Missbrauch: Angeklagter durfte Handball-Kids weiter trainieren

Franz F. (Name geändert) war wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen angeklagt und durfte dennoch die Jugendteams des MTSV Schwabing trainieren. Jetzt wurde der Gymnasiallehrer zu zwei Jahren Haft verurteilt und lässt seine Vereinsämter ruhen.
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SCHWABING - Franz F. (Name geändert) war wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen angeklagt und durfte dennoch die Jugendteams des MTSV Schwabing trainieren. Jetzt wurde der Gymnasiallehrer zu zwei Jahren Haft verurteilt und lässt seine Vereinsämter ruhen.

Amtsrichter Robert Grain machte aus seinem Entsetzen keinen Hehl: „Während die Schule den Lehrer sofort suspendierte, konnte der wegen sexuellen Missbrauchs Angeklagte Franz F. (Name geändert) im Verein weiter Jugendliche trainieren. Das ist ein Wahnsinn.“ Der Vorwurf geht an die Adresse des MTSV Schwabing. Der Jugendtrainer des renommierten Handball-Klubs wurde jetzt zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Richter Grain ging dabei sogar über das von der Staatsanwaltschaft geforderte Strafmaß hinaus: „Der Bub erschien mir glaubwürdig.“ Eine Gutachterin bestätigte die Glaubwürdigkeit der belastenden Aussagen des heute 15-Jährigen. Der Schüler, er spielte im jahre 2005 für ein Jugendteam des MTSV, sagte aus, dass der Trainer nächtliche Zeltlager bei auswärtigen Handball-Turnieren nutzte, um ihm in die Hose zu greifen. Rechtskräftig ist das Urteil aber noch lange nicht. „Wir haben bereits Berufung eingelegt“, erklärt Anwalt Jochen Uher. Er glaubt nach wie vor an Rufmord. Der Verein sei seit dem Aufkommen des Verdachts informiert gewesen. „Mein Mandant hat den Verein selber von den Ermittlungen unterrichtet.“

"Ganz offen kommuniziert"

MTSV-Präsident Walter Linder bestätigt das: „Das wurde ganz offen kommuniziert.“ Jeder im Verein wusste davon. „Franz F. hat uns auch jetzt sofort über das Urteil gegen ihn unterrichtet. Er war sehr niedergeschlagen und hat angeboten, seine Ämter im Verein auch als Jugendtrainer ruhen zu lassen. Wir haben das angenommen.“ Es seien zwar wieder Jugendliche auf den Trainer zugekommen, er möge sie doch weitertrainieren. „Aber um Schaden von dem Verein abzuwenden, wird das nicht geschehen.“

Warum hat man nicht schon während des laufenden Missbrauch-Prozesses ähnliche Konsequenzen bis zur Klärung der Vorwürfe gezogen? Der MTSV-Präsident: „Wir wollten keine Vorverurteilung in dieser Sache. Auch die Jugendlichen haben das so gewollt, wollten weiter mit ihm trainieren. Es hat auch keiner irgendwelche Bedenken wegen Zeltlagern geäußert.“

John Schneider

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