Mit 5,8 Promille erwischt

In Schwabing torkelt ein 37-Jähriger am Montag durch die Belgradstraße - und fällt natürlich einer Polizeistreife auf. Die Beamten finden schnell zwei Dinge über den Mann heraus. Erstens: Er ist sturzbetrunken, und zwar rekordverdächtig. Und zweitens: Er wird wegen Diebstahls gesucht.
von  Abendzeitung
Trinkfester geht es nicht: Ein Usbeke wurde auf der Belgradstraße mit astronomisch hohem Blutalkohol kontrolliert.
Trinkfester geht es nicht: Ein Usbeke wurde auf der Belgradstraße mit astronomisch hohem Blutalkohol kontrolliert. © abendzeitung

MÜNCHEN - In Schwabing torkelt ein 37-Jähriger am Montag durch die Belgradstraße - und fällt natürlich einer Polizeistreife auf. Die Beamten finden schnell zwei Dinge über den Mann heraus. Erstens: Er ist sturzbetrunken, und zwar rekordverdächtig. Und zweitens: Er wird wegen Diebstahls gesucht.

Andrej B. torkelte wie ein seekranker Matrose die Belgradstraße hinunter. Deshalb fiel er am Montagabend einer Streife der Polizei auch sofort auf. Gegen 17 Uhr hielten sie den sichtbar Betrunkenen auf Höhe der Nummer 128A an.

Für Polizei und Ärzte ein trauriger Rekord

Der 37-Jährige Usbeke machte erstmal keine Probleme. Er verstand jedes Wort, das die Beamten sagten, befolgte jede Anweisung und konnte ohne Hilfe laufen – das war nicht selbstverständlich. Denn als die Polizisten ihm ihr Alkoholmessgerät unter die Nase hielten und ihn blasen ließen, trauten sie wenige Sekunden später ihren Augen nicht: Andrej B. hatte einen Atem-Alkoholwert von 5,8 Promille. „So viel hatten wir noch nie, jedenfalls kann ich mich daran nicht erinnern“, sagte Polizeisprecherin Claudia Haas zu diesem Ergebnis – ein trauriger Rekord in München. Und ein sehr gefährlicher noch dazu: „Ein solcher Wert ist im Prinzip lebensbedrohlich“, sagt der Chefarzt des Bezirkskrankenhauses in Haar, Suchtmediziner Felix Tretter. Einen so „extrem hohen Wert“ hat er selbst noch nie erlebt (siehe Kasten). „Das ist wirklich seltsam.“

Der Rekordhalter Andrej B. wohnt laut Polizei in Aichach. Was er am Montag in München tat, ist unbekannt. Was er getrunken hatte: unbekannt. Ledig? Unbekannt – genau wie die Frage, was er beruflich macht. Sicher ist nur: Er wurde per Haftbefehl gesucht – wegen Ladendiebstahls. Wo er den begangen haben soll, ist ebenfalls unklar.

Nach der ersten Diagnose fuhr ihn die Streife sofort in die Klinik. Dort ließ man ihn ausnüchtern, er wurde dazu noch von Polizisten bewacht. Mittlerweile sitzt Andrej B. in einer Zelle des Polizeipräsidiums in München. Auf den Usbeken wartet jetzt ein Prozess - und vielleicht auch ein ganz böser Kater.

So viel Alkohol im Blut ist potenziell tödlich

5,8 Promille – das ist für jeden normalen Menschen ein potenziell tödlicher Wert. Schwerstalkoholiker können das überleben, weil sich ihr Gehirn laut dem Suchtmediziner Felix Tretter an solche Mengen gewöhnt hat. Um einen solchen Alkoholwert zu erreichen, müsste man theoretisch zwei Flaschen 30-prozentigen Korns in wenigen Minuten trinken – oder 1,1 Liter Vodka oder Whisky (40 Prozent). „Das entspricht neun Maß Bier, aber das ist rein mengenmäßig nicht zu schaffen“, sagt der Chefarzt des Krankenhauses in Haar.

Nach einer Stunde habe der Alkohol die Magen- und Darmwand passiert und das Blut geflutet. „Der Alkoholspiegel steigt rasant an“, sagt Felix Tretter, „und dann erreicht man diesen Größenbereich.“ Ein solcher Wert habe er aber selbst auf der Intensivstation noch nicht erlebt. „Es kommt auf den Menschen an. Manche kommen mit zwei Promille, und wir müssen ihre Vitalfunktionen unterstützen.“

T. Gautier

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