Missbrauchs-Prozess: Zehneinhalb Jahre Haft für Großvater

Im Prozess gegen einen 56-Jährigen, der seine Enkel missbraucht hat, ist das Urteil gefallen. Im Zuge des Verfahrens waren auch heftige Missbrauchsvorwürfe gegen das Piusheim in der Nähe von München bekannt geworden.
von  AZ/dpa
Das Gerichtsgebäude für das Amtsgericht, das Landgericht I und II in München.
Das Gerichtsgebäude für das Amtsgericht, das Landgericht I und II in München. © picture alliance / Peter Kneffel/dpa

München - Ein Großvater ist für den jahrelangen Missbrauch an seinen Stiefenkeln und deren Freunden zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der 56-Jährige habe eine "dissoziale Persönlichkeit", sagte der Vorsitzende Richter am Freitag. Seine "desaströse Kindheit" habe dem Angeklagte "ein völlig abseitiges Wertesystem ermittelt".

Mann missbraucht Kinder in Kirche - lange Haftstrafe

Das Landgericht München II sah es als erwiesen hatt, dass der Mann die Kinder immer wieder - beim "Sponge Bob"-Schauen, beim "Wahrheit oder Pflicht"-Spielen, beim Wandern und in einem Fall sogar in einer Kirche - missbraucht und vergewaltigt hat. Die Staatsanwaltschaft hatte zwölf Jahre Haft gefordert.

"Ich möchte mich bei allen Beteiligten entschuldigen und das meine ich ehrlich", sagte der 56-jährige Angeklagte kurz vor der Verkündung des Urteils. "Das tut mir sehr, sehr leid." Die Eltern der Opfer hielten sich bei der Urteilsverkündung an den Händen. Ihre Söhne leiden nach Gerichtsangaben an massiven psychischen Problemen.

Täter wurde selber missbraucht

Der Prozess hatte auch heftige Vorwürfe gegen ein früheres Erziehungsheim bei München ans Tageslicht gebracht. Denn der Angeklagte gibt an, als Kind und Jugendlicher selbst massiv missbraucht worden zu sein. Er sprach von Sexpartys und Prostitution in dem ehemaligen katholischen Piusheim in Baiern bei München.

Die Staatsanwaltschaft leitete daraufhin Vorermittlungen ein, die noch immer nicht abgeschlossen sind. Auch das Erzbistum München und Freising hat angekündigt, die Vorwürfe aufarbeiten zu wollen. Inzwischen haben sich noch zehn weitere mutmaßliche Betroffene gemeldet.

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