Ministerpräsident Seehofer macht München Hoffnung: Bund für Olympia
MÜNCHEN - Beim Treffen von Seehofer und Ude im Rathaus verriet der Ministerpräsident: Die Kanzlerin wird das Bundeswehr-Grundstück Dachauer Straße freigeben. Bessere Chancen für die Winterspiele.
Der Bund wird jetzt doch das Bundeswehrgrundstück an der Dachauer Straße für ein Olympisches Dorf freigeben. Diese gute Nachricht brachte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) gestern mit zum Antrittsbesuch im Münchner Rathaus. OB Christian Ude (SPD) werde in den nächsten Tagen einen Brief von Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel „mit einer klaren Aussage zur Dachauer Straße bekommen“.
„Das erhöht die Chancen, die olympischen Spiele zu bekommen“, sagte Seehofer. Denn das Grundstück ist der wichtigste Grundstein für die Bewerbung um die Winterspiele 2018. Denn eine der wesentlichen Voraussetzungen ist: Ein kurzer Weg vom Olympischen Dorf zu den Wettkampfstätten in München.
Dafür hat es viele Verhandlungsgespräche mit der Kanzlerin und dem Bundesverteidigungsminister gegeben. Auf dem Grundstück steht das Bundeswehrverwaltungszentrum, das wollte der Bund erst nicht hergeben. Bei geschickter Aufteilung des Areals kann das auf diesem Grundstück mit neu gebaut werden.
Freistaat zahlt 37 Millionen Euro weniger als versprochen für den Ringtunnel
Ude beklagte bei seinem Gespräch mit Seehofer, dass der Freistaat weniger Geld für den Bau des dritten Ring-Tunnel am Luise-Kiesselbach-Platz gibt. Ude: „Es sind ein wenig ernüchternd nur 45 Prozent, wir hatten mit 60 Prozent der Kosten gerechnet.“ Diese 60 Prozent waren vor zwei Jahren zugesagt worden. Es gibt jetzt nur 123 Millionen Euro vom Land – weniger, als die CSU vor dem Tunnel-Bürgerentscheid 1996 versprochen hatte. Für München ist das ärgerlich: Denn der Stadt fehlen so 37 Millionen Euro - und für den Tunnel wird schon gebaut. Der Tunnel kostet insgesamt 398,5 Millionen Euro.
Besprochen wurden auch die S-Bahnpläne. Da hatte Ude am Vormittag mit Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) gesprochen. Die beiden waren sich einig, so Ude, den zweiten S-Bahntunnel voranzutreiben. Da zuckte allerdings Seehofer. Der will derzeit das umstrittene Thema (Tunnel oder S-Bahn-Südring) offen halten.
Ein Knackpunkt im Gespräch: Ein neuer Konzertsaal auf dem Marstallplatz, der bislang vom Land gewünscht wird. Dagegen drängt Ude darauf, die Philharmonie im Gasteig für alle Münchner Großorchester zu erneuern.
Es war Seehofers Gegenbesuch, nachdem Ude im Februar in der Staatskanzlei war. Horst Seehofer ist nach 40 Jahren der erste bayerische Ministerpräsident, der ins Rathaus kommt. Er trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Bis Alfons Goppel (1962) taten das alle einmal. Mit Franz-Josef Strauß hatte das 1978 aufgehört.
So kommt man ins Goldene Buch
Viele möchten sich darin verewigen - aber nur wenige dürfen das: Im goldenen Buch der Stadt. Wer da drin steht, der ist wirklich prominent und hat echt Großes geleistet. Zwei Bände gibt es davon. Der erste reicht bis ins Jahr 1963 und wird wie ein Schatz im Stadtarchiv verwahrt. Wer darf rein? Da sind ganz vorne die gekrönten Häupter, die München einen Besuch abstatten. Denn „Hochadel“ allein ist zu wenig. So kam das japanische Kaiserpaar, es kam natürlich Königin Silvia (Sommerlath) mit ihrem Carl Gustav und die holländischen, spanischen und norwegischen Königspaare. Dann Staats- und Regierungschefs. Wobei als „Regierungschef“ auch deutsche Ministerpräsidenten der Länder akzeptiert werden. So stehen darin Michail Gorbatschow, Richard von Weizsäcker oder Gustav Heinemann. Und natürlich jene, die Großes vollbracht haben: Die (deutschen) Fußball-Weltmeister von 1974, die Besatzung von Apollo 1 oder Michael Jackson. Nur einer steht zweimal drin: Josef Ratzinger: Erst als Kardinal, später als Papst. Einige Seiten fehlen: Die aus der Nazizeit von 1933 bis ’45. „Keiner weiß, wo sie sind und wer sie rausgerissen hat“, sagt Protokollchef Karl Heinz Lindemeir.
Willi Bock