondern muss zusätzlich zu Bußgeld und Abschleppdienst den Schienenersatzverkehr (SEV) mit Taxen bezahlen. Und dann wird’s teuer!
Steckt eine Tram fest, alarmiert die MVG seit Mai 2009 die Taxi München eG. Statt behäbigen Bussen picken dann immer öfter wendige Großraumtaxen die Fahrgäste an den Haltestellen auf, bis die Störung behoben ist. Das Konzept hat sich so gut bewährt, dass die MVG mit Taxi München im Mai 2010 einen unbefristeten Vertrag abgeschlossen hat.
Im Probejahr riefen die MVG-Störungsmanager insgesamt 170 Mal in der Taxizentrale an, 1457 elfenbeinfarnene Autos rückten an, um den Fahrgästen das Warten zu ersparen. Zahlen, die sich inzwischen verdoppelt haben dürften. Je nach Umfang der Blockade waren drei bis 34 Großraumtaxen unterwegs. Das sind im Durchschnitt etwa acht bis neun Fahrzeuge pro Störung. Aus einem 25-Euro-Knöllchen für Parken in zweiter Reihe wird dann schnell eine saftige Rechnung, bei der einem schwindelig werden kann. Zwischen 600 und 1300 Euro sind drin, wie unsere Beispielrechnung zeigt (siehe Kasten unten).
Etwa 40 Prozent der Ausgaben für den Taxi-SEV hat sich die MVG bereits von Falschparkern und Unfallverursachern zurück geholt. Einige Verfahren sind noch offen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: „Bis sich Ersatzbusse durch die Stadt quälen, fährt die Tram oft schon wieder“, sagt Andreas Nagel, Sprecher der Aktion Münchner Fahrgäste. Die Strategie mit schnellen Taxen, deren Standplätze meist weniger als 500 Meter von den Haltestellen liegen, bezeichnet der 50-Jährige als „sinnvolle Synergie“. Auch Taxi München spricht von einer erfolgreichen Zusammenarbeit: Etwa 30 Euro werden der MVG pro SEV-Taxi im Schnitt berechnet.
Brennpunkte sind da, wo’s eng wird wie etwa im Lehel (Linie 17) oder im Glockenbachviertel (Linie 27): „Hier fahren zwar schmälere Trambahnen“, sagt Nagel. Aber auch die Falschparker müssten stärker in die Pflicht genommen werden. Denn schon das Bußgeld für das Stehen auf einem Behindertenparkplatz sei teurer (35 Euro), als in zweiter Reihe die Schienen zu blockieren (25 Euro). Doch wen interessiert das bei einem 1335-Euro-Knöllchen schon? Christoph Maier
SO TEUER KANN PARKEN SEIN
Wer jenseits der Markierungen oder in zweiter Reihe parkt, muss laut Polizei mit einem Strafzettel von 25 Euro rechnen. Blockiert der Wagen die Trambahngleise, kümmert sich ein Abschleppdienst um das Hindernis. Polizeigebühren wie etwa für den Einsatz des Streifenwagens (40 Euro) können zusätzlich entstehen.
„Für Anfahrt, Transport und Aufbewahrung des Autos in der Verwahrstelle werden in der Innenstadt im Schnitt 250 Euro fällig“, sagt Martin Stumpferl, Disponent beim Abschleppdienst Eichenseher.
Richtig teuer wird’s, wenn die MVG Taxen für den Schienenersatzverkehr (SEV) einsetzt: Im Schnitt reichen neun Fahrzeuge pro Störung aus. 30 Euro berechnet München-Taxi der MVG pro Wagen, macht 270 Euro. Alles in allem kostet das kurze Parken somit 585 Euro.
Allerdings kann sich diese Summe auch leicht mehr als verdoppeln: In einem Fall musste die MVG sogar 34 Taxen für den Ersatzverkehr rufen. Laut AZ-Rechnung ergäbe das inklusive Strafzettel und Abschleppen Kosten von 1335 Euro. cm